Chronik der Schule zu Frohngau Seite 1 Lehrer Josef Beißel 13. Oktober 1868 bis 12. März 1897
Chronik der Schule zu Frohngau §. 1. Das Schulhaus Gegenwärtiges Schulhaus1) wurde gegen Ende der dreißiger Jahre an der Stelle des alten, weil zu kleinem und dazu bau- fälligem Schulhauses, aufgeführt. Leider ist die Baute da- mals allzurasch fertig gestellt worden. Die Gemeinden Frohngau und Buir, denen als Schulverband die Instandhal- tung des Schulhauses obliegt, haben die schlimmen Fol- gen davon schon theuer büßen müssen und werden die Nach- wehen dauern, so lange dieses Schulhaus besteht. Nament- lich ist das Mauerwerk der Südwestseite, der sog.2) Schlag- seite des Gebäudes derart, daß das Wasser im Winter innerhalb des Schulsaales förmlich heruntertreibt. Ein Schutzdach von Dachziegeln, nach Abnutzung und Wiederentfernung dessen ein mehrmals angewen- deter Bewurf mit Mörtel vermochten das Übel nicht zu heben. Seit den wenigen Jahren seines Be- stehens hat das Schulhaus in genannten Reparatur- arbeiten, in einem neuen mit Mörtel einge- schmierten Ziegeldach, in neuen Schulfenstern, neu- er Beplattung der Küche etc. der Gemeinde schon viele Ausgaben verursacht. Trotzdem sind die Räume des Schulhauses derart in Unstand, daß man selbige als unbe- wohnbar bezeichnen muß. Im Schulsaal selbst sind schon oft Plakaten3) aus der Decke heruntergefallen und nicht in weiter Ferne wird es nothwendig werden, die Gesamt-De- cke des Schulhauses zur Hälfte neu herzustellen, weil die Trag- lagen der Decke in der nassen Mauer mit der Zeit durch Fäulnis abgenutzt werden.
Zeichenerklärung:
Schulhaus 1) = heutiges Pfarrheim sog. 2) = sogenannten Plakaten 3) = Teile
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Seite 2 §. 2. Das Lehrerpersonal Nach häufigem Wechsel der in früherer Zeit mit den Lehr- kräften an hiesiger Schule stattgefunden, war es der Herr Lehrer Stappen, der über 30 Jahre lang an hiesiger Schule tätig war. Nachdem H. Stappen pensioniert wor- den war, wurde hiesige Schulstelle zwei Jahre lang von dem Aspiranten Peter Schönenberg verwaltet. Mit dem Herbste des Jahres 1868 ward die hiesige Schul- stelle dem im Seminar zu Brühl gebildeten Lehrer Joh. Jos. Beißel, der zwei Jahre früher die Winterschu- le in Buir verwaltet hatte, provisorisch übertragen. Im Jahre 1874 Sept. den 1. bis 4. machte Beißel die Wie- derholungs-Prüfung in Brühl. Aufgrund des hier er- langten Zeugnisses wurde Beißel unterm 2. Oktob. 1874 von der Königl. Regierung zu Aachen für be- fähigt zur definitiven Anstellung im Elementar- Schulfache erklärt. Aufgrund eines Antrages seitens des Schulvorstandes von Frohngau u. Buir wurde dem Beißel sodann laut Urkunde der Königl. Regie- rung zu Aachen unterm 16. Nov.1874 die Verwaltung der Schulstelle zu Frohngau definitiv übertragen.
Einzelnes über das frühere Lehrpersonal:
Paul Radermacher aus Dorsel hat Lehrerstelle und Kirchen- dienst versehen vom J. 1802 bis zum J. 1826. Radermacher ist später Schöffe (Vorsteher) gewesen; er ist sehr alt geworden; denn er ist erst gestorben im J. 1858.
Nach Radermacher sind in Frohngau tätig gewesen: Riffelen aus Palmersheim, Schmitz von Witscheiderhof, Poll aus Urfey, Pütz aus Soetenich, Schmitz aus Nöthen, Stappen aus Alendorf.
Herr Lehrer Stappen war im J. 1832 schon in Frohngau; denn er war mit dabei, als im J. 1832 die Firmlinge der Pfarrei nach Eiks zur Firmung wurden. Geblieben ist er von da ab in Frohngau noch nicht; später kam er als Winterlehrer nach der Filiale Buir und von dort bleibend nach Frohngau. Herr Stappen starb am 03. Nov.1869. „Segen seinem Andenken!“
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Seite 3 §.3. Die Verwaltungs-Organe Im Jahre 1868, seit welchem Zeitpunkte Schreiber dieser Zeilen nur berichten kann, war der Land-Dechant Herr Pfarrer Nelles von Zingsheim Schul-Inspektor im hiesigen Pfleg-Be- zirke des Kreises Schleiden, der zu jener Zeit in zwei Schulbezirke eingeteilt war. Auf Herrn Nelles folgte als Schul-Inspektor Herr Tellers, Rektor an der Besserungs-Anstalt in Steinfeld. Bei der besseren Regelung der Schulverhältnisse durch mannig- fache nützliche Schulgesetze wurde vom 1. Oktober 1874 ab Herr Dr. Phil. Ratte zum Kreis-Schul-Inspektor für die Kreise Schleiden und Montjoie4) berufen. Mittels Verfügung Königl. Regierung vom 23. Februar 1875 wurde Herr Pfarrer Wurth von hier als Lokal-Schul-Inspektor entlassen und an seiner Stel- le der Herr Kataster-Kontrolleur Jackle von Buirhaus er- nannt. Von großem Belang für das Gedeihen der Schule war die unterm 15. Jan. 1874 durch Königl. Regierung zu Aachen erlassene Instruktion über die Behandlung der Schulversäum- nisse in den Elementarschulen, sowie die diesbezüglich spe- ziellen Verfügungen des Königl. Landratsamtes zu Schleiden. Da nebst Handhabung dieser Instruktion auch zweimal im Jahre die vorgeschriebene Entlassungs-Prüfung stattfand, und die Kinder erst nach zurückgelegtem gesetzlichen Alter entlassen wurden, so begannen Eltern wie Schüler die Schule mit ganz anderen Augen anzusehen.
Mit dem 1. April 1877 erhielten die Lehrer des Kreises Schlei- den zum Kreis-Schulinspektor den Rektor Herrn Vandenesch. An Stelle unseres bisherigen Kreis-Schulinspektors Herrn Vandenesch, der als Regierungs- und Schulrat nach Minden versetzt wurde, erhielten wir unterm 13. Januar 1888 in dem Herrn Dr. Schaffrath einen neuen Kreis-Schulinspektor.
Zeichenerklärung: Montjoie4) = Monschau
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Seite 4 §.4. Die Schulfesttage Von jeher war es wie anderorts so auch in unserer Schule Brauch und Sitte, den Geburtstage Sr. Majestät des Königs und Kaisers in feierlicher Weise zu begehen. Durch patriotische Vorträge und Gesänge wurde dieser Tag verherrlicht und das Schlußgebet der Feier an diesem Ta- ge in der Intention verrichtet, Gott wolle den Landesvater noch lange zum Heile des Landes erhalten. Seit dem Jahre 1872 wurde auch der 2te September, der Siegestag von Sedan, in patriotischer Weise gefeiert. Ueber die Art u. Weise der Feier dieses National-Gedenktages ward jedes- mal der vorgesetzten Behörde Bericht erstattet. Am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers, sowie bei Gelegenheit der Sedanfeier wurden sämtliche Schulkinder mit Brezeln beschenkt. Am 10. März des Jahres 1876, dem 100- jährigen Geburtstage der hochseligen Königin Louise, fand zur Ehre und zum Ruhme der Frühverklärten eine entsprechende Schulfeier statt. Zum ersten Male wehte auch an diesem hehren Tage die neue Schulfah- ne "Germania" zur Ehre der hochseligen Landesmut- ter Preußens und Deutschlands.
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Seite 5 § 5. Die Besoldung Laut Kompetenz‑Verzeichniß vom 31. Dezember 1868 waren damals die mit der Schulstelle verbundene Emolumente folgen- de: 1. Freie Wohnung im Schulgebäude; 2. Brandholz von der Ge- meinde Frohngau, wie jeder nutzungsberechtigte Einwohner letzterer Gemeinde; 3. Ein jährliches Fixum von 180 Thlrn., geschrie- ben: einhundertundachtzig Thlrn., wovon die Summe von einhundert u. vierzig Thalern aus den betreffenden Gemeindekas- sen Frohngau-Buir und der Rest von vierzig Thlrn. durch Staats- Zuschuß gezahlt wird; 4. Einen Garten resp. bis zu dessen Be- schaffung eine aus den genannten Gemeindekassen zu zah- lende Vergütung von jährlich fünf Thlrn.
Zu der Lehrerbesoldung von 180 Thlrn. kam im Jahre 1872 ein weiterer Staats-Zuschuß von 70 Thlrn., somit betrug die Besol- dung seit 1872 zweihundert u. fünfzig Thlr.. Dazu kam vom 1. Ja- nuar 1873 ab ein weiterer jährlicher Staats-Zuschuß von 25 Thlrn. Die Lehrerbesoldung betrug also jetzt zweihundert fünf und siebzig Thlr.. Bei dieser Regelung des Lehrgehalts wur- de zu gleicher Zeit die Gemeinde um 100 Thlr. entlastet. Die- se 100 Thlr. übernahm der Staat zu der früheren Stellen-Zu- lage. Der Staat zahlte daher zu hiesiger Schulstelle: 40 Thlr., 70 Thlr., 25 Thlr. u. 100 Thlr; in Summa: zweihundert fünf u. dreißig Thlr. Staats-Zuschuß. Die Gemeindekassen hatten nunmehr nur 40 Thlr. zur Schulstelle zu leisten, welche nebenbei be- merkt auch durchs Schulgeld der schulpflichtigen Kinder auf- gebracht wurden.
An der Gehalts-Regulierung im Jahre 1875, wo das Minimum der Lehrerstelle auf 900 Mark gesetzt wurde, hatte der Lehrer hiesiger Schulstelle keinen Vorteil, weil ihm, als Inhaber der Küsterstelle, die zum Minimalsatze fehlenden 75 Mark aus den kirchlichen Neben-Einkünften in Anrechnung gebracht wurden.
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Seite 6 § 6. Die Küsterstelle Im Herbste 1868, am 13. Oktober, fing Unterzeichneter, als Leh- rer nach Frohngau berufen, die Schule in Frohngau an. Der frühere Lehrer, Herr Stappen, versah noch die Küsterstelle. So lange man wußte, war in Frohngau die Küsterstelle mit der Lehrerstelle verbunden gewesen. In der Nacht nach dem Allerseelentage 1869 starb Herr Lehrer Stappen. Auf Wunsch des alten Herrn Pfarrers Wurth nahm ich zu Neujahr 1870 die Küsterstelle an und so war von diesem Tage an die Küsterstelle wieder mit der Lehrerstelle in alther- kömmlicher Weise verbunden. Alles ging nun gut, bis zu dem Tage, wo das Lehrergehalt auf 900 M erhöht wurde; da wurden mir aufgrund meines kirchlichen Einkommens jedes Jahr 67 M 50 Pf aufs Lehrergehalt angerechnet. Ich hatte also nicht, wie meine Kollegen, 900 M als Lehrer, sondern nur 832,50 M. Mit dem 1. April 1886 trat das neue Pensionierungsgesetz in Kraft. Herr Kreis-Schulinspektor Vandenesch wollte jetzt die mit den Schulstellen verbundenen kirchlichen Ämter, der etwa eintretenden Pensionierung wegen, genau ge- regelt wissen. Und so sagte er zu mir im Dezember 1886, wo er mich in dieser Angelegenheit nach Schleiden bestellt hatte: "Er könne aus den Akten gut nachweisen, daß in Frohngau die Küsterstelle mit der Lehrerstelle altherkömm- lich verbunden sei." Der oben genannt Abzug aber ist geblieben bis zur Neuregulierung des Gehaltes am 01. April 1896. In diesem J. 1896/1897 habe ich mein Lehrergehalt voll und ganz bezogen.
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Seite 7 Chronik der Schule zu Frohngau in chronologischer Aufeinanderfolge
Frohngau den 2. Sept. 1872
Gemäß Verfügung der königlichen Regierung vom 12. August 1872, wurde heute, d. 2. Sept. zum Ersten Male der glorreiche Tag der Einnahme von Sedan in unserer Schule festlich begangen.
Zur Eröffnung der Feier wurden Beispiele echter, thatkräftiger Vaterlandsliebe vorgeführt, wie z. B. Pionier Klinke, Feldwebel Probst u. a. um die Gemüther der Kinder in patriotische Stim- mung zu versetzen. Daran knüpfte der Lehrer sein eigenes Wort der Belehrung an und legte den Kindern dar, wie die Schule den Beruf habe, die Kinder mit einem hinreichenden Maße von Kenntnissen u. Fertigkeiten auszustatten, damit sie später als wohlgeschulte Bürger dem Staate Ehre machten u. zu seiner Hebung zu handeln und Hand anzulegen wüßten; wie die Schule die Aufgabe habe, den Knaben Anleitung im Turnen zu geben, um so zu ihrer späteren militärischen Lauf- bahn einen Anfang zu machen und so dem Staate einen kleinen Dienst zu leisten, wie es endlich gerade Pflicht der Schule sei, in Gemüth, Herz und Sinn der Kinder Patriotis- mus zu erwecken, damit sie als deutsche Männer und deutsche Frauen ihr Vaterland lieben und schätzen lernten.
Nun wurde die Preußische Volkshymne von einem Kin- de deklamiert und dann vom ganzen Chor gesungen. Hiermit ward die Feier im Schulsaal selbst geschlossen, a- ber wir wollten unserer patriotischen Stimmung auch öffentlich Ausdruck geben; deshalb verließen wir das Schul- haus und begaben uns ins Freie. Wir zogen in geordne- ter Reihe nach dem bei unserem Dorfe gelegenen Wäld- chen „Harth.“ Während des Zuges sangen wir das Turner- lied: „Turner ziehe froh dahin!“ Den Abhang des Waldes hin- an ward der Düppeler Marsch angestimmt: „Frisch auf Kame-
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Seite 8 raden zum Sturm heran und zeiget, was der Preuße kann!“ Auf der Höhe angelangt, sangen wir die Wacht am Rhein: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall“ und „Wer will unter die Soldaten.“ Zum Schluß sangen wir wieder das oben erwähnte Turnerlied, worauf der Lehrer die Kinder ent- ließ, welche unter lautem Jubel sich nach Hause begaben. Da sich die Feier schon über die vormittägigen Schulstun- den erstreckt hatte und auch die Hälfte der Schuljugend ent- fernt von der Schule wohnt, so haben wir des Nachmittags gefeiert, d. h. den Schulunterricht zur Verherrlichung des Tages ausgesetzt. So verlief der 2te September in heiterer und froher Stimmung für Lehrer und Schüler.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 22. März 1873
Heute ward das Geburtsfest Sr.5) Majestät des Kaisers, durch patriotische Vorträge, Deklamationen und den Gesang vaterländischer Lieder in festlicher Weise gefeiert. Das Schlußgebet wurde für den hehren Landesherrn zum Himmel emporgesandt.
Beißel Lehrer
Zeichenerklärung: Sr.5) = Seiner
Frohngau, d. 2. September 1873
Es ward dieses glorreichen Tages von Sedan durch Unterhaltung mit den Kindern über die passenden geschichtliche Ereignisse, durch Deklamation einschlagen- der Gedichte, sowie durch patriotische Gesänge in feierlicher Weise gedacht.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 22. März 1874
Heute ward das Geburtsfest Sr.5) Majestät des Kaisers, durch patriotische Unterhaltung, durch Deklamation u. Gesang vaterländischer Lieder festlich begangen. Das Schlußgebet ward für unseren hehren Landesvater verrichtet.
Beißel Lehrer
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Seite 9 Frohngau, d. 9. September 1874
Die Sedanfeier ward in diesem Jahre in hiesiger Schule nicht begangen, die Schule ward ausgesetzt, weil der Lehrer vom 1. bis zum 4. September im Seminar zu Brühl seine Wie- derholungs-Prüfung machte.
Beißel Lehrer
Frohngau, den 22. März 1875
Auf Anordnung des seit dem 23. Sept. zum Lokal-Schulinspektor berufenen Kataster-Controleurs Herrn Jackle war die Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers auf 10 Uhr anberaumt. Der Schulvorstand war zu dieser Feier eingeladen. Nach einer Ansprache des Lehrers über die Bedeutung des Tages wechselten zur Verherrlichung des Festes patriotische Deklamationen und Gesänge miteinander ab. Das Schlußgebet ward für den hohen Landesvater gemeinschaftlich verrichtet.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 24. März 1875
Zum Erstenmal fand am heutigen Tage eine Schul‑ und Entlassungsprüfung statt, welcher der Lokalschulinspektor Herr Jackle, so wie andere Mitglieder des Schulvorstandes bei- wohnten. Es bildet dieser Tag einen Wendepunkt in der Ge- schichte unserer Schule, einen Wendepunkt zum Besseren, einen Wendepunkt zur Ordnung. Bis jetzt behielten die El- tern die Kinder, wenn sie das gesetzliche Alter erreicht hatten, ja manchmal auch noch früher, von der Schule zurück. Von einer Entlassungsprüfung war keine Rede. Diese Anord- nung hatte nun ihr Ende erreicht. Bei der gewissenhaften Behandlung der Schulversäumnisse nach der unter dem 15. Jan. 1874 von der königlichen Regierung zu Aachen erlassenen Instruktion, wagte es keiner mehr sein Kind der Schule zu entziehen, bis es bei der um Ostern oder vor den Herbstfe- rien stattfindenden Schulprüfung wirklich entlassen wor- den war. Daß die nun immer nach Vorschrift stattfindende Entlassungsprüfung bei den zu entlassenen Schülern einen regen Fleiß und großen Eifer zum Lernen hervorrief, ver- dient noch besonders der Erwähnung. Dank zur Ordnung!
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Bei der heute abgehaltenen Prüfung wurden entlassen: Kirch Mathias und Schnichels Elisabeth, beide aus Buir.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 2. Sept. 1875
Die heutige Feier des Tages von Sedan war von dem Lokal-Schulinspektor Herrn Jackle auf ein Halb10 Uhr anbe- raumt. Auch der Schulvorstand war zur Feierlichkeit einge- laden. Das Fest wurde gefeiert durch Unterhaltung über die Ereignisse von Sedan, durch Deklamation geschichtlicher Ge- dichte und durch Vortrag vaterländischer Gesänge.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 23. Sept. 1875
Auf den heutigen Tag ward vom Lokal-Schulinspektor Herrn Jackle die Schul- und Entlassungs-Prüfung angesetzt. Es wurden dabei aus der Schule entlassen: Radermacher Barbara aus Frohngau, und Kurth Gertrud und Müller Anna Maria aus Buir.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 10. März 1876
Gemäß Verfügung Königl. Regierung vom 24, Februar 1876 ward am heutigen Tage der 100 jährige Geburtstag Ihrer Majestät der hochseligen Königin Louise von Preußen in entsprechender Weise begangen. Zur Ehre und zum Ruhm der Frühverklärten ward der hochseligen Königin edles Leben an der Hand eines Geschichtsbüchleins mit den Kin- dern durchgegangen. Zum besseren Verständnis wurden den Kindern die notwendigen Erläuterungen über Par- tien aus den Freiheitskriegen gegeben. Das bewegte Geschichts- büchlein ward uns zum Zwecke dieser Feier vom Bürgermei- sterei-Amte eigens zugesandt worden. Zum Erstenmale machte auch an diesem hehren Tage die neue Schulfahne „Ger- mania“ zum Ruhm der Hochseligen Landesmutter von Preußen und Deutschland.
Beißel, Lehrer.
