Fastnachtsbrauch in Frohngau „Äezebär“ und Königin Letzte Aktualisierung
am 23.02.2016: Beschreibung in der Schulchronik 1933: |
Zur
Geschichte des „Äezebär“s (Erbsenbär): Strohbären
hatten früher eine weite Verbreitung in Deutschland. Im Rheinland war der
Erbsenbär vor dem Aufkommen des Karnevals auf den Dörfern eine der
herkömmlichen Figuren in der bäuerlichen Fastnacht. So gut wie jeder Ort mit
landwirtschaftlicher Prägung kannte den Strohbären. Heimatforscher,
Volkskundler und Wissenschaftler deuten die Herkunft unterschiedlich
(Winteraustreibung, heidnischer Brauch, Tanzbärengruppe). Beschreibung des Frohngauer Brauchs: Der
Frohngauer Brauch wird in Verbindung mit einem Heischegang durch das Dorf
durchgeführt. Nach
Angaben von Peter Kirch aus Frohngau (* 1869 +1946) wurde der Brauch bereits
im 19. Jahrhundert durchgeführt und wird hier in Frohngau in gleicher Weise
bis heute gepflegt. Die Ursprünge sind
nicht mehr feststellbar. Es
nehmen die Kinder des Dorfes von 6 bis 14 Jahren (früher Volksschulalter)
teil. Jungen
und Mädchen bilden jeweils eine Sammelgruppe. Der
älteste teilnehmende Junge stellt den „Äezebär“
(Winter?) dar und wird Stunden vor dem Heischegang in einer Scheune mit
Erbsenstroh umwickelt. Unter
den jüngsten teilnehmenden Mädchen wird eine Königin (Frühling?) ausgewählt und entsprechend eingekleidet. Einige Wochen vor
Fastnacht treffen sich die Ältesten jeder Gruppe zur Vorbereitung. Für jedes Kind wird
festgelegt, was es einsammelt. Die Kinder erhalten dann
einige Tage vor Fastnacht einen Zettel, auf dem angegeben wird in welcher
Gruppe sie sind und was eingesammelt wird. Am Fastnachtsmontag treffen sich die kostümierten Kinder morgens am
Kosthaus und ziehen, angeführt von „Äezebär“ und Königin, von
Haus zu Haus. Dabei werden die untenstehenden Sammellieder gesungen und Eier,
Butter, Milch, Mehl, Backpulver, Zucker, Salz und sonstige Lebensmittel sowie
Geld gesammelt. Die gesammelten
Lebensmittel werden ins Kosthaus
gebracht, wo sie von Eltern zubereitet werden. Nach dem Sammeln kommen
die Kinder im Kosthaus zusammen um gemeinsam zu essen und zu spielen. Hier verbringen sie den Montag und den
Dienstag. Bevor das Pfarrheim zur
Verfügung stand, suchten die Jungen und die Mädchen jeweils getrennte
Kosthäuser unter den Eltern der beteiligten Kinder. Seitdem das Pfarrheim
besteht, ist das Kosthaus dort und wird von Jungen und Mädchen gemeinsam
benutzt. Beschreibung in der Schulchronik 1933 von Lehrer
Jakob von den Busch: Seit vielen Jahren besteht an unsrem Orte ein
Fastnachtsbrauch, der hier Beachtung finden möge. Die Mädchen der Schule wählen einige Zeit vor
Fastnacht aus ihrer Reihe eine Königin, die Jungen Einen „Äezebär“. Jede Abteilung
(Mädchen-Knaben) für sich sucht ein Kosthaus für die Fastnachtstage. Diese
Wahl sowie das Kosthaus werden streng geheim gehalten. Nun geht es an ein Raten und Tuscheln. Die Mädchen möchten so gerne von den Jungen wissen,
wer „Äezebär“ werden soll und welches Kosthaus sie gesucht haben.
Umgekehrt versuchen die Jungen zu erlauschen, wer Königin sein soll und wo
das Kosthaus der Mädchen sich befindet. Gewöhnlich wird eines der kleinen
Kinder der „Verräter“. Ist ein größeres Kind der "Verräter'
gewesen, dann folgt als Strafe wohl auch Ausschluss von einer Mahlzeit. Am
Fastnachtstage selbst, nach Beendigung des Unterrichts schmücken nun die
Mädchen ihre Königin mit Krone, Bändern, Schleifen und vieles mehr. Es werden
ihr zwei Führerinnen, ebenfalls geschmückt, beigegeben. Die übrigen versorgen
sich mit Schüsseln, Flaschen, Büchsen, Eimern und spitzen Hölzern. Die
Königin führt ein kleines Sparbüchschen mit sich. Nun geht es singend durchs
Dorf von Haus zu Haus. Gaben wie Mehl, Zucker, Backpulver, Eier, Milch,
Kaffee, Speck und Geldstücke werden gerne entgegengenommen. Der Speck wird
auf die spitzen Hölzer aufgespießt. Ein Lied ist jedes Mal der Dank. Die Jungen umwickeln ihren Erkorenen mit
Erbsenstroh, legen ihm eine Kette um und nun ziehen auch sie singend und
Gaben heischend mit ihrem „Äezebär“ durchs Dorf. Als Dank muss
der Bär mit einem Tanz seine Referenz machen. Dann wird das Gesammelte ins
Kosthaus gebracht. Fehlendes wird von dem erhaltenen Gelde gekauft.
Gemeinsam, allerdings getrennt nach Mädchen und Knaben, werden dann im Lauf
der Fastnachtstage die Speisen verzehrt, wobei es an ausgezeichnetem Appetit
nicht fehlt. Selbstverständlich wird die Menge der gesammelten Gaben
verglichen. Einmal sind die Mädchen, ein anderes Mal die Jungen die
Glücklicheren.
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