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Frohngau, d. 22. März 1876
Die Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers ward vom Lokal-Schulinspektor Herrn Jackle auf halb 10 Uhr anberaumt. Der Schulvorstand war auch zur Feier erschienen. Nach kurzer Unterhaltung des Lehrers mit den Kindern über die Bedeutung des Tages wechselten zur Verherrlichung des Festes Deklamati- onen patriotischer Gedichte und Vaterlandslieder miteinan- der ab. Deklamiert wurden: „Derflinger“; „Frobens Aufopferung“; „Ziehten“; „Blücher“ und „der freie deutsche Rhein“. Im Gesang ka- men zum Vortrag: „Die preußische Volks-Hymne: Heil Dir im Siegerkranz!“ „Laßt Lieder erschallen!“ „O du Deutschland ich muß marschieren!“ „Der Trompeten Schlachtgeschmetter“; „Morgenroth“; und „Die Wacht am Rhein“. Den Kindern wurden darauf für ihre fleißige Beteiligung Zuckerbrötchen und Bier verabreicht. So verlief die Feier in der heitersten Stimmung. Das Schluß- gebet ward gemeinschaftlich für den Theuren Landesvater ver- richtet
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 10. April 1876
Bei der heute im Beisein des Lokal-Schulinspektors Herrn Jackle abgehaltenen Schulprüfung wurden aus der Schule entlassen: Evertz Susanna und Kirch Susanna, beide von Frohngau. Die genannten Kinder wurden unter Einhän- digung ihrer Zeugnisse mit den besten Segenswünschen fürs Leben entlassen.
Beißel Lehrer
Frohngau, im Juli 1876
An einem Donnerstag des vorstehenden Monats Juli ver- sammelten sich die Lehrer und Aspiranten des Conferenzbezir- kes Nettersheim zu einer gemeinschaftlichen Conferenz in unserem Schullokal. Auch der Lokal-Schulinspektor Herr Jackle und der Herr Bürgermeister Nelles waren zur Confe- renz erschienen. Als praktische Conferenz-Arbeit wurde die geometrische Aufgabe „das Viereck“ vorgeführt. Die verschie- denen Arten des Dreiecks, seine Ausmessung und Berechnung wurde veranschaulicht durch Zeichnung an der Schultafel. An mehreren praktischen Aufgaben aus dem Leben wurde das
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Erlernte geübt und erhärtet. Dem ganzen Vorgang folg- te die Versammlung mit der gespanntesten Aufmerksam- keit. Zum Schluß wurden von den Kinder die Naturlie- der: „Zufriedenheit: Was frag ich viel nach Geld und Gut!“ u. „Reisesegen: Wem Gott will rechte Gunst erweisen!“ gesun- gen
Beißel Lehrer
Frohngau, d 2. September 1876
Die Feier des glorreichen Tages von Sedan begann auf Anordnung des Lokal-Schulinspektors Herrn Jackle bald nach 9 Uhr. Die Schulfahne „Germania“ wehte zur Ver- herrlichung des Tages und der Schulvorstand war zur Festfeier erschienen. Er wurde in einer Unterredung des Lehrers mit den Kindern daran erinnert, wie hochmüthig und prahlerisch Napoleon diesen ungerechten Krieg begann, und wie schrecklich er bald darauf am Tage von Sedan gestürzt wurde. Darauf wurden als Deklamation vorge- tragen und nach dem jedesmaligen Vortrag gesungen die nachfolgenden patriotischen Gedichte: „Soldatenlied von 1870: König Wilhelm saß ganz heiter“; „Nach Paris: Weißen- burg, Weißenburg!“ „Die Kaiserjagd: Nun rings die Fahnen aufgehängt!“ und: „Napolium: Was kräucht dort in dem Busch herum?“ Das Schulgebet wurde an diesem Tage verrichtet um Gottes Segen herabzuflehen über un- ser gemeinsames deutsche Vaterland. Von Kindern wur- den bei dieser Festfeier Brezeln verabreicht. Beißel Lehrer
Frohngau, d. 6. Oktober 1876
Am heutigen Tage wurde in Gegenwart des Lokal-Schul- Inspektors des Herrn Jackle und des Schulvorstandes die Schul- und Entlassungs-Prüfung vorgenommen. Es wurden nach Austeilung der Entlassungs-Zeugnisse mit den besten Segenswünschen fürs Leben entlassen folgende: Hoevel Christian u. Kirch Joseph von Frohngau und Müller Christian von Buir. Beißel, Lehrer.
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Seite 13
Frohngau, d. 22. März 1877
Zu der heute stattfindenden Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm I. hatten sich außer dem Lokal-Schulinspektor dem Herrn Jackle der Schulvorstand und noch besondere Schul- u. Jugendfreunde eingefunden. Mit einer kurzen Ansprache des Lehrers an die Kinder ward die Feier eröffnet. Er legte in dersel- ben dar, wie unser erlauchtes Herscherhaus, das Haus Hohenzol- lern sich um die Volksschulen besonders verdient gemacht habe; ja, daß die Volksschulen oder das Volksschulwesen in Preußen ein Muster für ganz Deutschland. Dieser Ansprache folgten ein drei- maliges Hoch auf S. Majestät und die Preußische Volks-Hymne: „Heil Dir im Siegerkranz!“ Zur Verherrlichung des Tages wurden dann Deklamationen vaterländischer Gedichte und patriotische Ge- sänge vorgetragen. Deklamiert wurden: „Der Held von König- grätz“ und „Von den preuß. Generalen“; Gesungen: „Laßt Lieder er- schallen!“ Deklamiert: „Steinmetzlied und „Unsrern Husaren“ Ge- sungen: „Morgenroth“; Deklamiert: „Siegeslied zum 3. Juli 1866“ und „Am 3. Juli 1866“; Gesungen: „Der Trompeten Schlachtgeschmetter“. De- klamiert: „Der Vater und der Sohn“ und „Der Lorbeerkranz“. Gesun- gen: „Ich bin ein Preuße!“ Deklamiert: „Ein neues Lied“ und: „Der siebentägige Krieg in Böhmen“; Gesungen: „Friedrich Karl, der rothe Reiter“. Von Kindern wurden darauf Zucker- plätzchen und auch Brezeln ausgeteilt. Aber auch noch durch ein anderes Geschenk sollte grade dieser Geburtstag ausge- zeichnet werden und in Andenken bleiben. Es wurde näm- lich den Kindern und auch den Festfreunden ein Abdruck des künftigen „National-Denkmals auf dem Niederwald“ eingehändigt, worunter in einem Gedichte zur steten Erinnerung niedergelegt war daß Sr. Majestät der Kaiser mit dem heutigen Tage ein Jubelgreis von 80 Jahren sei. Das Schlußgebet ward in der Intention verrichtet, daß Gott, der Lenker der Geschicke der Menschen, der unser Vaterland nach außen groß und stark gemacht hat, auch im Innern einigen und kräftigen wolle. Beißel, Lehrer.
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Seite 14
Frohngau, d. 23. März 1877
Bei der heute in Gegenwart des Lokal-Schulinspektors abgehaltenen Schul- und Entlassungs-Prüfung wurden aus der Schule entlassen: Schabeau Joseph von Frohngau, Joepen Susanna, Müller Christian und Müller Johann von Buir.
Beißel Lehrer
Frohngau, im August 1877
An einem Donnerstag des Monats August versam- melten sich die Lehrer und Aspiranten des Conferenzbezir- kes Nettersheim hierselbst zu einer gemeinschaftlichen Spezial-Conferenz. Der Lokal-Schulinspektor war durch Krankheit verhindert der Conferenz beizuwohnen. Nach- dem der oberen Stufe einige praktische Aufgaben aus dem Leben (Termin- und Zinseszins-Rechnung) zur stillen Beschäftigung gegeben worden, wurde mit Schülern der niederen Stufe die Conferenz-Aufgabe: „Gebrauch der Re- chenmaschine“ vorgenommen. Nach dieser praktischen Übung überhörte der Conferenz-Vorsteher, Lehrer Giesen von Nettersheim, die von der oberen Stufe vorgetragenen Arbeiten. Zum Schluß wurde das Lied: „Menschenliebe“ ge- sungen, das die Versammlung besonders ansprach.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 2. September 1877
In diesem Jahre fiel der 2. Sept. auf den Sonntag und da- rum ward die Sedanfeier vom Lokal-Schulinspektor Herrn Jackle auf den Samstag verlegt. Außer dem Lo- kal-Schulinspektor hatten sich auch einige Schulfreunde zur Feier eingefunden. Eröffnet wurde die Feier mit einer kurzen Ansprache des Lehrers, deren Kernpunkt war: Frankreich habe seinen Kaiserthron verloren, und in Deutschland sei ein einiges starkes deutsche Reich entstanden mit Kaiser Wilhelm an der Spitze“. Verherrlich wurde das Fest durch Deklamation und Ge- sang folgender patriotischer Gedichte: „Lied zum Jahre 1870: König Wilhelm saß ganz heiter etc.“ Nach Paris: Weißenburg die Kaiserjäger: „Nun rings die Fahnen ausgehängt!“ Napolium
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Seite 15
„Was kraucht dort in dem Busch herum?“ und „Die deutschen Ka- noniere von 1870: „Ihr tapferen Kanoniere dort oben auf der Schanz!“ In dem Schlußgebet ward das neue deutsche Reich dem Himmel warm empfohlen.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 4. Oktober 1877
Auf Anordnung des Lokal-Schulinspektors, des Herrn Jackle, ward heute die Schul- und Entlassungs-Prüfung abgehalten. Es wurden dabei entlassen: Radermacher Hubert von Frohngau, Bertram Matthias, Hansen Johann, Kurth Susanna und Schni- chels Katharina von Buir. Den abgehenden wurden ihre Zeug- nisse eingehändigt und heilsame Unterweisungen fürs Leben erteilt.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 22. März 1878
Heute begingen wir in unserer Schule den Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm I. in festlicher Weise. Mit Krän- zen von frischem Grün mit Blumen geziert ward der Schul- saal festlich geschmückt und die neue Schulfahne „Germa- nia“ wehte zur Feier des Tages. Mehrere Schulfreunde hatten sich im Schulsaale eingefunden und der Lokal-Schulinspektor Herr Jackle, durch Unwohlsein verhindert, dem Feste selbst beizuwohnen, war vertreten durch seinen ersten Sekretair. Der Lehrer eröffnete die Feier des Tages wie folgt: Wir haben uns heute hier versammelt zur Feier des Geburts- tages Sr. Majestät Wilhelm I. König von Preußen und Kai- ser des deutschen Reiches. Geboren 1797 d. 22. Maerz erreichte unser theurer Landesvater im vorigen Jahr an diesem Tage das seltene Alter von 80 Jahren, wovon es im goldenen ABC heißt: „80 Jahre ein Greis“. Mit dem heutigen Tage vollendet also unser hehrer Jubelgreis, dem die Geschich- te den Beinamen: „Wilhelm der Siegreiche“ gegeben hat sein 81stes Lebensjahr. In allen Schulen des großen Vater- landes wird der Geburtstag des Landesvaters festlich began- gen. Auch wir wollen nicht die letzten sein! Auch wir wol- len den Geburtstag Sr. Majestät ergreifen und benutzen als eine willkommene Gelegenheit, unserm theuren
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Seite 16
Landesvater den schuldigen Tribut der Ehre, Achtung und Liebe zu zollen und darzubringen. Stimmt daher mit mir Alle ein in den Hochruf: S. Majestät der Kaiser Wilhelm I. soll leben: „Hoch, hoch, hoch!!!“ Daran schloß sich die preußischer Volks-Hymne „Heil dir im Siegerkranz!“ welche mit großer Begeisterung gesungen wurde. Darauf hob der Lehrer wieder an wie folgt: Zur Verherrlichung der vaterländischen Gedenktage, de- ren wichtigster und erster ja doch der Geburtstag des Landes- vaters ist, pflegt man patriotische Gedichte und Gesänge vorzutragen. Auch wir haben uns aus dem schönen reich- geschmückten Kranze vaterländischer Dichtungen manche der schönsten Blumen ausgewählt, zu einem Strauße zusammengebunden und wollen den nun am heuti- gen Tage auf den Altar des Vaterlandes legen. Auch wir haben uns auf patriotische Gedichte und Vaterlandslieder vorbereitet, um den Geburtstag des theuren Landesvaters da- mit festlich zu begehen. Diese vaterländischen Lieder und Dich- tungen haben für uns einen mehrfachen Zweck und Nutzen. Ersten dienen sie uns, wie schon bemerkt, zur Feier der vaterländischen Feste und Gedenktage. Zweitens treten sie in anspruchsvoller Weise in den Dienst des Geschichts-Unter- richtes; denn der sie Ereignisse, die sich in unserem Vaterlan- de zugetragen haben vorführen und besingen, so sind sie ja selbst für die Kinder ein recht faßlicher, ansprechender und fesselnder Geschichts-Unterricht. Drittens rühmen und be- singen sie die Thaten der Helden, die sich ums Vaterland verdient gemacht haben. Sie wecken dadurch auch in unserer Brust Eifer zur Nachahmung, Vaterlandsliebe und Patriotismus. Zur Verherrlichung des Geburtstages unseres theuren Lan- desvaters, zur Kenntnis der Geschichte unseres Vaterlandes u. zur Erweckung und Belebung unserer Vaterlandsliebe wollen auch wir heute die gesammelten Dichtungen und Gesänge vortragen. Es wechselten darauf Deklamationen und Lieder in folgender Weise ab: Deklamiert wurden: „Blücherlied“, „Blücher“ und „Auf Scharnhorsts Tod“. Gesungen: „ Jäger-Kriegslied: „Frisch auf zum fröhlichen Jagen!“ Dekla-
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miert: „Pionier Klinke“, Gesungen: „Gott mit uns! 1864: „Vorwärts Preußens wackre Streiter!“ Deklamiert: „Feldwebel. Protest!“ Gesungen: Düppler-Marsch: „Frisch auf Kameraden zum Sturm heran und zeiget, was der Preuße kann! Hurrah, hurrah, hurrah !!!“ Deklamiert: „Der Held von Königsgrätz“, der Vater und der Sohn“ u. der Lorbeerkranz. Gesungen; „Ich bin ein Preuße!“ Deklamiert: „Soldatenlied von 1870!“ und „Welscher Tand und deutsche That!“ Gesungen: „Nach Paris!“ „Weißenburg, Weißenburg! Hei wie brau- sen wir dadurch!“ darauf wurden den Kindern die Brezeln ausgeteilt, woran sich nach Wunsch der Versammlung der Gesang: „Die Wacht am Rhein!“ anschloß. Das Schlußgebet leite- te der Lehrer ein mit folgenden Worten: das Schlußgebet wol- len wir am heutigen Tage in der Intention und Meinung verrichten, daß Gott, der Lenker der Völker und Länder, der, wie die hl. Schrift sagt, auch die Herzen der Könige leitet wie Wasserbäche, durch gnädige Führung Sr. Majestät uns schenken und verlei- hen wolle was dem Vaterlande frommt. Vater unser ect
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 17. April 1878
Auf Anordnung des Lokal-Schulinspektors, des Herrn Jackle ward heute die jährliche Schulprüfung und Entlassungsprüfung ab- gehalten. Außer dem Herrn Lokal-Schulinspektor hatten sich einige Schulfreunde dazu eingefunden. Bei der Prüfung wur- de ein besonderes Augenmerk auf die zu entlassenden Kin- der gerichtet. Es kamen an diesem Tage zur Entlassung nachbe- zeichnete Kinder: Kirch Johann, Werner Johann, Lingscheid Anna Barbara, Witzeler Anna Maria und Schnichels Elisa- beth von Frohngau sowie Müller Elisabeth von Buir. Zum Schluß der Prüfung wurden von der Singklasse mehrere Lieder vorgetragen, woran sich von Seiten des Lehrers eine Ansprache an die abgehenden Kinder anschloß. An das erste Lied: „Es kann ja nicht immer so bleiben!“ knüpfte der Lehrer die Worte daß das Leben voll Wechsel und Veränderlichkeit sei. Auch ihre Tage würden nicht immer so rosenrot und himmelblau sein, wie sie sich jetzt das Leben ausmalten, auch ihr Lebens- pfad würde durch frohe, aber auch durch trübe Tage führen, wie
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der Dichter es bildlich so schön ausdrückt mit den Worten: „Es ru- fen in der Zeiten Schooße die schwarzen und die weißen Loose.“ Indeß würden sie sich ihre Lebenstage, ob es finstere, ob es klare, versüßen, wenn sie sich bemühten, so viel an ihnen läg, mit allen Menschen in Frieden und Eintracht zu leben; denn da- durch würde die Erde, wenn auch ein Jammerthal, zum Para- dies. Durch das nachfolgende Lied: „Menschenliebe“ das sie ihrem Ge- dächtnisse tief einprägen sollten, würden sie immer wieder daran erinnert werden. Der Inhalt der beiden genannten Lieder hat mehr unseren gesellschaftlichen Verkehr in diesem Er- denleben im Auge; zur Erreichung unseres ewigen Zieles der Glückseligkeit im Jenseits bedürfen wir einer anderen Stütze. Zum Schluß wurde daher das Lied von dem dreifachen Führer durch dieses Erdenleben, das Lied von den drei schönsten Lebensblumen: „Glaube, Hoffnung und Liebe“ gesungen. Das- selbe beginnt: „Einen goldnen Wanderstab ich in meinen Händen hab. Unter Einhändigung ihrer Zeugnisse wur- den darauf hin die abgehenden Kinder unter den besten Se- genswünschen entlassen.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 4. Juli 1878
Am gestrigen Tage hatten wir Spezialkonferenz in Weyer u. wir hörten daselbst zu unserer nicht geringen Bestürzung, daß man Sonntag, den 2. Juni, wieder ein Attentat auf das Le- ben unseres allergnädigsten Kaisers Wilhelm I. gemacht hat- te. Dieses bot mir Veranlassung heute Morgen, den 4. Juli, nach dem gewöhnlichen Schulgebete die Schuljugend auf die verbrecherische That und auf das Treiben religionsloser Menschen hinzuweisen. Es wurde so dann erwähnt, daß unser geliebter Kaiser, der Lan- desvater ist, wie der Vater das Haupt der Familie, und daß es daher unsere Pflicht und die Pflicht eines jeden treuen Landes- kindes sei, dem Himmel für die gnädige Rettung unseres theuren Landesvaters zu danken. Um diesem Dank Ausdruck zu geben, sangen wir darauf das Vaterlandslied" Unser Kai-
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ser Wilhelm lebe lang! o Gott erhalt uns ihn!
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 2. September 1878
Heute ward der Tag des glorreichen Sieges von Sedan in unserer Schule in festlicher Weise begangen. Außer dem Lokal-Schulinspektor, dem Herrn Jackle, hatten sich noch meh- rere Schulfreunde zu der Feier eingefunden. Eröffnet wur- de die Feier durch eine Ansprache des Lehrers an die Schulju- gend etwa folgenden Inhalts: Wir feiern heute einen vaterländischen Gedenktag. Es ist der Gedenktag des glorrei- chen Sieges bei Sedan, wo Napoleon III. der uns frevelmü- thig den Krieg erklärt hatte, mit seinem Heere gefangen genommen wurde. Aber nicht diese Schlachten sind es, die uns zur Festfreude stimmen, die Niederlage der Franzosen ist es nur indirekt, welche uns den Tag von Sedan fei- ern läßt, nein!! Es sind vielmehr die Errungenschaften der deutschen Waffen, es ist mit einem Worte gesagt, die Wieder-Errichtung des deutschen Kaiserreiches, die uns heute mit Freude und Jubel erfüllt. Allerdings weisen die vaterländischen Gedichte und die patriotischen Gesänge, mit denen wir das Fest verherrlichen, auf blu- tige Schlachten hin, weil sie uns an die geschichtlichen That- sachen erinnern und darum in die Zeit des Kampfes zu- rückversetzen müssen. Daß dabei mancher derbe Hieb auf unser Nachbarland, auf Frankreich fällt, damit ge- schieht ihnen nur Recht; denn ohne jeglichen Grund haben sie heimtückischer weise die Fackel des Krieges in un- sere friedlichen deutsche Gaue hinein geworfen. der Kern- und Brennpunkt unserer Sedanfeier aber ist und bleibt die deutsche Einigkeit und die Wieder-Errichtung des deut- schen Kaiserreiches. Schon während des Krieges hatten die deutschen Krieger als Waffenbrüder auf blutiger Bahn die Einigkeit besiegelt. Die Fürsten des deutschen Volkes
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setzten dieser deutschen Einigkeit die Krone auf, indem sie gemeinsam unserm greisen Heldenkönige die deutsche Kaiserkrone antrugen. Es wechselten darauf zur Verherrli- chung des Tages folgende patriotischen Deklamationen und Gesänge: Dekl. „Der 19. Juli 1870.“ Ges. „Die Wacht am Rhein.“ Dekl. „Welscher Tand und deutsche That!“ Ges. „O du Deutschland!“ Dekl. „Nach Paris!“ Ges. „O Elsaß!“ Dekl. „Die Rosse von Gravelotte.“ Ges. „Morgenroth!“ Dekl. „Der Schmied von Sedan.“ Ges. „Nun rings die Fahne ausgehängt.“ Dekl. und Gesang: „Napo- lium.“ Dekl. „Kaiser Wilhelm.“ Ges. „Unser Kaiser Wilhelm lebe!“ Zum Schluß sprach der Lokal-Schulinspektor und betonte da- bei, wie es richtig angegeben worden, daß nicht die Nieder- lage der Franzosen als solche am heutigen Tage zur Festfreude stimmen, aber dennoch hätten wir Alle und je- der Einzelne Ursache uns zu freuen; denn der Staat bilde eine große Familie und es könne daher auf jedes Mit- glied dieser Familie nur eine wohltätige Rückwirkung haben, wenn der Staat mit Ehre und Ruhm bestehe. Die Kinder mahnte er darauf, die Schulzeit weise und gut zu benutzen, um dereinst als Staatsbürger ihre Stelle in Staat und Leben gut auszufüllen.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 20. September 1878
Es ward auf diesen Morgen vom Lokal-Schulinspektor Herrn Jackle die Entlassungsprüfung anberaumt. Die Kinder, welche das gesetzliche Alter hatten, wurden entlassen und zwar: Evertz Thomas, Hoevel Albert und Notarius Johann von Frohngau, sowie die Müller Helena von Buir. Als Schluß wurde das Lied: „Menschen- liebe“ gesungen. Die Abgehenden wurden mit den bes- ten Glückwünschen entlassen und ihnen die Zeug- nisse später eingehändigt.
Beißel Lehrer
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Frohngau, d. 13. März 1879
An dem heutigen Morgen fand unter dem Vorsitze des Lo- kal-Schulinspektors Herrn Jackle die Jahres-Prüfung der Schule statt. Auch das Schulvorstandsmitglied Hubert Kurth war bei der Prüfung anwesend. Die Prüfung erstreckte sich über Rechnen, Sprachlehre, Geschichte und Gesang. Im Gesang wurden vorgetra- gen: Vaterlandslied: „Laßt Lieder erschallen!“ Naturlied: „Sehn- sucht nach dem Frühlinge.“ Schullied: „Freut euch der Schule!“ Da keine Kinder das gesetzliche Alter erreicht hatten, so fand keine Entlassung von Schülern statt. Des Nachmittags ward vom H. Lokal-Schulinspektor den Schulkindern frei gegeben.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 22. März 1879
Zur Feier des Geburtstages unseres allergnädigsten Kaisers Wilhelm I. versammelte sich heute der Schulvorstand, ein Ver- treter des Lokal-Schulinspektors, sowie sonstige Schulfreunde im Schullokale. draußen flatterte im Frühlingswinde die neue Schulfahne „Germania“. Die Feier im Schulsaale wurde einge- leitet mit folgender Ansprache des Lehrers an die Schuljugend: Wir begehen heute einen vaterländischen Gedenktag. Es ist der Geburtstag unseres allergnädigsten Kaisers Wilhelm I. Geboren am 22. März 1797 erreicht Seine Majestät am heutigen Tage das seltene Alter von 82 J, ein Alter, das keiner seiner Vorgänger erreicht hat. In allen Schulen des großen Vaterlandes wird die- ser Tag froh und festlich begangen. Auch wir wollen in der Feier des heutigen Tages nicht zurückbleiben. Auch wir wol- len den Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers begrüßen als eine willkommene Gelegenheit, unserm theuren Landes- vater den Tribut unserer Ehre und Hochachtung zu zollen. Zur Verherrlichung des Festes haben wir und mit vaterländi- schen Gedichten versehen, mit patriotischen Gesängen aus- gerüstet, die wir als Sträuße und Kränze auf den Altar des Vaterlandes legen zum Ruhm Sr. Majestät des Kaisers. Eröffnen wollen wir die Feier mit einem dreimaligen Hoch auf unseren großen Kaiser. Stimmt daher alle mit ein
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in den Jubelruf: Unser allergnädigster Kaiser, Wilhelm, der siegreich soll leben: Hoch! hoch! hoch! Es wechselten darauf Deklamationen und Gesänge mit- einander ab, wie folgt: Gesang: „Dem König sei mein erstes Lied!“ Deklamation: „Kaiser von Deutschland.“ Gesang: „Heil dir im Siegerkranz!“ Deklamation: „Barbarossa, die Sage vom Kyff- häuser und Rothbarths Abschied.“ Gesang: „Die Wacht am Rhein.“ Deklamation: „Meister Erwins Heerschau.“ Gesang: „O Elsaß, o Elsaß.“ Deklamation: „Borussia!“ Gesang: „Ich bin ein Preuße!“ Darauf wurde jedem Kinde eine Brezel verabreicht, die sie sich wohlschmecken ließen. Zum Schluß richtete der Leh- rer folgende Worte an die Kinder: „Gottes Schutz und Segen hat unverkennbar auf unserem Heldenkaiser, Wilhelm I. geruht. Großes hat der Herr durch ihn gewirkt zum Ruhm und zur Ehre des Vaterlandes. Ein hohes Alter hat der Herr Ihm zugedacht. Möchte es Ihm auch von der Huld des Herrn vergönnt sein am Abende seines Lebens seinem großen Werke dadurch die Krone auf- zusetzen, daß durch seine väterliche Vermittlung dem theuren Vaterlande auch das kostbare Kleinod des in- neren Friedens geschenkt wurde. Daß dieser unser sehn- licher Wunsch in Erfüllung gehe, wollen wir den König des Himmels und der Erde, der auch die Herzen der Köni- ge leitet wie Wasserbäche, mit unserem demüthigen Gebete anflehen. In dieser Intention wollen wir auch unser heutiges Schulgebet verrichten. Beim Abtreten wurde den Kindern noch eine Brezel verabreicht und somit die Feier mit Freude und Jubel beschlossen.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 11. Juli 1879
Am heutigen Tage feiern S. Majestät der Kaiser und König Wilhelm und Ihre Majestät die Kaiserin und Kö- nigin Augusta das Fest der goldenen Hochzeit. Dasselbe ist ein Familienfest wie es noch kein Königspaar des Hohenzollernschen Hauses begangen hat, es ist aber auch
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ein Nationalfest, welches dem preuß. und deutschen Vol- ke den willkommenen Anlaß gibt, dem theuren Landes- vater, dem Kaiser und Könige Wilhelm und der theuren Landesmutter, der Kaiserin und Königin Augusta aber- mals seine Liebe und Verehrung zu bezeugen.“ Mit diesen schönen Worten machte die hohe Schulbehör- de ihre untergebenen Lehrer auf den bevorstehenden wich- tigen Tag der goldenen Hochzeit unseres Hohen Kaiserpaa- res Wilhelm und Augusta aufmerksam. Aber es bedurfte dieser Anregung nicht! Regte es sich doch aller Orten und Enden diesen hochwichtigen Tag würdig zu begehen. Zwar beabsichtigte man an Höchster Stelle das freudige Fest als trauliches Familienfest zu feiern, aber das Land, die treuen Landeskinder ließen sich die Freude nicht nehmen mit in den Jubel des ergebenen Fürstenhauses einzustimmen. Wie sollte nun da die Schule, die Leiterin der zukünftigen Nation, müßig zusehen können. Die Betheiligung der Schule war eine rege und allgemein. Auch unser Schulsaal war mit Kränzen, Girlanden und Inschriften festlich geschmückt, wie noch nie, die Schulfahne „Germania“ flatterte im Morgenwinde und patriotische Gedichte wechsel- ten ab mit beliebten Vaterlandsliedern, die weithin in die heitere Luft des hellen Tages erschallten. Eröffnet wurde die Feier in Gegenwart unserer Schul- freunde durch folgende Ansprache des Lehrers an die Schul- jugend: „Kinder! Ein seltenes Fest begehen wir heute. Selten ist es im bürgerlichen Leben; aber noch weit sel- tener auf den Thronen der Fürsten und Könige. Unser Hohes Kaiserpaar: Kaiser Wilhelm und Kaiserin Augusta. Sie haben das Glück gehabt zu erleben den Tag ihrer goldenen Hochzeit, der Jubeltag ihrer fünfzigjährigen Verehelichung. Ruhm und Ehre gebührt ihnen darum; denn nur auf dem Wege der Mäßigkeit und Weisheit konnten sie diesen Tag erleben. Wenn im gewöhnlichen
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Leben ein glückliches Ehepaar die goldene Hochzeit feiert, so finden sich Kinder und Enkel, Verwandte und Bekannte ein zum Jubeltage, um das glückliche Jubel- paar zu beglückwünschen. Was die Familie im Klei- nen ist, das stellt der Staat im Großen dar und Kai- ser und Kaiserin sind Landesvater und Landesmut- ter. Wie ruhmreich hat sich Kaiser Wilhelm bewährt als wahrer Landesvater. Wie lag ihm stets des Vater- landes Wohl und Wehe so sehr am Herzen! Unsere theure Landesmutter, die Kaiserin Augusta, wie so oft hat sie sich gezeigt und bewiesen als wahre Landesmutter. Zur Zeit des Krieges stellte sie sich mit der Hohen Frau Kronprinzessin Viktoria an die Spitze der vaterländischen Frauenvereine, die es sich zur Aufgabe stellten, für die Verwundeten und Kran- ken Heil- und Pflegemittel, Lab- und Stärkungsmit- tel zu beschaffen. Zur Zeit des Friedens nahm sie bei Gelegenheit ihrer Anwesenheit in dieser oder jener Stadt an Leid und Freud ihrer Landeskinder innigen und herzlichen Anteil. Ja oft setzte sie ihrer Anwe- senheit einen Denkstein in milden Stiftungen und Geschenken. Haben Kaiser und Kaiserin sich so als Lan- desvater und Landesmutter sich bewiesen, so wollen auch wir treue Landeskinder sein. Stimmt daher alle mit Herz und Mund mit mir ein in den Freudenruf: Unser Hohes Jubelpaar: Kaiser Wilhelm und Kaiserin Augusta, Sie sollen leben: Hoch!!! Darauf erschallten zum Ruhme des Jubelpaares patri- otische Gesänge und Deklamationen ab in folgender Abfolge: Gesang: „Heil unserm König Heil!“ Deklamation: Kaiser von Deutschland, Kaiser Wilhelm, Königin Luise, der Harfner.“ Gesang: „Dem König sei mein erstes Lied!“ Deklamation: „Mein Vaterland.“ Gesang: „Preisend mit
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viel schönen Reden.“ Deklamation: „Barbarossa, die Sage vom Kyffhäuser und Rothbarths Abschied.“ Gesang: „Es braust ein Ruf wie Don- nerhall.“ Deklamation: „Meister Erwins Heerschau.“ Gesang: „Elsaß, o Elsaß!“ Deklamation: “Der Lorbeerkranz, Borus- sia.” Gesang: „Ich bin ein Preuße!“ Darauf wurde in kur- zen Worten dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß Gott, der Vater des ganzen Weltalls, noch lange unser geliebtes Jubel- paar erhalten wolle zu Nutz und Frommen des Vaterlan- des. Diesem Wunsche wurde sodann laut Ausdruck gegeben in dem Gesang: „Unser Kaiser Wilhelm lebe lang! O Gott er- halt uns Ihn!“ In dieser Intention wurde auch das Schluß- gebet verrichtet.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 2. September 1879
Am Nachmittage des heutigen Tages ward das Gedächtniß des glorreichen Sieges von Sedan in unserer Schule in festlicher Weise begangen. Als Einleitung suchte der Lehrer in einer kur- zen Ansprache es den Kindern nahe zu legen, warum gerade ein Gedenktag zur Erinnerung des Sieges der deutschen Waf- fen über die Franzosen angeordnet sei. Er wies dabei darauf hin, wie die Blätter der Weltgeschichte dieses rechtfertigten; da fände sich nämlich aufgezeichnet, wie Frankreich von jeher der Erbfeind von Deutschland gewesen; besonders sei ihm Preußen, das sich in den Freiheitskriegen so ruhmreich erho- ben und behauptet habe, ein Dorn im Auge gewesen. Gra- de in dem letztbegonnenen Kriege habe Frankreich es da- rauf abgesehen gehabt, Preußen zu demütigen. Groß sei darum auch die Freude und der Jubel wegen des so glor- reich errungenen Sieges. Es wechselten darauf zur Ver- herrlichung des Festes folgende Deklamationen und Gesänge miteinander ab: Deklamation: „ der 17. Juli 1870.“ Gesang: „Frisch auf zum fröhlichen Jagen!“ Deklamation: „Die Wacht am Rhein.“ Gesang: „Weißenburg.“ Deklamation: „Kaiser Wilhelm.“ Gesang: „Elsaß, o Elsaß!“ Deklamation: „Die Rosse von Gravelotte.“ Gesang: „Morgenroth.“ Deklamation: „Der Schmied von Sedan.“
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Gesang: „Preisend mit viel schönen Reden.“ Deklamation: „Die deutschen Kanoniere von 1870.“ Gesang: „ Ihr tapferen Kano- niere dort oben auf der Schanz`!“ Deklamation: „ Mein Vaterland, der Harfner, Königin Luise von Preußen.“ Gesang: „Heil dir o Kaiser, Heil!“ Das Schlußgebet wurde in der Intention und Absicht verrichtet, der Himmel möge uns fr. gütigst schenken und gewähren, was zum Schutz und frommen des theuren Vaterlandes diene.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 22. September 1879
Auf den heutigen Morgen ward vom Lokal-Schulinspek- tor Herrn Jackle die Entlassungs-Prüfung angeordnet. Nach vorgenommener Prüfung wurde von den Kindern, welche das gesetzliche Alter erreicht hatten, zur Entlassung reif erklärt der Schüler Anton Schabeau von Frohngau. Dagegen wurden die Schüler Jakob Werner von Frohngau und Matthias Kurth von Buir und die Schülerin Mar. Cäcilia Müller von Buir wegen noch mangelhafter Schulbildung nicht entlassen, sondern angehalten, die Schule das Win- ter-Halbjahr noch zu besuchen. Es wurden die Lieder ge- sungen: „Es kann ja nicht immer so bleiben“ und: „Wohlauf noch gesungen im trauten Verein!“ Nach dem Schlußgebet wurde der Schüler Anton Schabeau mit den besten Glückwünschen entlassen und ihm das Entlassungs-Zeugnis eingehändigt.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 20. März 1880
Da der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers auf den Mon- tag in der Karwoche fiel, so ward von der Königl. Regierung die Feier desselben auf Samstag d. 20. März angeordnet. Wie in den früheren Jahren, so wurde auch in diesem Jahre dieser Tag in unserer Schule festlich begangen.
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Zur Feier hatte sich eingefunden ein Vertreter des Lokal- Schulinspektors Jackle. Eröffnet wurde die Feier durch eine kurze Ansprache des Lehrers. Anknüpfend an das Wort der hl. Schrift: „Eine Ehrenkrone ist der Altar, auf dem Wege der Gerechtigkeit wird sie erworben,“ suchte er den Kindern die Bedeutung des Tages zu Gemüthe zu führen. Er schilderte den jungen Staatsbürgern, wie S. Majestät unser allver- ehrter Kaiser Wilhelm, nicht nur als Landesvater, sondern auch besonders wegen thätigen, mäßigen und soliden Lebens Ehre und Achtung verdienen. An das auf unseren theuren Landesvater, Kaiser Wilhelm den Siegreichen, aus- gebrachte Hoch schlossen sich sodann folgende patriotischen Ge- dichte und Gesänge an. Gedicht: „Kaiser von Deutschland.“ Lied: „Vom Kaiser sei mein erstes Lied.“ Gedicht: „Kaiser W.“ Lied: „Die preußische Volkshymne. Vorträge: „Barbarossa, die Sa- ge vom Kyffhäuser und Rothbarths Abschied.“ Lied: „Die Wacht am Rhein.“ Gedicht: „Meister Erwins Heerschau.“ Lied: „O Elsaß!“ Gedicht: „Mein Vaterland. Lied: Preisend mit viel schönen Reden.“ Vortrag und Gesang: Was ist des deutschen Vaterland?“ Gedichte: Königin Luise von Preußen, der Harfner und der Lorbeerkranz. Lied: „Heil, unserm Kaiser, Heil!“ Gedicht: Borussia. Lied: „Ich bin ein Preuße!“ Darauf wurden unter die muntere Schulju- gend Brezeln verteilt. Als Schlußgesang folgte das Lied: „Unser Kaiser Wilhelm lebe lang! o Gott erhalt uns ihn! Es wurde dann im Anschluß an dieses Lied das Schluß- gebet in der Intention und Meinung verrichtet, der Himmel möge das Leben unseres theuren Lan- desvaters schützen, erhalten und seg- nen zum Heil und Segen des ganzen deutschen Vaterlandes. Beißel Lehrer.
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Frohngau, d. 25. März 1880
Die Schul- und Entlaßungsprüfung ward vom Lokal-Schul- Inspektor Herrn Jackle auf Mittwoch, den 24. März anbe- raumt. Da der Herr aber durch Unwohlsein daran gehindert war, am bestimmten Termin zu erscheinen, so wurden die zu entlassenden Kinder auf Anordnung des Lokal-Schul- Inspektors auf Donnertag-Nachmittag zur Prüfung vorgela- den. Aus dem Schulvorstande erschien im Schullokale der Gemeindevorsteher Hubert Kurth von Frohngau. Sämtliche Prüflinge hatten das zur Entlassung bedingte Alter und wurden nach eingehender Prüfung mit Rück- sicht auf ihre Fähigkeiten und Anlagen der Entlassung reif erklärt. Der abgehenden Schüler waren acht; nämlich: Kirch Anna Katharina, Schnichels Wilhelm und Werner Jakob von Frohngau; ferner Hansen Elisabeth, Joepen Anna Mar., Kurth Matthias Gerhard, Müller Georg und Müller Cäcilia Mar. von Buir. Als Schluß trugen die acht abgehenden Kinder das Lied vor: „Einen goldnen Wanderstab, ich in meinen Händen hab.“ Unter Einhändigung ihrer Zeug- nisse und den besten Lehren und Segenswünschen fürs Leben wurden darauf die Kinder entlassen.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 2. August 1880
Am heutigen Tage, dem ersten Montage des Monats August versammelten sich die Lehrer des Spezialbezirks Nettersheim zu einer gemeinschaftlichen Conferenz in unserem Schullokale. Die III. St. bekam zur schriftlichen Beschäftigung „den nackten einfachen Satz“; die II. St. bearbeitete nach kurzer mündlicher Unterweisung den erweiterten einfachen Satz. Mit der I. St. unterhielt
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sich der Lehrer über den zusammengesetzten Satz und zeigte durch die von den Kindern angeführten Beispiele, daß derselbe in seinen manchfachen Formen den Schülern zum Verständ- nis gebracht sei. Zum Schluß sangen die Kinder das Vaterlands- lied: „ Laßt Lieder erschallen!“ und das Gesellschaftslied: „ Es kann ja nicht immer so bleiben!“ Darauf wurde von Lehrer Beißel die Aufsatzarbeit vorgelesen über das selbstgewählte Thema: „Die Kenntnis der Sätze leistet dem Aufsatzunterrichte wesent- liche Dienste“. Diese aufgestellte These, sowie die Begründung der- selben fand allgemeinen Beifall. Eine lebhafte Diskussion aber entwickelte sich bei der Frage, wie man den Kindern die Kenntnis und das Verständnis der Sätze und Satzformen vermitteln kann. Die im Haus des Lehrers Beißel statt- gehabte Fortsetzung des collegialischen Zusammenseins der Lehrer verlief und schloß in der heitersten Stimmung.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 2. September 1880
Wie in den früheren Jahren, so sollte gemäß Verfügung Königl. Regierung besonders in diesem Jahre der 10jährige Gedenktag des glorreichen Sieges bei Sedan in allen Schulen festlich begangen werden. Nachdem die Schuljugend im schullokal versammelt war, erschien auch der Herr Lokalschulinspektor um der Feier mit anzuwohnen. Eröffnet wurde die Feier durch folgende Ansprache des Lehrers: Wir haben uns heute versammelt zur Feier eines vaterländischen Gedenktages. Es ist der 10jährige Gedenktag des glorreichen Sieges bei Sedan, den wir heute festlich begehen. Gemäß dem Wunsche der hohen Behörde soll dieser Tag gefeiert werden zur bleibenden Erinnerung an die großen Thaten welche das deutsche Volk erzielt hat im Kampfe gegen unser Nachbarvolk, die
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unruhigen Franzosen. Die deutschen Waffenthaten sollen stets im Gedächnisse der deutschen Jugend bleiben. Einst in den Frankreichkriegen machten sich unsere Väter vom Joche des Ein- dringlings, vom Joche des übermütigen Eroberers, vom Joche des Tyrannen Napoleon I. los. Unsere Brüder haben sich ihrer Väter würdig gezeigt. Sie haben einmütig mit kühner Hand die freche Herausforderung zum Kriege zurück- gewiesen. Frankreich ist geschlagen und gedemütigt worden. Doch weit entfernt sind wir davon, den heuti- gen Tag zu feiern, um Leidenschaft gegen Frankreich an den Tag zu legen. Nein, wir besingen in Gedichten und Liedern die Thaten unserer Brüder, um unsere junge Brust zu erwärmen und zu entflammen zu treuer Anhänglichkeit an Fürst und Vaterland, um unsere Her- zen zu stählen mit Liebe zum Vaterlande und zum angestammten Herrscherhause. es wechselten sodann folgende Deklamationen und Gesänge zur Festfeier miteinander ab: Dekl.: „Der 19. Juli 1870.“ Ges.: „Frisch auf zum fröhlichen Jagen.“ Dekl.: „Die Wacht am Rhein.“ Ges.: „O du Deutsch- land, ich muß marschieren.“ Dekl.: „Soldatenlied von 1870.“ Ges.: „Weißenburg.“ Dekl.: „Welscher Tand und deutsche That.“ Gesang: „Was kraucht dort in dem Busch herum?“ Dekl.: „Die Rosse von Gravelotte.“ Ges.: „Morgenroth.“ Dekl.: „Die tapferen Krieger von 1870.“ Ges.: „Ihr tapferen Kanoniere.“ Dekl.: „Der Schmied von Sedan.“ Ges.: „Nun rings die Fahnen ausgehängt.“ Dekl.: „Kaiser Wilhelm.“ Ges.: „Elsaß, o Elsaß!“ Das Schlußgebet wurde verrichtet, um Gottes Schutz und Segen über das deutsche Vaterland herabzuflehen. Beißel Lehrer
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Frohngau, d. 7. September 1880
Bei der heute stattfindenden Schul- und Entlassungsprüfung, welche unter dem Vorsitze und Leitung des Lokal-Schul- inspektors Herrn Steuer-Inspektor Jackle vor sich ging, wurden nachgenannte Schüler der Entlassung reif er- klärt: Bins Joseph, Hoevel Johann, Schnichels Christian von Frohngau und Müller Nicolas von Buir. Nachdem den Ab- gehenden die bereits fertig gestellten Zeugnisse einge- händigt worden, wurden sie in einer Ansprache des H. Lokal-Schulinspektors unter den besten Glück- und Segens- wünschen entlassen.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 22. März 1881
Zu der Festfeier des Geburtstages Sr. Majestät unseres allverehr- ten Landesvaters Kaisers Wilhelm hatten sich, außer sämtlichen Schulkindern auch einige Schulfreunde einge- funden. Nach einer kurzen Ansprache des Lehrers wurde die Feier eröffnet durch ein dreimaliges Hoch auf unseren teuren Heldenkaiser. Daran schloß sich die preußische Volks- hymne: „ Heil dir im Siegerkranz.“ Darauf wechselten folgende Deklamationen und Gesänge miteinander ab: „Kaiser Wilhelm;“ „Die deutsche Kaiserkrone;“ „Kaiser von Deutschland.“ Ges.: „Dem Kaiser sei mein erstes Lied.“ Dekl.: „Rothbarts Abschied.“ Ges.: Die Wacht am Rhein.“ Deklam.: „Meister Erwins Heerschau.“ Ges.: O Elsaß, o Elsaß.“ Dekl.: „Gruß an das Vaterland.“ “Deutsches Weihelied.” Ges.: „Laßt Lieder erschallen.“ Dekl.: „Mein Vaterland.“ „Das deutsche Vaterland.“ Ges.: Preisend mit viel schönen Reden.“ Dekl.: „Das Lied der Deutschen.“ „Des Deutschen Vaterland.“ Ges.: „Was ist des Deutschen Vaterland?“ Dekl.: Borussia.“ Ges.: „Ich bin ein Preuße.“ Zum Schluß ward das Lied gesungen: unser Kaiser Wil-
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helm lebe lang! O Gott erhalt`uns ihn!“ In der Intention dieses Liedes wurde dann auch das Schlußgebet der Schule verrichtet. Darauf erhielt jedes Schulkind zwei Bre- zeln und wurde so die Festfreude unter dem frohen Jubel der Schuljugend beschlossen.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 7. April 1881
Unter dem Vorsitze und unter der Leitung des Lokal- Schulinspektors Herrn Steuer-Inspektor Jackle fand heute nachmittag die Schul- und Entlassungsprüfung statt. Die Schulkinder: Hehs Gertrud, Evertz Johann und Ling- scheid Peter, sämtlich aus Frohngau, hatten das zur Entlas- sung erforderliche Alter; sie wurden darum auch, da sie sich mit Kenntnissen und Fertigkeiten wohl ausge- rüstet erwiesen, aus der Schule entlassen. Die Schülerin Gertrud Kirch von Frohngau hatte zwar das gesetzliche Alter noch nicht erreicht; aber auf Antrag des Vaters ward ihre Entlassung von der Schulbehörde gestattet, da sie sich der Entlassung wert und würdig erwies. Dage- gen wurde der nahe 14 Jahre alte Schüler Schabeau Jakob nicht entlassen, weil er den Anforderungen der Prüfung nicht im mindesten genügte. Zum Schluß wurde das Gesellschaftslied: „Wohlauf noch gesungen im trauten Verein!“ gesungen. Die Zeugnisse wurden den abge- henden Schülern und Schülerinnen jedoch erst am Schluß des Schuljahres, nämlich am 13. April eingehändigt.
Beißel Lehrer
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Frohngau, d. 2. September 1881
Der elfjährige Gedächnistag des glorreichen Sieges von Sedan wur- de heute in unserer Schule festlich begangen. Eröffnet wurde die Feier durch eine Ansprache des Lehrers folgenden Inhalts: Napoleon III. erklärte im Jahre 1870 Preußen, das den Franzosen immer ein Dorn im Auge war, den Krieg. Er gedachte durch einen glücklichen Krieg seinen wankenden Thron zu stützen. „Rache für Sadowa!“ war der neidischen Franzosen unberechtigtes Kriegsgeschrei. Frankreich mochte Preußens Grö- ße an der Spitze Nord-Deutschlands und die sich anbahnende und voll- ziehende Einigkeit Deutschlands nicht sehen und gedachte Preußen zu demütigen. Aber „wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ Frankreich wurde für seinen Übermut bestraft und verlor den Kaiserthron; die deutsche Einigkeit aber vollzog sich in der herrlichsten Weise: einmütig trugen die deutschen Fürsten unserem Heldenkö- nige Wilhelm dem Siegreichen die deutsche Kaiserkrone an. Gar schön besingt der Dichter dieses freudige Ereignis in pontischen Er- güssen; er sagt im Gedichte: „der Schmied von Sedan“: Den Ham- mer sandte Baierland, und Schwaben schürt den Feuerbrand, den Amboß wälzt uns Sachsen her, nun schmiedet all zu Deutschlands Ehr.“ Nach dieser geschichtlichen Ansprache kamen von Seiten der Kin- der folgende patriotische Gedichte und Vaterlandslieder zum Vortrag: Deklamation: „Der 19.Juli 1870.“ Gesang: „Frisch auf zum fröh- lichen Jagen!“ Dekl. „Soldatenlied von 1870.“ Ges. „O du Deutschland!“ Dekl. „Husarenart.“ Ges. „Der Trompeten Schlachtgeschmetter.“ Dekl. „Der Schmied von Sedan.“ Ges. „Nun rings d. F. ausgeh..“ Dekl. „Zur Siegesfeier von Se- dan.“ Ges. „Was kraucht dort in dem Busch herum?“ Dekl. „Am 3. September 1870.“ Ges. „Weißenburg.“ Dekl. „Meister Erwins Heerschau.“ Ges. O Elsaß.“ Dekl. Barbarossa; die Sage vom Kyffhäuser; Rothbarts Abschied.“ Gesang: „Es braust ein Ruf!“ Dekl. „Der freie Deutsche Rhein.“ Ges. „Der freie Deutsche Rhein.“ Dekl. „Gruß an das Vaterland.“ Ges. „Laßt Lieder erschallen!“ Das Schlußgebet ward in der Intention verrichtet, Gott der Herr, der Lenker der Völker und Länder, möge unserem lieben deutschen Vaterlande, das nach außen so erhaben und
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groß, so ruhmreich und stark dasteht, auch im Innern Frieden und Einigkeit, Glück, Wohlergehen und Gedeihen schenken.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 13. September 1881
Zu der am heutigen Tage abgehaltenen Entlassungs- Prüfung waren außer dem Lokal-Schulinspektor Herrn Steuer-Inspektor Jackle die Schulvorstandsmitglieder Hub. Kurth von Frohngau und Joh. Dahm von Buir erschienen. Manche fähige Kinder konnten nicht entlassen werden, weil sie das zur Entlassung gesetzliche Alter noch nicht hatten, andere, die wohl das erforderliche Alter hatten, wurden angehalten, die Schule bis zur Osterprü- fung zu besuchen wegen schwacher und mangelhafter Bildung. Es wurde nur entlassen der schon ein halbes Jahr nachgesessene Jakob Schabeau aus Frohngau. Zum Schlusse der Prüfung wurden gesungen die Lieder: „Die letzte Rose“ und „Die Heimat der Seele.“
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 22. März 1882
Heute wurde der Geburtstag unseres teuren Helden- kaisers in unserer Schule in festlicher Weise begangen. Eröffnet wurde die Feier mit Gebet und folgender An- sprache des Lehrers: „Wir feiern heute den Geburtstag unseres alten ehrwürdigen Heldenkaisers Wilhelm I. Geboren am 22. März 1797 erreicht unser allverehrter Kaiser das hohe Alter von 85 Jahren. Es ist dieser Tag ein Freudentag für das ganze deutsche Vaterland. Alle sind wir unserem teuren Heldenkaiser zum Dank und zur Liebe verpflichtet. Gleich wie der Vater das Haupt der Fami- lie ist und alles zum Besten der Familie leitet und führt, so ist der Kaiser der allgemeine Landesvater. Und wahrlich, er hat sich dieses Ehrentitels würdig und wert bewiesen. Was hat er nicht alles gethan zum Besten des Vaterlandes! Die Geschichte gibt laut Zeugnis davon. Dichter und Sänger
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wetteifern miteinander, seine Thaten genügsam zu prei- sen. Und das mit Recht; den nächst Gottes Hülfe haben wir besonders seiner väterlichen Leitung und Umsicht den Ruhm und Glanz, das Glück und Wohlergehen unseres teuren Va- terlandes zu verdanken. Da wir aber eine große Familie im Staate bilden, so wirkt das Gedeihen und Blühen des gesamten Vaterlandes vorteilhaft zurück auf jede einzelne Familie; das Wohlergehen des Vaterlandes übt seinen wohlthätigen Ein- fluß auf Stadt und Land, auf Bürger und Bauer. So gera- de ist das Wort des Dichters zu verstehen: „Was ich bin und was ich habe, dank ich dir, mein Vaterland.“ Das Kind freut sich am Geburtstage des Vaters, daß der Himmel in ge- sund und wohl erhalten hat: Wir wollen uns als treue deutsche Landeskinder auch freuen am Geburtstag un- seres gemeinsamen Landesvaters. Mit Jubel stimmen wir darum ein in den Hochruf, welcher heute aus allen deutschen Landen unserem teuren Heldenkaiser entgegen- schallt: „Unser deutscher Heldenkaiser Wilhelm I., soll leben: Hoch, hoch, hoch!“ Hieran schloß sich die Preußische Volkshym- ne: „Heil dir im Siegerkranz! Dann wechselten fol- gende patriotische Gedichte und Vaterlandslieder mit- einander ab: Gedicht: „Kaiser Wilhelm“ und „Die deutsche Kai- serkrone.“ Gesang: „Dem Kaiser sei mein erstes Lied.“ Dekl. „ Barbarossa;“ Vortrag: „Sie Sage vom Kyffhäuser;“ Dekl. „Rothbarts Abschied.“ Ges. „Die Wacht am Rhein.“ Dekl. „Meister Erwins Heerschau.“ Ges. O Elsaß, o Elsaß!“ Ged. „Gruß an das Vaterland.“ Dekl. „Frühlingsgruß an das Vater- land.“ Ges. „Laßt Lieder erschallen.“ Dekl. „Deutsches Weihelied.“ Dekl. „Das Lied der Deutschen.“ Ges. „Was ist des Deutschen Vaterland?“ Dekl. „Das deutsche Vaterland.“ Dekl. „Mein Vaterland.“ Ges. Prei- send mit viel schönen Reden.“ Dekl. „ Borussia.“ Ges. „Ich bin ein Preuße!“ Zum Schluß ward das Lied gesungen: „Unser Kaiser Wilhelm lebe lang!“ und in dieser Intention das Schluß- gebet angeschlossen. Darauf wurde die frohe Schuljugend ent- lassen und jedem Kinde zwei Brezeln eingehändigt.
Beißel, Lehrer.
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Frohngau, d. 24. März 1882
Heute ward durch den Lokal-Schulinspektor Herrn Steuer-Inspektor Jackle die Schul- und Entlassungsprüfung abgehalten. Es wurden entlassen: Kurth Reinhard, Radermacher Philipp und Ramers Maria Anna aus Frohngau, sowie Behrend Joh. Peter, Hehs Anna Maria, Kurth Barbara und Kurth Anna Maria aus Buir. Für die etwas jüngeren Schüler Hehs Johann aus Frohngau und Müller Joseph aus Buir ward die Entlassung beim Herrn Kreis-Schulinspektor beantragt, welche auch erfolgte. Nach stattgehabter Prüfung hielt der Lokal-Schulinspek- tor an die abgehenden Schüler und Schülerinnen eine kurze Ansprache folgenden Inhalts: „Ihr verlaßt nun die Schule und tretet ins Leben ein. Behaltet und benutzt die Kenntnisse die euch hier beigebracht worden sind; besonders sucht der Schule durch ein erbauliches und an- ständiges Betragen Ehre zu machen. Es pflegen diejeni- gen, welche zusammen in die Schule gegangen sind, sich zeitlebens zugethan zu sein; es ist dies gut und löblich; so lebt in Frieden und Eintracht mit allen Menschen und laßt Neid und Mißgunst, Zank und Streitsucht in unseren Herzen keinen Raum finden. Dadurch tragt ihr mit dazu bei, daß die soziale Frage ge- löst und es besser werde in unserem teuren Vaterlan- de. Im Anschluß an diese schöne Ansprache erwähnte der Lehrer, daß das bekannte Lied: „Menschenliebe“ den angereg- ten Gefühlen Ausdruck gebe. Als Schluß wurde dann dieses schöne Lied angestimmt und von der Schuljugend mit frommer und heiliger Begeisterung gesungen.
Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 2. September 1881
Der zwölfjährige Gedächnistag des glorreichen Sieges von Sedan wurde heute in unserer Schule festlich be- gangen. Der Lehrer eröffnete die Feier mit einer Ansprache an die Kinder, worin er die Veranlassung
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Seite 37 zum Kriege, sowie die heldenmütige Erhebung Deutsch- lands gegen die ungerechten Angriffe der Franzosen klarlegte. Es wechselten dann zur Belebung der patrioti- schen Gesinnung folgende Deklamationen und Gesänge: Dekl. „Der 19. Juli 1870.“ Ges. „Es braust ein Ruf wie Donnerhall.“ Dekl. und Ges. „Der freie deutsche Rhein.“ Dekl. „Kriegslied der frei- willigen Jäger.“ Ges. “O du Deutschland.“ Dekl. „Husarenart.“ Ges. “Der Trompeten Schlachtgeschmetter.“ Dekl. „Die Rosse von Gravelotte.“ Ges. „Morgenroth.“ Dekl. „Zur Siegesfeier von Sedan.“ Ges. „Nun rings die Fahnen ausgehängt.“ Dekl. “Der Schmied von Sedan.“ Ges. „Was kraucht dort in dem Busch herum?“ Dekl. „Am 3. September 1870.“ Ges. “O Elsaß.“ Dekl. „Gruß an das Vaterland.“ Ges. „Ich hab mich ergeben.“ Dekl. „Die deutsche Kai- serkrone“ und „Kaiser von Deutschland.“ Gesang: „Unser Kaiser Wilhelm lebe lang!“ An dieses Lied schloß sich das Schluß- gebet in der Intention: Gott erhalte und segne unser teu- res Vaterland. Wie es nach außen groß und mächtig da steht, so schenke ihm Gott im Innern Frieden und Einigkeit. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 23. September 1881
Nachdem der Lokal-Schulinspektor Herr Jackle von Buir- haus die zu entlassenden Schulkinder: Jackle Thekla und Evertz Maria geprüft hatte, wurden heute die Zeugnisse für diese beiden Schülerinnen an den Lokal-Schulinspektor zum Unterschreiben mitgegeben. Auf Anfrage beim Herrn Kreis-Schulinspektor we- gen Entlassung der Evertz, lief von dort der Bescheid ein, daß der Evertz am 31. October das Zeugnis einzuhändi- gen sei. Als Abschiedslied für die abgehenden Kinder wurde zum Schluß der Schule gesungen das Gesell- schaftslied: „Es kann ja nicht immer so bleiben, hier unter dem wechselnden Mond.“ Beißel, Lehrer.
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Frohngau, d. 6. November 1881
Am heutigen Tage, am ersten Montage des Monats No- vember, versammelten sich die Lehrer des Spezialbezirks Net- tersheim zur gemeinschaftlichen Conferenz in unserem Schulsaale. Die kleineren Schüler der zweiten Stufe fer- tigten die Aufgabe an: „Zu 3 Zehnern zählt die einzel- nen Pfge. von 1 bis 10 Pf.“ Die größeren Schüler der zwei- ten Stufe schrieben einige Aufgaben aus der Flächen- rechnung; sie machten Auflösungen über Quadrat u. Rechteck an praktischen Aufgaben aus dem Leben. Mit der ersten Abteilung ward die Lehrprobe durchge- nommen; nämlich: „Einführung der Körperrechnung.“ Am Schlusse wurde von Kindern die drei Lieder ge- sungen: „Herbstlied, die letzte Rose und die Heimat der Seele.“ Nachdem die Kinder entlassen waren, wur- de vom Lehrer Beißel die Aufsatzarbeit verlesen über das Thema: Was kann und soll die ländliche Volksschu- le in der raumlehre erreichen und wie kann sie das?“ An diesen Vortrag schloß sich eine kurze Besprechung, so- wohl über die Aufsatzarbeit, als auch über die voraufge- gangene Lehrprobe. Nachdem dann im Schulsaal noch zwei der bestimmten Lieder durchgesungen worden, bega- ben sich sämtliche Lehrer in die Behausung des Lehrers Beißel, um auch in erheiternder Weise das collegia- lische Zusammensein zu pflegen. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 16. März 1883
Heute fand unter dem Vorsitze des Lokal-Schulinspek- tors des Steuer-Inspektors Herrn Jackle, sowie im Bei- sein der Schul-Vorstandsmitglieder Hubert Kurth und Anton Kirch die Schul- und Entlassungsprüfung statt. Es wurde geprüft in folgenden Fächern: „In der biblischen Geschichte, in der Naturgeschichte, der Geographie und Geschichte, im Lesen mit Dekla- mation, sowie in der schriftlichen Darstellung auf- gegebener Rechenaufgaben.“ Zum Schlusse wur-
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den die Lieder gesungen: „Auf den Schnee folgt der schöne Hoffungsklee;“ O, wie ist es kalt geworden!“ und das Gesellschaftslied: „Es kann ja nicht immer so bleiben!“ Es wurden vier Kinder, die das gesetzliche Alter hatten, entlassen nämlich: Ramers Joseph, Kurth Joseph, Kirch Peter und Bins Helena, alle aus Frohngau. Den abgehenden Kindern wurde bedeutet, daß sie die Schule noch bis zum Schluß des Schuljahres besuchen müßten und alsdann auch ihre Zeugnisse erhalten würden. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 17. März 1883
Gemäß Verfügung Königlicher Regierung wurde die Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers am heutigen Tage in unserer Schule festlich begangen, weil der 22. März auf grünen Donnerstag in die Karwoche fiel. Eröffnet wurde die Feier durch folgen- de Ansprache des Lehrers: „Eine Ehrenkrone ist das Alter!“ Auf dem Wege der Gerechtigkeit wird sie gefunden.“ Mit Recht können wir dieses Wort aus der hl. Schrift auf unseren teuren Landesvater, Wilhelm I. anwenden, denn S. Majestät der Kaiser erreicht am 22. März, seinem Geburtstage, den wir heute schon feierlich begehen, sein 87. Lebensjahr. Aber auch auf dem Wege der Gerechtigkeit hat S. Majestät der Kaiser dieses hohe Alter erreicht. Wenn uns auch die Geschichte dar- über nichts berichtete, so könnten wirs schon bewei- sen aus dem bekannten Sprichwort: „Arbeit Mäßig- keit und Ruh, schließt dem Arzt die Thüre zu.“ Daraus kann man ersehen, daß der Kaiser ein solides, ein mä- ßiges und thätiges Leben geführt hat; denn nur auf einer solchen Lebensbahn kann man ein hohes Alter erreichen. Aber auch die Geschichte gibt Zeugnis über die stete Regsamkeit und Thätigkeit des Kaisers. Schon als Prinz-Regent unter der Regierung seines Bruders, des Hochseligen Königs Friedrich Wilhelm IV. nahm er regen Teil an den Regierungsgeschäften. Das erkannte auch
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Friedrich Wilhelm IV. dankbar an und sprach es oft zum Ruhm seines Bruders Wilhelm aus. Als man dem Kö- nige einst einen Knotenstock verehrte, dessen Knopf den Kopf seines Bruders Wilhelm darstellte, sprach er, anspielend auf die thätige Hilfe seines Bruder: „Wie thut es mir so wohl, daß ich mich so fest auf meinen Bru- der stützen kann!“ Welche ruhmreiche Thätigkeit aber hat er erst entwickelt, als das Ruder des Staatsschiffes, das Steuer der Regierung, mit dem Ableben seines Bru- ders in seine Hand gelegt wurde. Er hat unser Va- terland zu Ehre, Rum und Größe geführt. Er ist der neue Barbarossa dem wir die Wiedererstehung des deutschen Kaiserreiches verdanken. Das deutsche Volk erkennt dieses auch dankbar an und die Geschichte hat unserem teuren Heldenkaiser den Ehrennamen „Wilhelm der Siegreiche!“ gegeben. Mit Begeisterung stimmen wir darum ein in den Ausruf, der heu- te jedes deutschen Brust erfüllt: „Unser teurer Hel- denkaiser Wilhelm der Siegreiche! soll leben: Hoch!!!“ Dann folgten nachstehende Deklamationen und Ge- sänge: Gesang. „Heil dir im Siegerkranz.“ Dekl. „Kai- ser Wilhelm.“ Ges.„Dem Kaiser sei mein erstes Lied.“ Dekl. „Der Lorbeerkranz.“ Ges. „Ich bin ein Preuße.“ Dekl. „Derff- linger. Der alte Derfflinger. Fehrbellin.“ Ges. „Morgen- roth.“ Dekl. „Der alte Fritz. Zieten. Husarenart.“ Ges. „Ich bin Husar gewesen.“ Dekl. „Die Königin Luise von Preußen. Der Harfner. Das Lied vom Feldmarschall.“ Ges. „Kriegslied der freiwilligen Jäger.“ auch: „Blücher- lied: „Der Trompeten Schlachtgeschmetter.“ Dekl. „Gruß an das Vaterland. Dem Vaterlande. Mein Vaterland. Gelübde. Lied eines deutschen Knaben.“ Ges. „Laßt Lie- der erschallen.“ Dekl. „Deutsches Weihelied. Das Lied der Deutschen. Des Deutschen Vaterland.“ Ges. „Preisend mit viel schönen Reden.“ Daran schloß sich eine kur- ze Besprechung des Lehrers über das Vierkaiserbild. Er
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suchte den Kindern darzulegen, wie das Vierkaiserbild nicht nur erinnern an das hohe Alter unsers Landesvaters, sondern auch recht geeignet sei, das Andenken des teuren Monarchen unter seinem Volke bleibend zu erhalten; und darum sei die Idee, welche dieses Kunstblatt ins Leben rief, eine glückliche zu nennen, weil sie verwirklichen hilft, daß unser teurer Landesvater immer im deut- schen Volke fortlebe, daß sein Andenken ein gesegne- tes sei. Zum Schluß wurde das Lied gesungen: „Unser Kaiser Wilhelm lebe lang!“ In dieser Intention wur- de sodann auch das Schlußgebet verrichtet. Den ab- tretenden Kindern wurden recht schöne Brezel ver- abreicht und so die Feier unter Freude und Jubel geschlossen.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 2. September 1883
Da der 2. September in diesem Jahre auf den Sonntag fiel, so ward die Sedanfeier in unserer Schule am Sams- tag d. 1. September festlich begangen. Die Feier wurde eingeleitet durch eine Ansprache des Lehrers über den Spruch: „Eintracht macht stark.“ Beleuchtet wur- de dieser Spruch durch Hinweis auf die einmütige Er- hebung des deutschen Volkes zur Zeit des französischen Krieges Von den Kindern wurde darauf vorge- tragen folgende Gedichte und Gesänge: Deklamation: „Der 19. Juli 1870.“ Ges. „Zu Charlottenburg im Garten.“ Dekl. „Sol- datenlied von 1870.“ Ges.. „Weißenburg.“Dekl. „Meister Erwins Heerschau.“ Ges. “O Elsaß, o Elsaß.“ Dekl. „Die Rosse von Gravelotte.“ Ges. „Morgenrot.“ Dekl. „Zur Siegesfei- er von Sedan.“ Ges. „Nun rings die Fahnen ausge- hängt.“ Dekl. „Der Schmied von Sedan.“ Ges. „Was kraucht dort in dem Busch herum?“ Dekl. „Am 3. September 1870.“ Ges. „Kaiser Wilhelm lebe lang!“ In der Intention des letzen Liedes wurde sodann auch das Schluß- gebet verrichtet.
Beißel Lehrer
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Frohngau, d. 20. October 1883
Bei der diesjährigen Entlassungsprüfung wurden aus der Schule entlassen: Schnichels Anton aus Buir und Schnichels Anna Maria aus Frohngau. Für die mitgeprüf- te Schülerin Helena Hehs ward auf Antrag des Vaters die vorzeitige Entlassung nachgesucht, welche auch unterm 12. October erfolgte. Bei der stattfindenden Entlassung am letzten Schultage wurden als Abschiedslieder ge- sungen: „Es kann ja nicht immer so bleiben!“ und: „Was ist es, das die ganze Welt der Lebenden zusammen hält?“ Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 22. März 1884
Die Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm wurde in unserer Schule folgenderweise begangen: Eröffnet wurde die Schulfeier durch folgende Ansprache des Lehrers: „Wir begehen heute den Geburtstag unseres teuren Landesvaters, den Geburtstag Sr. Majestät Kai- ser Wilhelm I. Geboren am 22. März 1797 erreicht un- ser Kaiser heute das hohe Alter von 87 Jahren. Es herrscht heute Freude und Jubel durchs große Vaterland und alle treuen Landeskinder senden heute Bitt- und Segenswünsche zum Heil des teuren Landesvaters zum Himmel empor: Besonders aber wird in allen Schulen des Vaterlandes der Geburtstag des Landesvaters in Vorträgen: Patriotischen Gedichten und Gesängen ver- herrlicht. Auch wir haben uns mit Gedichten und Vaterlandsliedern ausgerüstet und wollen sie, zu Sträußen und Kränzen gewunden, niederlegen auf den Altar des Vaterlandes. Diese Gedichte und Gesänge gelten allererst unserem teuren Landesvater; denn wie der Vater das Haupt der Familie ist, so ist unser allverehrter Kaiser unser gemeinsamer Lan- desvater, dem das Wohl aller seiner Unterthanen sehr
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am Herzen liegt. Sie gelten in zweiter Linie unserem ange- stammten Herscherhause; ihm geloben wir dadurch von unserer Treue, indem wir mit dem Dichter sprechen: „Wir sind ja Preu- ßen, wollen Preußen sein!“ Endlich gelten unsere Gedichte u. Gesänge dem ganzen Vaterlande; denn wir fühlen warm mit dem Dichter die Worte: „Was ich bin und was ich habe, dank ich dir mein Vaterland!“ Hierauf wechselten von seiten der Kinder folgende Gedichte und Vaterlandslieder: Deklama- tion und Gesang: „Heil dir im Siegerkranz.“ Dekl. „Kaiser will- helm.“ und „Die deutsche Kaiserkrone.“ Ges. „Dem König sei mein erstes Lied.“ Dekl. und Ges. „Der Kaiser ist ein lieber Mann.“ Dekl. „Königin Luise von Preußen“ und: „Der Harfner.“ Ges. „Ich hab mich ergeben.“ Dekl. „Borussia.“ u. Der Lorbeerkranz.“ Ges. „Ich bin ein Preuße.“ Dekl. „Der alte Derffling.“ Ges. „Morgenrot.“ Dekl. „Der alte Fritz.“ „Lied eines deutschen Knaben.“ „Das Schwert.“ Ges. „Ich hatt einen Kameraden.“ Dekl. „Das deutsche Vater- land.“ „Mein Vaterland.“ Ges. „Preisend mit viel schönen Reden.“ Dekl. „Gruß an das Vaterland.“ „Das Lied der Deutschen.“ Ges. „Deutschland, Deutschland über alles!“ Dekl. „Dem Kaiser des deutschen Reiches.“ Ges. „Unser Kaiser Wilhelm lebe lang.“ im Anschluß an dieses Lied und in der Intention des- selben wurde dann das Schlußgebet gesprochen. Dann erhielt jedes Kind beim Abtreten eine Brezel und so wurde unsere Schulfeier unter Freude und Jubel der Schuljugend beschlossen. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 24. März 1884
Heute Nachmittag wurde unter der Leitung des Lokal- Schulinspektors Herrn Steuer-Inspektor Jackle und im Beisein des Schulvorstands-Mitgliedes Kurth Hubert aus Frohngau, sowie des Herrn Lehrers Breuer von Bouderath, in hiesiger Schule die Jahres- u. Entlassungsprüfung
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abgehalten. Die Schülerin Gertrud Müller aus Buir und der Schü- ler Jakob Grons aus Frohngau, welche das zur Entlassung gesetz- liche Alter hatten, wurden der Schule entlassen. Die fähige Schülerin Katharina Kurth ward auf Wunsch des Vaters auch mit geprüft. Auch für sie traf vor Beginn des neuen Schulsemesters auf Grund eines Antrages von seiten des Vaters mit beiliegendem Prüfungs-Zeugnis die Entlassungsbewilligung vom Herrn Kreis-Schulin- spektor ein. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 5. Mai 1884
Heute versammelten sich die Lehrer des Konferenz- bezirkes Nettersheim zur Abhaltung einer Lehrer-Kon- ferenz im Schullokale zu Frohngau. Herr Steuer-Inspek- tor Jackle, Lokal-Schulinspektor der Schule zu Frohngau, beehrte die Versammlung mit seiner Gegenwart. Die Lehrprobe hatte Lehrer Beißel aus Frohngau, sie lau- tete: „Wie ich den Beifügesatz vorführe.“ Nach der Lehrpro- be sangen die Schulkinder als Schluß des Unterrichts die Lieder: 1. „O wie herrlich und wie schön ist es in die Schul` zu gehn!“ 2.:„Freut euch der Schule, weil ihr noch Kinder seid.“ 3. „Der Mai ist gekommen.“ Der alsdann folgende Vortrag des Lehrers Beißel behandelte das Thema der Lehr- probe. Nach dem Schluß der Konferenz im Schullokal begab sich die ganze Versammlung zur Wohnung des Lehrers Beißel, wo bei Mahl und Trinkgelage das col- legialische Zusammensein bis spät am Abende in heiterster Stimmung gepflogen wurde. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 2. September 1884
Heute feierten wir in unserer Schule den glorreichen Tag von Sedan. Schon am gestrigen Abend wurde der festliche Tag angekündigt; denn ringsum hörte man aus der Ferne zahlreiche Böllerschüsse. Vor unserem Schulhause aber flatterte schon heute Morgen früh die Schulfahne Germania. Um ½ 9 Uhr versammelten sich Lehrer und Schüler im Schullokal. Eröffnet wurde die Feier nach kurzem Gebete durch eine Ansprache des Lehrers, in welcher er den Kindern Bedeutung und Zweck der Feier des Sedantages erklärte, sowie ein kur- zes Bild der Geschichte des Krieges entrollte.
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Darauf wechselten zur Verherrlichung des Tages, sowie zur Beleuchtung und Illustration der vorgetragenen Erzäh- lungen folgende patriotische Gedichte und Vaterlands- lieder: Gedicht und Gesang: „Zu Charlottenburg im Gar- ten.“ Deklamation: „Soldatenlied von 1870.“ Ges. „Weißenburg.“ Dekl. „Der freie deutsche Rhein.“ und: „Die Wacht am Rhein.“ Ges. „Es braust ein Ruf wie Donnerhall.“ Dekl. „Kriegslied der freiwilligen Jäger.“ Ges. „Frisch auf zum fröhlichen Ja- gen.“ Dekl. „Husarenart.“ Ges. „Ich bin Husar gewesen.“ Dekl. „Die Rosse von Gravelotte.“ Ges. „Morgenrot, Morgen- rot.“ oder: „Des Reiters Morgengesang.“ Dekl. „Zur Siegesfeier von Sedan.“ Ges. „Nun rings die Fahnen ausgehängt.“ Dekl. „Der Schmied von Sedan.“ Ges. „Napolium“ oder: „Was kraucht dort in dem Busch herum?“ Dekl. und Ges. “O El- saß.“ Dekl. „Kaiser Wilhelm.“ Ges.„Unser Kaiser Wilhelm lebe lang!“ Im Anschluß an die Intention dieses Liedes wurde das Schlußgebet verrichtet in der Meinung, Gottes Schutz über unsern teuren Landesvater und über das ganze deutsche Vaterland herabzuflehen. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 21. März 1885
Da der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers auf den Sonntag fiel, so wurde er schon am heutigen Tage in den Schulen festlich begangen. Außer dem Lokal-Schulinspektor Herrn Steuer-Inspektor Jackle wohnte der Schulfeier bei das Schul- vorstands-Mitglied Hubert Kurth, Gemeindevorsteher in Frohngau. Eröffnet wurde die Feier nach dem ge- wöhnlichen Schulgebete durch folgende Ansprache des Leh- rers: „Als Salomon, der Sohn Davids, auf den Königs- Thron kam, da war er noch jung an Jahren. Darum bat er zum Herrn: Sieh ich bin noch jung und unerfahren; gib mir darum Weisheit und Verstand, damit ich dein Volk gut regieren und Recht und Unrecht zu unter- scheiden vermöge. Diese Bitte gefiel dem Herrn und er sprach zu Salomon: Siehe, weil du nicht gebeten hast um langes Leben, noch um Reichtum, noch um den Unter- gang deiner Feinde, sondern um Weisheit, so habe ich dir ein so weises und verständiges Herz gegeben, daß deinesgleichen weder vor dir gewesen ist noch nach dir
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kommen wird. So war es! Salomon war voll der Weisheit und die Könige der Erde kamen zu ihm, um ihn wegen seiner Weisheit zu bewundern. Auch die Königin von Saba kam zu ihm. Sie stellte mancherlei Fragen an ihn und überzeugte sich von seiner Weisheit. Dann brach sie aus in den Lobspruch: „Gepriesen sei der Herr, dein Gott, der dich auf den Thron Israels gesetzt hat.“ „Weil der Israel liebt, darum machte er dich zum Könige, Recht und Gerechtigkeit zu üben.“ Auch unser teurer Landesvater hat seine erhabene Stelle von oben, von Gott. Darum nennt sich auch S. Majestät in demü- tiger Unterwerfung unter Gott, den Allerhöchsten: „Wilhelm, durch Gottes Gnaden König von Preußen.“ Auch die anderen Worte der morgenländischen Kö- nigin: „Weil der Herr Israel lieb hat, darum mach- te er dich zum Könige!“ können wir mit Recht auf Fürst und Vaterland anwenden und sagen: „Weil der Himmel unser deutsches Vaterland liebt, darum schenkte er uns den trefflichen König Wilhelm u. darum erhält er uns denselben bis zu den höchsten Stufen des menschlichen Alters.“ Ja, heute, am erhabe- nen Geburtstage Sr. Majestät, wo der allverehrte greise Herrscher sein 88. Lebensjahr vollendet, heu- te blickt sein ganzes Volk voll Dank zum Himmel empor und fleht um Glück, Heil und Segen für den teuren Landesvater. Auch wir sprechen darum mit Herz und Mund den Spruch: „Dem Kaiser des deutschen Reiches.“ Danach folgten Gesänge und Dekla- mationen in folgender Ordnung: Ges. „Die preußi- sche Volkshymne.“ Dekl. „Kaiser Wilhelm.“ „Der Kaiser.“ „Der König lebe hoch.“ Ges. „Dem König sei mein erstes Wort.“ Dekl. „Die deutsche Kaiserkrone.“ „Dem Kaiserhaus.“ Ges.. „Dem Kaiserhaus mein schönstes Lied.“ Dekl. „Borussia.“ „Der Lorbeerkranz.“ Ges. „Ich bin ein Preuße.“ Dekl. „Köni- gin Luise von Preußen“ „Der Harfner.“ Ges. „Ich hab mich ergeben.“ Dekl. „Gruß an das Vaterland.“ „Das deutsche Vaterland.“ „Mein Vaterland.“ „Das Lied der Deutschen.“
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Ges. „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!“ Dekl. „Des deutschen Vaterland.“ Ges. “Der reichste Fürst.“ Dekl. „Barbarossa“ nebst Erzählung und Erklärung der Deutung des Gedichtes. Schlußgesang: „Unser Kaiser Wilhelm lebe lang!“ Nach Beendigung der Vorträge sprach der Lokal-Schulinspektor Hr. Steuer-Inspektor Jackle den Schulkindern wie dem Lehrer loben- de Anerkennung aus über ihren großen Fleiß, bekundet in den vorgetragenen Deklamationen und Liedern. Dann sprach er sich vor den Kindern darüber aus, wie notwendig es sei, die Vaterlandsliebe zu pflegen und diese Gefühle, die in der Schule gehegt und gepflegt wür- den, auch im späteren Leben warm zu bewahren. Zum Schluß wurden den Kindern Brezeln verabreicht und so wurde die Schulfeier unter Freude und Jubel der Schuljugend beschlossen. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 23. März 1885
Unter dem Vorsitze des Lokal-Schulinspektor und Steuer- Inspektor Herrn Jackle und im Beisein des Herrn Leh- rers Breuer von Bouderath, sowie des Schulvorstands- Mitgliedes Johann Dahm von Buir fand heute Nach- mittag in unserer Schule die Schul- und Entlassungs- prüfung statt. Die Abteilung I. a machte als Auf- satzarbeit: Umschreibung des Gedichtes: „Hoffnung.“ Die Abteilung I. b schrieb Spruchrätsel nebst deren Erklärung nieder. Die anderen Abteilungen schrie- ben kurze, für sie faßliche Rätsel auf. Fast alle Ar- beiten der Kinder wurden bezüglich Orthographie und Schrift kontrolliert. Dann schrieben die kleine- ren Abteilungen Sprüche auf, während die Kinder der größeren Abteilungen sämtlich im Lesen geprüft wurden. Während darauf die oberen Ab- teilungen auf das Rechnen achteten, waren eini- ge dazu aufgerufen, Kinder der Abteilung I. a an der großen Tafel vornahmen, fertigte die III. Abt. das Einmaleins mit 3 an. Als Schluß wurden die Lieder gesungen: „O Tannenbaum“ „Ein Schiff streicht durch die Wellen“ u. Gottvertrauen: Wider alle Wunden.“ Das zur Entlassung gesetzlich Alter hatte
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nur die Schülerin Anna Bins. Dieser wurde gesagt, daß sie mit Ablauf des Schulsemesters von der Schule entlas- sen sei. Auch wurden am heutigen Prüfungstage zum Ersten male seit meiner Tätigkeit an hiesiger Schule die in der Handarbeitsstunde verfertigten Hemden, Schürzen und Strümpfe an dürftige u. fleißige Kinder verteilt. Möchte dieser Modus der öffentlichen Verteilung auch ferner Anwen- dung finden! Viel unnötiges, ja böses Gerede wür- de dadurch zum Schweigen gebracht. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 2. September 1885
Der von der Hohen Behörde als vaterländischer Gedenk- tag angeordnete Tag des glorreichen Sieges von Se- dan wurde heute in unserer Schule in folgender Weise gefeiert: Als Einleitung legte der Lehrer den Kindern in einem Vortrage die Bedeutung des hehren Tages vor Herz und Sinn, anknüpfend an den Spruch: „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ Der Vortrag lautete: „Die Wahrheit dieses Sprichwortes erfuhr in recht herber, aber wohlverdienter Weise Napoleon III. der letzte Kaiser der Franzosen. Um seinen wankenden Thron zu stützen, suchte er den Fran- zosen zu schmeicheln durch eine Kriegserklärung an Preußen; denn seit den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 waren die Preußen den Franzosen ein Dorn im Auge. Besonders aber sahen die Franzosen mit Neid und Mißgunst auf Preußen, da unter der Führung Preußens die deutsche Einigkeit so friedlich anbahnte und so herrlich entfaltete. Ein Krieg mit Preußen fand daher besonders Anklang bei den Franzosen und sie ge- dachten, das rum- und sieggekrönte Preußen zu erniedrigen, sich selbst aber mit Sieg und Rum zu bedenken. Aber: „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ Ob der ungerechten, frevel- haften Herausforderung zum Kriege war Alldeutsch- land aufgebracht und empört und alle erhoben sich wie ein Mann; aus aller Munde erscholl: „Die Wacht am Rhein,“ deren Inhalt ist: „Sie sollen ihn nicht ha-
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ben, den freien deutschen Rhein!“ Das Resultat des Krieges war infolge dieser einmütigen Erhebung Deutschlands, infolge der gerechten Begeisterung der Deutschen, daß Frankreich geschlagen wurde. Ja, bei Sedan, einer alten französischen Festung, vollzog sich ein Ereignis, daß in der Weltge- schichte einzig da steht. Der zuvor so stolze Kaiser Napole- on ergab sich hier nach vielen Niederlagen seiner Armee an den König Wilhelm. Wie ein gewöhnlicher Gefangener stand er arm und gedemütigt vor König Wilhelm. Er fiel in die Grube, in die er Preußen stür- zen wollte, ganz Frankreich mit sich hineinziehend. Auf König Wilhelm machte dieses Ereignis einen tiefen Eindruck. In einer Depesche schrieb er an seine Gemahlin Augusta: Die jüngsten großen Er- eignisse kommen mir vor wie ein Traum, wenn ich nicht wüßte, daß sie sich vor meinen Augen vollzogen haben. Dieses weltgeschichtliche Ereignis soll darum in stetem Anden- ken bleiben und so ist der 2. September für immer als vaterlän- discher Gedenktag angeordnet worden. Die vaterländischen Gedichte und Gesänge aber, welche zum Vortrag kommen sollen und die hehre Geschichte dieser großen Zeit zum Ge- dächtnis und zum Bewußtsein bringen und unser Herz erfüllen mit Liebe zu Fürst und Vaterland.“ Es wechselten sodann folgende Patriotischen Gedichte und Gesänge miteinander ab: Dekl. „Der 19. Juli 1870.“ Ges. „Zu Char- lottenburg.“ Dekl. „Soldatenlied von 1870.“ „Welscher Tand und deutsche That.“ „Der freie deutsche Rhein.“ „Die Wacht am Rhein.“ Ges. „Es braust ein Ruf!“ Dekl. „Die deutschen Kanoniere von 1870.“ „Nach Paris.“ Ges. „Weißenburg.“ Dekl. „Der Schmied von Sedan.“ Ges. „Was kraucht dort in dem Busch herum?“ oder: „Napolium.“ Dekl. „Zur Siegesfeier von Sedan.“ „Am 3. September 1870.“ Ges. „Nun rings die Fahnen ausgehängt.“ Deklamation; „Meister Erwins Heerschau.“ Ges. “O Elsaß, o Elsaß.“ Dekl. „Die Rosse von Grave- lotte.“ „Ich bin Husar gewesen.“ Ges. „Morgenrot.“ Dekl. „Dem Vaterlande.“ Ges. „Ich hab mich ergeben.“ Deklamation. „Kaiser Will- helm.“ „Die deutsche Kaiserkrone.“ „Dem Kaiser des deut- schen Reiches.“ Ges. „Unser Kaiser Wilhelm lebe lang! O Gott erhalt uns ihn!“ In dieser Intention und Meinung wurde auch das Schlußgebet verrichtet.
Beißel, Lehrer.
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Frohngau, d. 4. Januar 1886
Auf Anordnung und Zuschrift des königlichen Landrats- amtes wurde heute in unserer Schule das 25jährige Regierungs-Jubiläum unseres teuren Kaisers Wilhelm festlich gefeiert. Eröffnet wurde die Feier durch folgende Ansprache des Lehrers: „ Wir begehen heu- te das 25jährige Regierungs-Jubelfest unseres Kaisers Wilhelm, des Königs von Preußen. Es war am Morgen des 2. Januar 1871, da war sein Bruder Friedrich Wilhelm IV, der Friedliebende, eingegangen in den Ort des ewi- gen Friedens; eingegangen in jenes Reich, daß das Kind dem edlen Könige verhieß, als es auf dessen Frage: wohin gehöre ich denn mein Kind? ant- wortete: Ins Himmelreich. Wilhelm war immer sei- nes Bruders kräftigste Stütze in Führung der Regie- rungsgeschäfte gewesen. Mit der Krankheit seines Bruders hatte er als Prinzregent von Preußen vollends die Zügel der Regierung in Händen. Nun, nach dem Ableben seines Bruders ergriff er selbstständig das Steuerruder des Staates mit kräftiger Hand, obwohl er schon im 64. Lebensalter stand. Ja, Wilhelm war bei seinem Regierungsantritt schon lange ein Sech- ziger und davon heißt es im goldenen „A-B-C:“ „Sechzig Jahr geht’s Alter an.“ Wer hätte es demnach prophezeien mögen, daß Wilhelm noch sein 25jähriges Regierungs-Jubiläum feiern wurde! Doch die Vorsehung hat ihn diesen hehren Tag erleben lassen und wir zollen unserm teuren Landesvater den höchsten Tribut unserer Achtung und Ehre, wenn wir auf ihn anwenden den Spruch der heiligen Schrift: „Eine Ehrenkrone ist das Alter! Auf dem Wege der Gerechtigkeit wird sie gefunden!“ Das ganze Vaterland schenkte diesem wichtigen Tage seine Aufmerksamkeit. In Schulen wurde es ge- feiert, in Vereinen wurden Feste veranstaltet und in den Kirchen erscholl das feierliche „Te Deum“ zum Lobe des Allerhöchsten.“ An diese feierliche Ansprache des Lehrers schloß sich ein dreistimmiges Hoch auf S. Majestät, den Kaiser,
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an und an dieses die preußische Volks-Hymne: „ Heil dir im Siegerkranz.“ Dann wurde das Gedicht: „Der Lorbeerkranz“ vorgetragen, woran wir anschlossen das „Kriegslied der frei- willigen Jäger.“ Hierauf kam das Gedicht „Borussia“ mit dem Preußenlied: „Ich bin ein Preuße!“ zum Vortrag. Zum Schluß sangen wir das Lied: „Unser Kaiser Wilhelm lebe lang!“ und verbanden mit der Intention dieses Liedes ein andächtiges „Vater unser“ in der Meinung, daß der Himmel noch lange unseren teuren Kaiser erhalten möge zum Heil des Vaterlandes. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 22. März 1886
Nachdem am gestrigen Abend der heutige Festtag durch feierliches Glockengeläute angekündigt worden, verkün- dete heute Morgen früh die vor dem Schulhause flattern- de Schulfahne Germania den vaterländischen Ge- denktag. Es galt nämlich würdig zu feiern den Ge burtstag unseres allverehrten Kaisers Wilhelm. Im Beisein eines Schul- und Jugendfreundes, des Herrn Johann Vansümmeren, dessen Neffchen auch hiesige Schule besucht, fand die Feier folgenderweise statt: Zunächst hielt der Lehrer folgenden Festvortrag: „Heute feiern wir den Geburtstag unseres teuren Landesvaters, unseres allverehrten Kaisers Wilhelm. Am 22. März 1797 geboren, erreicht S. Majestät heu- te das 90. Lebensjahr. Welch ein hohes Alter! Im golde- nen Alphabet heißt es: „60 Jahr, geht’s Alter an! 70 Jahr, ein Greis! 80 Jahr, nimmer weiß!“ d.h. nie mehr ver- ständig, nie mehr klug! „90 Jahr, der Kinder Spott!“ d.h. einfältig wieder wie ein Kind; daher auch die Re- densart, die man oft von alten Leuten sagt: „Er oder Sie ist verkind!“ Nicht so auf unsern teuren Landesvater passen diese Regeln des goldenen Alpha- bets. Gott der Herr, der Geber aller guten Gaben, hat ihm nicht nur Gesundheit und Rüstigkeit des Kör- pers verliehen, sondern ihm auch bis in die höchsten Stufen des menschlichen Alters die Fülle und die Frische des Geistes erhalten und bewahrt; denn noch
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tagtäglich lesen wir in den Blättern, wie der Kaiser sich von seinen Räten Vortrag halten läßt und so noch immer regen Anteil nimmt, an der Regierung des Vaterlandes. Zur Zeit des Königs Saul sprach der Herr zum Propheten Samuel: „Wer mich ehrt, den will ich ehren!“ Dieses Wort der Schrift findet volle Anwen- dung auf unsern teuren Landesvater. Er hat den Herrn geehrt; denn während der Stürme der letzten Jahre hat der greise Monarch oft feierlich das Wort gesprochen: „Ich will, daß meinem Volke die Religion erhalten bleibe!“ Nie hat er ein wichtiges Werk un- ternommen ohne zuvor den Segen des Himmels auf sich, seine Familie und sein Volk herabzurufen. Nie hat er einen Sieg errungen, den er sich selbst zu- geschrieben, sondern immer dem Lenker dort oben die Ehre gegeben. Darum hat der Herr ihn auch ge- ehrt, indem er ihn mit Ruhm und Herrlichkeit krön- te wie keinen Sterblichen und ihn vor aller Welt auszeichnet durch ein so hohes Alter. Den aber Gott selbst so ehrt, den dürfen und sollen auch wir ge- wiß ehren. Wir wollen darum Nachahmer Gottes sein wie die lieben Kinder und als treue Landes- kinder unserm teuren Landesvater auch den Tribut der Ehre zollen, indem wir mit Herz und Mund einstimmen in den Jubelruf, der heute aus Millionen Herzen aufsteigt: „Unser aller- gnädigster Kaiser Wilhelm soll leben: „Hoch etc.“ Darauf erschallten zur Feier des Tages patriotische Gedichte und Vaterlandslieder, in denen der Kai- ser, die kaiserliche Familie oder das Vaterland ge- feiert wurden, in reicher Auswahl miteinander ab: Dekl. und Ges. „Heil dir im Siegerkranz.“ Dekl. „Kaiser Wilhelm.“ „Zum Geburtstag des Kaisers.“ Ges. „Dem König sei mein erstes Wort.“ Dekl. „Der Harfner.“ „Kö- nigin Luise von Preußen.“ Ges. „Dem Kaiserhaus mein
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schönstes Lied.“ Dekl. „Barbarossa.“ und „Erklärung oder Deutung der Sage.“ „Die deutsche Kaiserkrone.“ Ges. “Der Kaiser ist ein lieber Mann!“ Dekl. „Borussia.“ „Der Lorbeerkranz.“ Ges. „Ich bin ein Preuße.“ Dekl. „Gruß an das Vaterland.“ „Dem Vaterlande.“ Ges. „Ich hab mich ergeben.“ Dekl. „Deutsches Weihelied.“ „Das Lied der Deutschen.“ Ges. „Deutschland, Deutschland über alles!“ Dekl. „Des deutschen Vaterland.“ „Das deutsche Vaterland.“ Ges. „Kennt ihr das Land?“ Dekl. „Mein Vaterland.“ Der reichste Fürst.“ Ges. „Preisend mit viel schönen Reden.“ Dekl. „Dem Kaiser des deutschen Reiches.“ Ges. „Unser Kaiser Wilhelm lebe lang!“ In der Intention dieses Liedes wurde das Schluß- gebet angeschlossen. Beim Abtreten wurden den Kin- dern Brezeln verabreicht und so wurde die Feier unter Freude und Jubel der Schuljugend beschlossen. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 26. März 1886
Heute fand in hiesiger Schule unter dem Vorsitze des Lokal- Schulinspektors Herrn Steuer-Inspektors Jackle von Buir- haus und die Schul- und Entlassungsprüfung statt. Der Prüfung wohnten außerdem bei Lehrer Breuer aus Bouderath u. die Schulvorstandsmitglieder Hubert Kurth und Christian Evertz aus Frohngau. Der Zimmermeister Hövel, dessen Tochter mit zu Entlassung kam, wohnte auch der Prüfung bei. In folgenden Unterrichtsgegenständen fand die Prü- fung statt: Biblische Geschichte, Lesen samt Sprachlehre, Rechnen nebst Raumlehre und vaterländischer Geschichte. Zur Entlassungsprüfung wurden folgende fünf Kin- der zugelassen: Kirch Jakob, Hövel Helena, Evertz Katha- rina und Schneider Margareta aus Frohngau und Dahm Anna aus Buir. Sämtliche Prüflinge wurden der Entlassung fähig und reif befunden und es ward darum bestimmt, daß den genannten Kindern am letzten Tag des Schulsemesters ihr Entlassungs-Zeugnis einzuhändigen sei. Zum Schluß des Prüfungsaktes wurden die Lieder gesungen: „Dem Kaiserhaus mein
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erstes Lied!“ und: „Preiset die Reben, hoch preiset den Rhein!“ Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 5. April 1886
Heute versammelten sich in unserer Schule die Lehrer des Konferenzbezirkes Nettersheim zu ihrer ersten Spezial- konferenz in diesem Jahre. Die Lehrprobe war: „Vorfüh- rung der Ergänzung.“ Das Thema zur schriftlichen Ar- beit hieß: „Die methodische Behandlung der Ergänzung.“ Zum Schluß der Unterrichtsprobe wurde von den Kin- dern das Rheinlied vorgetragen: „Preiset die Reben, hoch preiset den Rhein!“ Nachdem auch die Lehrer der Sangeszunft ihren Tribut gezollt, versammelten sich alle zum Mittagessen in der Wohnung des Lehrers, woselbst die Lehrer in recht kollegialischer Weise den Nachmittag des Konferenztages in der heitersten Stimmung verbrachten. Zum Be- weise dafür führe ich nur an, daß beim Vortrag einiger Lieder an das Lied: „Brüder laßt uns lus- tig sein!“ das lateinische Lied: „Gaudeamus igetur“ angeschlossen wurde, wobei die Lachmuskel in beständiger Wallung blieben. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 2. September 1886
Auch in diesem Jahr wurde die Siegesfeier des glorreichen Tages von Sedan in unserer Schule in festlicher Weise began- gen. In der Ansprache des Lehrers an die Schuljugend wurde darauf hingewiesen, daß man lange darüber beraten habe, welchen Tag man als vaterländischen Gedenktag zur Beherzig- ung der großen Ereignisse des deutsch-französischen Krieges ansetzen solle: ob den Tag des glorreichen Sieges von Sedan, d. 2. September 1870, oder den Tag der Proklamation des neuen deutschen Kaiserreiches, den 18. Januar 1871. Man entschied sich endlich für den ersteren Tag, weil er uns Ereignisse brachte, welche auf jedes deutsche Gemüt einen überwältigenden Ein- druck machten; darum erschien dieser Tag auch am geeignet- sten der Repräsentant aller Geschichte der großen Zeit deutsch-
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französischen Krieges zu sein. In der Erzählung des Lehrers vom Kriege selbst wurde unter Benutzung des Büchleins: „Der Franzo- senkrieg.“ das Kesseltreiben von Sedan besonders hervorgehoben und beleuchtet. Zur Einprägung der Geschichte und zur Verherrli- chung des Tages wechselten dann folgende patriotische Gedichte und Gesänge miteinander ab: Dekl. „Der 19. Juli 1870.“ Ges. „Zu Charlot- tenburg.“ Dekl. „Soldatenlied von 1870.“ Dekl. „Welscher Tand und deutsche That.“ Ges. „Die Wacht am Rhein.“ Dekl. „Der freie deutsche Rhein.“ Dekl. „Die deutschen Kanoniere von 1870.“ Ges. „Nach Paris.“ „Weißen- burg.“ Dekl. „Der Schmied von Sedan.“ Ges. „Nun rings die Fahnen ausgehängt.“ „Am 3. September 1870.“ und Dekl. „Zur Siegesfeier von Se- dan.“ Ges. „Napolium.“ o. „Was kraucht dort in dem Busch herum?“ Dekl. „Meister Erwins Heerschau.“ Ges. “O Elsaß, o Elsaß.“ Dekl. „Die Rosse von Gravelotte.“ Ges. „Morgenrot, Morgenrot.“ Dekl. und Ges. „Ich bin Husar gewesen.“ Dekl. „Dem Vaterlande.“ Ges. „Gelübde“ oder „Ich hab mich ergeben.“ Dekl. „Die deutsche Kaiserkrone.“ „Kaiser Will- helm.“ „Dem Kaiser des deutschen Reiches.“ Ges. „Unser Kaiser Wilhelm lebe lang!“ In der Intention dieses Liedes wurde ein „Vater unser“ gebetet und so wurden zum Schluß der Feier Fürst und Vaterland empfohlen in den Schutz des Allerhöchsten. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 22. März 1887
Der Geburtstag Sr. Majestät, unseres allverehrten Kai- sers Wilhelm wurde heute in unserer Schule in fest- licher Weise begangen. Galt es ja doch, den neunzig- sten Jahrestag des Geburtsfestes unseres teuren Helden- kaisers würdig zu feiern. In seiner Ansprache an die Kinder führte der Lehrer besonders aus, wie Fürsten u. Abgesandte von den Höfen Europas sich nach Berlin, der Residenz des Kaisers begeben hätten, um den greisen Monarchen bei der Vollendung seines 90. Lebensjahres zu beglückwünschen. Im ganzen Vaterlande finde diese Geburtstags-Festfeier den freudigsten Wider- hall; besonders aber würden in allen Schulen zur Verherrlichung des Tages patriotische Gedichte und Ge- sänge vorgetragen. Die Deklamationen und Lieder, welche bei unserer Schul- feier aufgeführt wurden, hatten zum Gegenstand:
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1. das Kaiserhaus oder die kaiserliche Familie; 2. unseres engeres Vaterland, Preußen; 3. Deutschland, unser ge- meinsames Vaterland. Nachdem zum Heil des teuren Landesvaters das Schul- gebet verrichtet worden, fand die Feier bei der Schul- jugend einen freudigen Abschluß, als jedem Kinde als kleines Festgeschenk eine Brezel überreicht wurde. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 28. März 1887
Bei der heute von dem Lokal-Schulinspektor Herrn Steuer-Inspektor Jackle abgehaltenen Schul- und Entlas- sungsprüfung war bezüglich des zur Entlassung gesetz- lich erforderlichen Alters eine neue Regierungs-Ver- fügung maßgebend, kraft welcher die Entlassung mit 13 ½ Jahr stattfinden konnte. Es wurden demzufolge zur Prüfung zugelassen und zur Entlassung bestimmt: Kurth Matthias und Evertz Regine aus Frohngau und Jackle Joseph, Müller Peter und Hehs Barbara aus Buir. Die Zeugnisse wurden den genannten Kindern nach Schluß des Wintersemesters eingehändigt. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 2. September 1887
Auch in diesem Jahr wurde der Tag des glorreichen Sieges bei Sedan in unserer Schule in festlicher Weise be- gangen. Durch eine Ansprache des Lehrers wurden die Kinder mit dem Wesen und der Bedeutung des Sedan- tages bekannt gemacht. Die darauf folgenden Gedichte und Gesänge waren entnommen der Geschichte des deutsch-französischen Krieges; sie besangen unseren deutschen Heldenkaiser, Wilhelm den Siegreichen, oder sie galten endlich dem gesamten deutschen Vater- lande. Mit einem herzlichen Gebet für das Wohl und Gedeihen des teuren Vaterlandes, namentlich um Einigkeit und Kraft und Stärke im Inneren, wurde die schöne Feier geschlossen. Beißel, Lehrer.
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Frohngau, d. 22. März 1888.
Zur Gedächtnisfeier unseres Kaisers Wilhelm
Gemäß Verfügung königlicher Regierung versammelten sich heute Lehrer und Schüler im Schulsaal, um die wegen Ablebens unseres geliebten Kaisers Wilhelm angeordnete Gedächtnisfeier würdig zu begehen. Eröffnet wurde die Feier durch folgende Ansprache des Lehrers: „Wie freudig haben wir so oft den heuti- gen Tag, den Geburtstag unseres Kaisers Wilhelm, miteinan- der gefeiert. Auch in diesem Jahr hatten wir uns wieder auf diesen hehren Tag gefreut und schon begonnen, uns mit patri- otischen Gedichten und Liedern zu dessen würdiger Feier zu rüs- ten. Aber mit einem Schlag wurde aus dem nahen Freuden- tag ein tief ergreifender großer Trauertag. Unser unvergeß- licher Kaiser Wilhelm hat seinen 91. Geburtstag nicht mehr er- lebt. Am 9. d. M. ist er aus dieser Zeitlichkeit sanft hinüberge- schlummert ins Land der Ewigkeit. War es auch vorauszuse- hen, daß die Tage des greisen Monarchen gezählt seien, so wurden dieselben noch beschleunigt durch den Kummer um seinen im Ausland weilenden kranken Sohn und durch die Trauer über den Tod seines Enkels in Baden. Die Nachricht von dem Tode des Kaisers kam indes wie ein harter plötzlicher Schlag und erfaßte nicht nur jede deutsche Brust, sondern selbst das Ausland mit tiefer Wehmut und Trauer. Unser hl. Vater Leo XIII. war von der Todes-Nachricht des deutschen Kai- sers so erschüttert, daß er einige Zeit zur Arbeit unfähig war und das Beileids-Telegramm an den Kaiserlichen Hof nicht selbst abzufassen vermochte. Der Kaiser von Rußland, Alexander III., ein entfernter Verwandte unseres Kaisers Wilhelm, verordnete, daß das ganze russische Heer einige Wo- chen lang Trauerflor tragen, und daß das Regiment dessen Chef Kaiser Wilhelm gewesen war, für alle kommenden Zei- ten den Namen „Wilhelm der Erste“ tragen solle. Trauert so das Ausland um den Heimgang des großen Kaisers, um wie viel mehr muß uns, die deutschen Landeskinder, der Tod unseres treuen Landesvaters mit Trauer erfüllen. Es war ein schöner Gedanke seines erlauchten Sohnes, unseres neuen Kaisers Friedrich, daß er verordnete, daß am Ge- burtstage unseres heimgegangenen Kaisers Wilhelm in
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allen Schulen des großen Vaterlandes eine Gedächtnisfeier stattfinde; es war dies ein Gedanke, der jedem Deutschen wie aus tiefer Brust gesprochen war. Denn wer möchte nicht gern an diesem Tage sich das Leben des heimgegangnen Kaisers als Muster zur Nachahmung sich vor Augen stellen. In seinem erhabenen Leben treten uns besonders seine Tu- gendsäulen als Grundpfeiler seines Charakters entgegen. Diese sind: „Die Tapferkeit, die Ehre, die Pflicht und die Liebe zum Vaterlande.“ Ein Muster der Tapferkeit ist er nicht erst gewor- den durch seine Heldenthaten in den siegreichen Kriegen, die er führte, nein schon in frühester Jugend erwarb er sich durch Tapferkeit das eiserne Kreuz. Auch in seinem Äußern finden wir diese Tapferkeit; denn seitdem er in die Armee eingetreten, trug er nun mehr den Waffenrock und das Schwert wich nicht mehr von seiner Seite. Die zweite Tu- gendsäule ist die Ehre. Nicht nur der Ehre des Vaterlandes galt sein Streben, auch die Ehre seines Hauses und die per- sönliche Ehre hat er stets hochgehalten; denn sein ganzes langes Leben finden wir durch nichts Unedles entweiht. Der dritte Grundzug seines Charakters ist die Pflicht Bis zum letzten Atemzuge blieb er treu der Sorge und rastlosen Thätigkeit in seiner erhabenen aber schwierigen Stellung. In seinen jüngeren Jahren trug ein Orgelbauer dem jungen Prinzen, den er nicht kannte, als er auf einem seiner Instrumente musizierte, eine Organistenstel- le an. Der junge Prinz, der den Ruf der Pflicht wohl erkann- te, erwiederte: „Ich habe eine Stelle, die ich nicht aufgeben kann und nicht aufgeben will.“ Als einst einer seiner Kammerdiener, ein Siebziger, wegen seines hohen Alters wünschte, in den Ruhestand versetzt zu sein, entgegnete ihm der Kaiser lachend: „Du und ich, wir zwei haben kei- ne Zeit zu ruhen.“ Ein gar sprechendes Bild seiner Pflicht in rastloser Thätigkeit ist seine letzte mit zitternder Hand auf dem Todesbette gegebene Namensunter- schrift: Wilhelm. Die vierte Tugendsäule endlich, die Liebe zum Vaterlande, steht bei Kaiser Wilhelm im voll- sten Glanze da. Sein ganzes Leben und Streben galt dem Vaterlande. Dem Vaterlande zu leben und ihm zu dienen, das war seine Ehre; das Vaterland zu erheben, das war sein
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Ruhm. Seine rastlose Thätigkeit in der Einrichtung des Heeres und dessen glorreiche Führung vom Kampf zu Sieg hat un- ser deutsches Vaterland zum ersten Staate der Welt gemacht. Darum war es auch die letzte große Freude unseres nun verblichenen Kaisers, als ihm die Meldung ward, daß der deutsche Reichstag das neue Wehrgesetz wie ein Mann an- genommen habe; denn darin sah der Kaiser die wichtigste Bürgschaft für den ruhmreichen Fortbestand des teuren Vaterlandes. Das erhabene Leben unseres Kaisers Wilhelm wollen wir nachahmen: sein Tugend-Beispiel soll uns stets vor Augen schweben. Tapferkeit, Ehre, Pflichtreue und Vaterlandsliebe, sie seien ein Erbteil von unserm nun in Gott ruhendem Kaiser Wilhelm; dieses Erbteil unseres teuren Landesvaters wollen wir wie es treuen Landes- kindern geziemt als ein teures Vermächtnis schätzen, eh- ren und hochhalten. Dann wird in Deutschlands Gauen wahr, was der Dichter in seinem Trauergedichte sagt: „Und wenn die Trommeln rufen: Ihr Männer zum Gewehr! Dann geht der Kaiser Wilhelm wie immer vor uns her." In eben diesem Sinne ist auch zu ver- stehen das Dichterwort: „Der Kaiser ist nicht tot! Der Kaiser, der lebt." Nach dieser feierlich-ernsten Ansprache des Lehrers wurde von der ganzen Schulklasse das Gedicht vorgetragen: „Lan- destrauer“ Darauf folgten die Trauer-Gedichte: „Dem Kaiser Wilhelm“, „An des Kaisers Bahre und „An der Gruft des Kaisers". Endlich kamen zum Vortrag die Gedichte und Gesänge: „Der Wanderer in der Sägemühle", „Die Kapelle" und: „Die Heimat der Seele". Ersteres er- innert an den Spruch: „Vielleicht sind auch zu meinem Sarg die Bretter schon geschnitten!“ Die Kapelle ruft uns zu: „Auch dir wird einst das Glöcklein läuten!“ Die Heimat der Seele aber erinnert uns daran, daß im Himmel unser wahres Vaterland ist. Mit einem andächtigen Vater unser fürs liebe deutsche Vaterland wurde die Gedächtnisfeier geschlossen.
Beißel, Lehrer.
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Frohngau, d. 27. März 1888
Heute Morgen fand unter dem Vorsitze und der Leitung des Lokal-Schulinspektors Herrn Steuer-Inspektor Jackle in hiesiger Schule die Schul- und Entlassungsprüfung statt. Auch unser Pfarrer und sämtliche Mitglieder des Schulvorstandes waren zur Prüfung erschienen. Nachdem die beiden oberen Abteilungen mit einer schriftlichen Ar- beit beschäftigt worden, begann mit den Kleinen die mündliche Prüfung. Dann kam die III. Stufe und darauf die I. Stufe ans Lesen, mit welchem bei den zu entlassen- den Kindern Sprachlehre verbunden wurde. Die zur Entlas- sung zu prüfenden Kinder waren: Schneider Peter aus Frohngau, Dahm Katharina, Radermacher Anna, Jackle Maria Klara und Schnichels Maria aus Buir. Jeder von den Prüflingen mußte eine Prüfungsaufgabe im Rechnen an der Schultafel frei anfertigen. Im Gesang kamen von der ganzen Schulklasse insgesamt zum Vor- trag: „Die Kapelle“ und „Der Seele Heimat.“ Die Entlassungs-Zeugnisse werden für die genannten abgehenden Kinder baldigst angefertigt und ihnen demnächst zugestellt werden. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 30. Juni 1888
Aus Anlaß des am 15. Juni erfolgten Hinganges unseres allverehrten Kaisers Friedrich III. ward von unserem hochwürdigsten Herrn Erzbischof in allen Kirchen der Erzdiözese eine Gedächtnisfeier oder Trauerfeierlichkeit für den teuren heimgegangenen Kaiser angeordnet. Der hochwürdigste Herr Erzbischof hatte selbst eine feierli- che Trauerrede verfaßt, welche von der hochwürdigsten Geistlichkeit bei der Gedächtnisfeier den Gläubigen vorgele- sen wurde. Die Trauer‑ oder Totenbahre war mit grü- nen Topfpflanzen und Myrtensträuchern sinnig geziert. Vor Verlesung der Trauerrede sang der Kirchenchor eine Strophe und nach derselben zwei Strophen von dem Trauerliede:
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„Die Heimat der Seele:“ „Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh?“ Unser neuer Kaiser Wilhelm II. verordnete, daß in allen Schulen des großen Vaterlandes eine Gedächtnisfeier für den heimgegange- nen Kaiser Friedrich stattfinde. Diese Feier fand statt am 30. Juni. Es wurde dabei besonders hervorgehoben, welch hehrer und erhabener Gedanke es von unserem jugendlichen Kaiser Wilhelm war, daß er diese Feier zum Ruhme seines Vaters anordnete. Und wahrlich! Der Aufruf zu einer solchen Feier fand den lau- testen Widerhall im ganzen Vaterlande: In Schulen und Ver- einen wurde die Gedächtnisfeier in sinniger Weise und un- ter allgemeiner Beteiligung gehalten. War doch der teure Heimgegangene als Kronprinz der Liebling der deutschen Na- tion! Aber erst als Kaiser gaben seine Ansprachen an Regie- rung und Volk aller Welt Zeugnis: welch hehrer Geist in ihm walte, welche hohe Mannnesehre und Menschenwürde in ihm wohne. Bei unserer Schulfeier wurde von der Schuljugend das schöne Gedicht: „Landestrauer“ vorgetragen. Dann sangen wir die Lieder: „Die Heimat der Seele.“ „Der Wanderer in der Sägemühle.“ „Die Kapelle.“ Das Schlußgebet wurde in der Intention verrichtet: Gott wolle unserem schwerheimgesuchten Kaiserhause Linderung im Leid u. Trost verleihen, unserem neuen Kaiser aber Kraft u. Stärke schenken zum Heil des Vaterlandes. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 18. Oktober 1888
Es war jedem treuen Vaterlandsfreunde aus dem Her- zen gesprochen, als Seine Majestät der Kaiser und Kö- nig durch allerhöchsten Erlaß am 09. Juli d. J. zu bestim- men geruhte, daß in sämtlichen Schulen der Monar- chie die Geburts‑ und Todestage der in Gott ruhenden Kaiser Wilhelm I. und Friedrich fortan als vaterlän- dische Gedenk‑ und Erinnerungstage begangen werden sollten. Da in diesem Jahre der 18. Oktober in die Herbst-Ferien fiel, so sind wir beim Beginn des neuen Schulsemesters vorstehender Verordnung
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mit Freuden nachgekommen. Es wurde dabei erwähnt, daß der heimgegangene Kaiser Friedrich am 18. Oktober seinen Geburtstag zum Erstenmal als Kaiser würde gefeiert haben, wenn ihn der Himmel im Leben gelas- sen. Dann wurde darauf hingewiesen, daß der Geburts- tag unsers verewigten Kaisers, der 18. Oktober, in der Geschichte unsers Vaterlandes ein gar bedeutungsvol- ler Tag sei. Zum Schlusse haben wir am Geburtstage des geliebten Kaisers Friedrich den Schwur erneuert: nach seinem Muster und Beispiele dem Vaterlande treu zu bleiben und fürs Wohl des Vaterlandes thätig zu sein bis zum letzen Atemzuge. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 27. Januar 1889
Der Geburtstag Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II. fiel in diesem Jahre auf einen Sonntag. Darum ward die Schul- feier von der Hohen Behörde auf Samstag d. 26. verlegt. Unter Benutzung des Büchleins: „Heil Kaiser dir! (Festgabe für die deutsche Jugend zur ersten Geburtstags- Feier Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II.) haben wir des Kai- sers Geburtstag in feierlicher Weise begangen wie folgt: Ansprache an die Kinder. Deklamation: „Die deutschen Ei- chen.“ Ges. „Hermannslied.“ Ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser und die preußische Volkshymne: „ Heil dir im Siegerkranz!“ Erzählung oder Vortrag: „Lebensbild unseres Kaisers.“ Dekl. „Die drei Worte:“ „Gott, König, Vaterland.“ Gesang: „Dem König sei mein erstes Wort.“ Dekl. „Am Kaisers-Geburtstag.“ Dekl. und Gesang: „Der Kaiser ist ein lieber Mann.“ Vortrag: „Thronbesteigung Kaiser Wilhelm II. und seine Proklamation: „An mein Volk!“ Dekl. „Dem Kaiser: Auf des Ahnherrn hehrem Thron.“ Ges. „Dem Kai- serhaus mein schönstes Lied.“ Dekl. „Dem Kaiser des deutschen Reiches.“ Ges. „Ich bin ein Preuße!“ Zum Schlusse hielt der Lehrer folgende Ansprache an die Kinder: „unser Keiser vollendet heute sein 30. Lebensjahr
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und haben wir somit einen Kaiser noch jung an Jahren. Als König Salomon seinem Vater David in der Regierung folgte, da war auch er an Jahren noch jung. Darum rief er zum Herrn und flehte: „Herr, ich bin noch jung und uner- fahren; darum gib mir Weisheit und Verstand, damit ich dieses große Volk gut regieren und Gutes und Böses zu unterscheiden ver- möge.“ „Diese Bitte gefiel dem Herrn und er sprach zu Salomon: „Siehe, weil du nicht um Reichtum und Ehre, nicht um den Tod deiner Feinde, nicht um ein langes Leben gebeten hast, son- dern um Weisheit: darum habe ich dir ein so weises und ver- ständiges Herz gegeben, daß deines Gleichen weder vor dir ge- wesen ist, noch nach dir kommen wird.“ „ Dieses wollen wir uns zur Lehre nehmen und in unserem Schlußgebet un- seren jungen König und Kaiser des Himmels Weisheit erfle- hen, damit auch er durch den Schutz und Segen von oben sein Volks gut zu regieren vermöge.“ In dieser Intention wurde das Schlußgebet verrichtet. Beim Heimgang wurde jedem Schulkinde eine Brezel verabreicht und so die erste Kaisers-Geburtstags-Feier mit Freude und Jubel ge- schlossen. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 17. April 1889
Nach vorhergegangener Schul- und Entlassungsprüfung durch den Lokal-Schulinspektor Herrn Steuer-Inspektor Jackle wurden am heutigen Tage aus der Schule entlas- sen: Witzeller Georg, Kurth Elisabeth, Meyer Anna aus Frohngau und Behrend Anna aus Buir. Der mitgeprüfte Schüler Johann Beißel aus Frohngau konn- te an diesem Tag noch nicht entlassen werden, weil zuvor ein Gesuch um Entlassung an den Herrn Kreis- Schulinspektor gerichtet werden mußte, da dieser Schüler erst am 3 November sein 14. Lebensjahr vollendete. Seine Entlassung erfolgte erst am 29. April. Beißel, Lehrer.
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Frohngau, d. 2. September 1889
Am heutigen Morgen fand in unserer Schule die vor- geschriebene Sedansfeier statt. Nachdem der Lehrer in ei- nem geschichtlichen Vortrage die Kinder mit der Bedeu- tung des Tages bekannt gemacht hatte, wechselten zur Verherrlichung des Festes und zur Bekundung und z. Bele- bung der patriotischen Gesinnung folgende Gedichte und Vaterlandslieder miteinander ab: „Der 19. Juli 1870.“ „Die Wacht am Rhein.“ „Welscher Tand und deutsche That.“ „Die deutschen Kanoniere von 1870.“ „Nach Paris oder Weißenburg.“ „Die Rosse von Gravelotte.“ „Reiters Morgengesang.“ „Zur Siegesfeier von Sedan.“ „Nun rings die Fahnen ausgehängt!“ „Napolium.“ oder „Was kraucht dort in dem Busch herum?“ „Die deutsche Kaiserkrone.“ „Dem Kaiser des deutschen Reiches.“ Nach Deklamation und Gesang wurde die Feier geschlos- sen mit einem herzlichen Gebet für unser liebes teu- res Vaterland.
Beißel Lehrer
Frohngau, d. 27. Januar 1890
Ansprache des Lehrers an die versammelte Jugend: „Nach dem kirchlichen Gottesdienste, wobei wir den Aller- höchsten, den Herrn der Völker und Staaten, den König der Könige, um Glück und Segen für unseren teuren Kai- ser Wilhelm und das ganze Vaterland angefleht, haben wir uns jetzt im Schulsaale versammelt, um auch hier den „Allerhöchsten Geburtstag“ in würdiger Weise zu be- gehen. Mit patriotischen Gedichten und Vaterlands-Ge- sängen haben wir uns reichlich ausgerüstet, um sie in einem schön geordneten Kranze hinzulegen auf den Altar des Vaterlands, und um hieran unser Herz zu entflammen zur Liebe und Treue zu Fürst und Vater- land. Unsere Feier wollen wir eröffnen mit dem Rufe: Unser allergnädigster König und Kaiser Wilhelm II. soll leben: „Hoch, hoch, hoch!“ Darauf wechselten zur Feier des Tages folgende Deklamationen und Vaterlandslieder: Dekl. „Heil Kaiser dir.“ Ges. „Heil dir im Siegerkranz.“ Dekl. „Kai-
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ser Wilhelm lebe hoch!“ Ges. „Dem König sei mein erstes Wort.“ Dekl. „Vorüber ist die unheilvolle Wetterwolke.“ Dekl. „Auf des Ahn- herrn hehrem Thron.“ Dekl. „Der Kaiser ist ein lieber Mann.“ Ges. „Der Kaiser ist ein lieber Mann.“ Dekl. „Drei Worte: Gott, König, Vaterland.“ Ges. „Dem Kaiserhaus mein schönstes Lied.“ Dekl. „Borussia.“ Dekl. „Ich bin ein Preuße.“ Dekl. „Mein Vater- land.“ Dekl. „Das deutsche Vaterland.“ Ges. „Kennt ihr das Land so wunderschön?“ Dekl. „Des deutschen Vaterland.“ Ges. „Laßt Lieder erschallen!“ Dekl. „Deutschland, Deutschland über alles!“ Ges. „Deutschland, Deutschland über alles!“ Dekl. „Dem Kaiser des deutschen Reiches.“ Ges. „Unser Kaiser Wilhelm lebe lang!“ Im Anschluß an dieses Lied und in der Intention dessel- ben wurde das Schlußgebet verrichtet und den Kindern beim Abtreten als Geschenk eine Brezel eingehändigt. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 24. März 1890
Heute fand unter dem Vorsitze und der Leitung des Lokal- Schulinspektors, Rechnungsrates Herrn Jackle in hiesiger Schule die Schul- und Entlassungsprüfung statt. Auch die Schulvorstandsmitglieder Kurth und Evertz hatten sich zur Prüfung eingefunden. Die Prüfung erstreckte sich über Lesen, Satzlehre oder Sprachlehre, Rechnen und Gesang. Zur Entlassungsprüfung wurden zugelassen: Evertz Mat- thias, Breuer Maria, Pütz Gertrud, Notarius Anna aus Frohngau und Dahm Barbara, Schnichels Susanna und Radermacher Katharina aus Buir. Letztgenann- te, die den Winter einige Monate krank war, wurde der Entlassung nicht fähig befunden. Die sechs anderen Prüf- linge wurden zur Entlassung bestimmt und daher die Aufstellung ihrer Zeugnisse verordnet. Für Notarius u. Schnichels mußte aber nebst dem Zeugnis ein Antrag der Eltern auf vorzeitige Entlassung eingehen, da diese beiden Kinder das gesetzliche Alter noch nicht erreicht hatten.
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Die zweite Singklasse sang vor dem Abtreten der Kleinen die Lieder: „O wie herrlich und wie schön ist es, in die Schul` zu gehn!“ und: „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach.“ Die erste Singklasse sang beim Schluß die Lieder: „O wie ist es kalt geworden!“ und: „Auf den Schnee, auf den Schnee folgt der schöne Hoffnungsklee.“ Als Schluß zum Gebete wurde gesungen: „Unschuld, schönste Himmelsgabe.“ Nach Schluß der Prüfung wurde Nachfrage gestellt über den Stand der Nähschule. Der Lehrer, der sich darüber in- formiert hatte, teilte mit, wie viele Hemden, Schürzen und Strüm- pfe uns Schürzen fertig gestellt seien. Es wurde dar- auf verordnet, eine Verteilungsliste über diese Sachen aufzustellen, dem Schulvorstande zur Einsicht vorzule- gen und gemäß dieser Verteilungsliste dann am letzten Schultage die gefertigten Sachen den Kindern einzuhändigen. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 2. September 1890
Am heutigen Tage wurde in unserer Schule der zwanzig- jährige Gedächnistag des glorreichen Sieges von Sedan in festlicher Weise begangen. Nach der Ansprache des Lehrers wurden zur Verherrlichung des Tages, zum Ruhm des Vaterlandes und zur Begeisterung der jungen Staats- bürger folgende patriotische Gedichte und Gesänge vor- getragen: Deklamation: „Welscher Tand und deutsche That.“ Dekl. und Ges. „Die Wacht am Rhein.“ Dekl. „Der freie deutsche Rhein.“ Dekl. und Ges. „Der 19. Juli 1870.“ Dekl. „Zur Siegesfeier von Sedan.“ Dekl. und Ges. “O Elsaß.“ Dekl. „Die Rosse von Gravelotte.“ Gesang: „Morgenrot.“ Ges. „Weißenburg.“ Ges. „Nun rings die Fahnen ausge- hängt.“ Ges. „Was kraucht dort in dem Busch herum?“ Dekl. „Die deutsche Kaiserkrone.“ Dekl. „Gruß an das Vater- land.“ Dekl. „Kennt ihr das Land?“ Ges. „Die preußische Volkshymne: Heil dir im Siegerkranz!“
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Das Schlußgebet wurde an diesem Tage in der Intention ver- richtet: Gott wolle unser deutsches Vaterland das nach außen so erhaben und groß da steht, auch im Innern einig und stark machen. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 25. Oktober 1890
Aus Anlaß des Geburtstages unseres großen Feldherrn, des Grafen Moltke wurde heute in unserer Schule eine vaterlän- dische Feier veranstaltet. Eröffnet wurde dieselbe durch folgen- de Ansprache des Lehrers an die Schuljugend: „Wir begehen heute einen vaterländischen Gedenktag. Am morgigen Tage ist der 90. Geburtstag unseres großen Feld- herrn, des Grafen Moltke. Seine Majestät, unser allergnädig- ster Kaiser Wilhelm haben zu verordnen geruht, daß aus An- laß dieses Geburtstages am 25. Oktober in allen Schulen des ganzen Vaterlandes eine entsprechende Feier stattfinde zum Ruhme und preise des großen Feldherrn, der sich um das Vaterland so verdient gemacht hat. Bei dieser Feier soll das Leben Moltkes, seine Verdienste um das Vaterland der Jugend, den künftigen Staatsbürgern vorgeführt werden. Darum will ich auch versuchen, euch etwas aus dem Leben des großen Feldherrn zu erzählen und fange an mit der Aufschrift: Hellmut Karl Bernard, Graf v. Moltke, preußi- scher Feldmarschall und Chef des Generalstabes der Armee. Graf Moltke ward geboren im Jahre 1800 am 26. Oktober. Er stammt aus Mecklenburg. Sein Alter schreitet, wie man so sagt, mit der Jahreszahl weiter und so vollendet der greise Held morgen sein 90. Lebensjahr. Im Jahre 1822 trat er aus dänischem in preußischen Kriegsdienst. Er avancierte sehr rasch und im Jahre 1832 ist er schon Mitglied des preußischen Generalstabes. Im Jahre 1864 half er den Operationsplan zum dänischen Feldzuge ausarbeiten. Er war auch der Haupt- urheber der Feldzugspläne von 1866 und 1870. Sein Grundsatz lautet: „Getrennt marschieren, vereint schlagen!“ So ge-
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schahs im Feldzug gegen Österreich im Jahre 1866, ebenso im Feldzug gegen Frankreich im Jahre 1870. Im April 1864 ward er Chef des Generalstabes der alliierten Armee der Preußen und Österreicher. Aus dem Feldzug mit Österreich ging v. Moltke als siegreicher Feldherr hervor. Als im Jahre 1870 die Franzosen Preußen den Krieg erklärten, da riefen die Ber- liner Jungen dem Moltke, dem Schweiger zu: Nun Moltke, mach den Plan! Und es hat wahrlich nicht daran gefehlt. Wie im Jahre 1866 nach Österreich, so zogen im Jahre 1870 drei Heeressäulen zu Frankreich hinein. Einer der gefahrvollsten Augenblicke im deutschfranzösischen Kriege war in der furcht- baren Schlacht bei Gravelotte. Moltke hatte richtig berechnet, die französische Armee in der Festung Metz einzuschließen. Aber fast wären ihm die Truppen des II. Armeekorps, die Pom- merer, zu spät gekommen. Moltke steht auf der gefahrvollen Stelle und erwartet sie sehnsuchtsvoll. Endlich kommen sie; sobald die Braven den treuen Moltke, den Schlachtenden- ker erblicken, sind sie, alle Strapazen des Marsches vergessen, rufen: Hoch Moltke! und im Marschschritt nehmen sie die Stellungen ein, die ihnen Moltke mit blankem Degen zeigt. Die Einschließung von Metz wurde glücklich vollzogen, die Schlacht von Gravelotte gewonnen und am Morgen konnte Moltke dem harrenden König Wilhelm die Nachricht bringen: Majestät, wir haben gesiegt! Nach beendigtem Feldzuge wurde Moltke von König Wilhelm zum General-Feld- marschall ernannt und in den Grafenstand erhoben. Wenn man den greisen Feldmarschall Moltke in seiner einfachen Uniform zu Pferde sitzen sieht, (ich selbst habe ihn so gesehen auf der Kaiserparade bei Euskirchen i. J. 1877!) so sollte man nicht glauben, daß er der größte Feldherr der Welt ist. Er sucht keine Ehre, er sucht keinen Ruhm umglänzt nur durch seine Bescheidenheit; ihn ziert das Sprüchlein:
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„Bescheidenheit das Schönste Kleid!“ Graf v. Moltke ist auch ein gar gebildeter Herr; er hat mehrere Kriegsgeschichten herausgegeben und ist bewandert in sieben Sprachen und dennoch weiß er zu schweigen. Er hat die Wahrheit des Sprichwortes erfaßt: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ in den letzten Jahren erfolgte der Rück- tritt v. Moltkes aus dem öffentlichen Verwaltungswesen; aber noch immer ist er thätig in der Landes-Verteidigungs- Kommission. So will er dem Vaterlande treu bleiben und ihm seine Kraft leihen bis zum letzten Atemzuge. Was lernen wir nun aus dem großen Muster, aus dem Lebensbild unseres Feldmarschalls des Grafen v. Moltke? Antwort: Bescheidenheit und Vaterlandsliebe. Was du thust das thue aus Pflichtgefühl, aus Berufstreue, aus Liebe und zum Besten des Ganzen. Kannst du selbst kein Ganzes sein, so schließ` dich wie der Dichter sagt, als würdiges Glied dem Ganzen dich an! Halte treu am Vaterlande! Das Vaterland enthält deine Heimat, es schützt deine Person und dein Hab und Gut. Im Vaterlande spricht man deine Muttersprache. Auch der Schrift- steller fordert uns zur Vaterlandsliebe auf mit den Worten: „Ans Vaterland, an teure, schließ` dich an, das halte fest mit deinem ganzen Herzen! Dort in der fremden Welt stehst du allein!“ Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft! Darauf wurden einige schöne Gedichte vom Vaterlande vorgetragen, um auch durch diese die Jugend zur Vater- landsliebe zu entflammen. Es wurden deklamiert: „Dem Vaterlande.“ „Treue Liebe bis zum Grabe.“ „Ich hab` mich ergeben!“ „Gruß an das Vaterland.“ „Das deutsche Vaterland.“ „Mein Vaterland.“ Hieran schloß sich das Lied: „Laßt Lieder erschallen im deutschen Verein!“ Am Schluß des Liedes wurde ein Hoch ausgebracht auf den allverehrten Feldmarschall den Grafen v. Moltke in welches die Jugend mit hoher Begeisterung ein- stimmte. Das Schlußgebet wurde verrichtet für die
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Anliegen des teuren Vaterlandes. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 27. Januar 1891
Der Geburtstag Sr. Majestät unseres allergnädigsten Kaisers Wilhelm II. wurde heute in unserer Schule fest- lich begangen. Der Schulsaal war mit Kränzen ge- schmückt, welche die Bildnisse der letzten drei Kaiser festlich schmückten. Zu der Schulfeier des Allerhöchsten Ge burtstages fand sich auch ein Herr Hubert Blum, Mitglied des Gemeindevorstandes von Frohngau. Nachdem der Lehrer in seiner Ansprache an die Jugend die Bedeutung des Tages dargethan, und ein allgemei- nes Hoch auf den teuren Landesvater ausgebracht wor- den, erschallten zur Verherrlichung des Festes patriotische Deklamationen und Vaterlandslieder. Das Schlußgebet ward verrichtet in der Intention: „Gott, der Lenker der Völker und Länder, wolle unserem thatkräftigen Kaiser Einsicht, Weisheit und Verstand verleihen, damit er unter Gottes Schutz vollbringe, was dem Vaterlande zum Segen und zum Heile gereicht. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 26. März 1891
Am gestrigen Tag fand in Gegenwart des Herrn Bürgermeisters Zingsheim und der Schulvorstands- mitglieder Kurth und Evertz an hiesiger Schule die Entlassungsprüfung statt. Von den sieben Prüf- lingen hatten sechs das zur Entlassung gesetzliche Alter; darum hatte nur der siebente Prüfling ein Entlas- sungsgesuch beim Kreis-Schulinspektor einzu- reichen. Beißel, Lehrer.
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Frohngau, d. 26. Juni 1891
Unser Nachbarort Tondorf rüstet sich und bietet alles auf, um den in den nächsten Tagen dort eintreffenden hochwürdigsten Herrn Weihbischof Dr. Fischer einen wür- digen Empfang zu bereiten. Im vorigen Jahr hatten wir in der Pfarre Frohngau das große Glück, den hochwürdigsten Herrn Erzbischof Dr. Philippus Kremenz zum Besuch zu haben. Es war die ein Ereignis, welches wohl schwerlich wie- derkehren dürfte. Darum soll es mit einigen schlichten Worten in unserer Schul-Chronik dokumentiert werden. Es war im Jahre 1890, in der Woche nach unserem Patrons- sfest als der hochwürdigste Herr Erzbischof unsere Pfarrge- meinde besuchte, um in unserer bescheidenen Pfarr- kirche den Firmlingen hiesiger Pfarrei das hl.Sakra- ment der Firmung zu spenden. Am Dienstag-Nachmit- tag traf der hochwürdigste Herr Erzbischof, aus der Pfarrei Zingsheim kommend, bei uns ein. Vor dem Dorfe wa- ren wie in Prozession aufgestellt, und Empfingen den hoch- würdigsten Herrn und geleiteten Hochdenselben durch die mit vier stattlichen Triumpfbogen und zahlreichen Fahnen verzierten Straßen unter Gebet und Gesang in unsere neu renovierte Pfarrkirche. In unserem Pfarrhause übernachtete der hochwürdigste Herr und am anderen Morgen fanden die Firmungs-Feierlichkeiten statt. Es waren 25 jugendliche Firmlinge, denen das hl. Sakrament der Firmung gespendet wurde. Als Firm- paten fungierten der Kirchenpräsident Grons Jakob und die Frau Lehrer Beißel. Die gegenwärtige Gene- ration von Frohngau wird den Besuch unseres hochwür- digsten Herrn Erzbischof Philippus und die stattgehabte Fest- feier nie vergessen. Beißel, Lehrer.
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Frohngau, d. 2. September 1891
Auch in diesem Jahr wurde der glorreiche Tage der Sie- gesfeier von Sedan in unserer Schule in festlich begangen. Nachdem durch Vorerzählung des Lehrers den Kindern die Bedeutung des Tages klargemacht worden, wur- den von Seiten der Kinder passende Deklamationen und Gesänge vorgetragen. Aus dem reichen Schatze der vaterländischen Gedichte und der patriotischen Gesänge wur- den diejenigen ausgewählt, welche den deutsch-französi- schen Krieg und vor allem die Ereignisse vor Sedan den Kindern recht anschaulich vor Augen stellten. Zum Schlusse wurde ein herzliches Gebet gesprochen für unseren jungen Kaiser und das ganze deutsche Reich. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 24. September 1891
Gestern, am 23. September, langte eine telegraphische De- pesche von Herrn Kreis-Schulinspektor hier an. Darnach sollte der 23. September, der hundertjährige Geburtstag des Freiheitshelden und Freiheitssängers Theodor Kör- ner, als ein vaterländischer Gedenktag in den Schulen in passender Weise begangen werden. Da der 23. Septem- ber ein Mittwoch und somit am Nachmittag keine Schulfeier mehr möglich war, so wurde dieselbe am fol- genden Tage, dem 24. September gehalten. Der Lehrer erzählte den Kindern aus der Zeit der Befreiungs- kriege. Er schilderte ihnen lebhaft, wie gerade die Freiheits- sänger gar vieles dazu beigetragen hätten, das Volk zu begeistern und zu entflammen, daß es sich wie ein Mann erhob, um das unwürdige Joch der Fremd- herrschaft abzuschütteln. Darauf wurde das Leben Körners den Kindern vor Augen geführt aus dem mitt- leren Lesebuche Nr. 268. Daran schlossen sich die Dichtun- gen Körners: „Lützows wilde Jagd“ und Th. Körners letztes Lied: „Du Schwert an meiner Linken.“ Ferner kamen als Deklamation oder auch als Gesang
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Seite 73 zum Vortrag: „Die Opfer zu Wesel.“ Dekl. „Frisch auf zum fröhlichen Jagen,“ das Kriegslied der freiwilligen Jäger: „Morgenrot“ oder Reiters Morgengesang. Das Gelübde: „Ich hab mich ergeben!“ Nachdem der Lehrer nochmals hingewiesen auf das erhabene Beispiel Körners und der Freiheitshelden, wurde das Schlußgebet in der Intention verrichtet: „Gott erhalte und schirme unser teures Vaterland!“ Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 27. Januar 1892
Heute wurde der allerhöchste Geburtstag Sr. Majestät des Kai- sers in unserer Schule festlich begangen. In seiner Anrede an die Kinder feierte der Lehrer unseren erlauchten Kaiser will- helm als Friedens-Kaiser und als Arbeiter-Kaiser. Er erwarb sich den Ehrentitel „Friedens-Kaiser,“ weil er bald nach seiner Thronbesteigung die Fürsten Europas heimsuchte u. dort friedliche Beziehungen anknüpfte, um den Frieden von ganz Europa sicher zu stellen und zu befestigen. Sr. Majestät ward aber der Ruhmestitel „Arbeiter-Kaiser“ zuteil, weil er gar weise Verordnungen und Gesetze erließ, um das Los der hartbedrängten arbeitenden Bevölkerung zu erleich- tern und erträglich zu gestalten. An das Hoch auf S. Majestät, den allergnädigsten Kai- ser und König Wilhelm II., schlossen sich dann seitens der Schuljugend folgende vaterländische Dichtungen und patri- otischen Gesänge an: „Heil dir im Siegerkranz.“ Dekl. u. Gesang. „Dem noch das Herz voll Liebe schlägt“ oder: „Der Kai- ser lebe hoch.“ Dekl. „Der auf des Landes Thron.“ Dekl. „Der Kaiser ist ein lieber Mann.“ Deklamation und Gesang. „Auf des Ahnherrn heh- rem Thron.“ Dekl. „Dem Kaiserland.“ Dekl. u. Ges. „Der Harfner.“ Dekl. „Die drei Worte: Gott, König, Vaterland.“ „Preußen- lied.“ Dekl. u. Ges. „Gruß an das Vaterland.“ „Gelübde oder: Ich hab mich ergeben!“ Dekl. und Gesang. Das Schlußgebet wurde in der Intention verrichtet: „Gott möge unserm jungen Kaiser wie einst dem jungen Könige Salomon Weisheit und Verstand schenken, damit
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er sein großes Reich regieren und verwalte als ein treu- er Vollstrecker der Ratschlüsse des Allmächtigen.“ Beim Abtreten aus der Schule wurden die Kinder mit Brezeln beschenkt, und so fand die Feier einen würdigen und freudigen Abschluß. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 2. September 1892
Der heutige Tag, der Tag der Erinnerung an den glor- reichen Sieg bei Sedan, wurde in unserer Schule in herkömmlicher feierlicher Weise gefeiert. Nach einer passenden Ansprache des Lehrers über die Bedeutung des Sedantages wechselten zur Verherr- lichung des vaterländischen Gedenktages folgende pa- triotischen Gedichte und Gesänge: Deklamation und Gesang: „Der 19. Juli 1870.“ Dekl. „Der freie deutsche Rhein.“ Dekl. und Gesang: „Die Wacht am Rhein.“ Dekl. „Die Rosse von Gravelotte.“ Gesang: „Reiters Morgenge- sang.“ Dekl. „Zur Siegesfeier von Sedan.“ Gesang: „Nun rings die Fahnen ausgehängt.“ Dekl. und Gesang: “O Elsaß, o Elsaß.“ Dekl. „Der 3. September 1870.“ Gesang: „Napolium.“ od. „Was kraucht dort in dem Busch herum?“ Dekl. und Gesang: „Husarenart.“ Dekl. „Treue Liebe bis zum Grabe etc.“ Dekl. und Gesang: „Ich hab mich ergeben.“ Die Feier wurde geschlossen mit folgender Ansprache des Lehrers: „Nichts geschieht von ungefähr!“ so sagt schon das Sprichwort; umso weniger gibt` ein Ungefähr. einen Zufall, im großen Weltgetriebe. Gott ist der Lenker des Weltalls, er ist der Lenker der Länder und Völker, der Staaten und Reiche; er ist auch der Führer der einzel- nen Familien, ja des einzelnen Menschen. Seiner weisen Leitung ist nichts zu hoch, seiner väterlichen Fürsorge ist nichts zu klein.“ „Heute, an diesem vaterländischen Gedenktage, wollen
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Seite 75 wir darum unser Schlußgebet in der Intention und Absicht verrichten: Gott, der Lenker der Völker und Länder, wolle un- sern für das Wohl des Vaterlandes thätigen Kaiser und seine treuen Ratgeber so erleuchten, so leiten und führen, daß sie das wählen und ausführen, was zum Besten, zum wahren Heil des Vaterlandes und seiner Bewohner gereicht. Geht es dem Vaterlande gut, dann geht es auch uns gut; denn wir sind die Bewohner, die Bürger, die Kinder des großen Vaterlandes.“ In dieser Absicht wurde mit Herz und Mund das Schlußgebet verrichtet. Der Lehrer, Beißel.
Frohngau, d. 22. Oktober 1892
Bevor wir die diesjährigen Herbstferien schließen und das Wintersemester beginnen, wollen wir nicht verab- säumen, an dieser Stelle noch dreier Ereignisse zu ge- denken. Es sind dies: 1.) Die Entlassung der abgehenden Schul- kinder; 2.) die Spezial-Lehrerkonferenz in der Schule zu Frohngau und 3.) die Einführung unseres neuen Seel- sorgers. I. Die Entlassungsprüfung. Bei der am 13. April stattfindenden Schul- und Entlassungsprüfung wurden folgende sechs Schul- kinder besonders geprüft: Schneider Cäcilia und Notarius Jakob aus Frohngau und Hehs Katharina aus Buir, sowie Kurth Emma und Dümmer Christina aus Frohngau und Kurth Margareta aus Buir. Die drei ersten Kinder hatten das zur Entlassung erfor- derliche Alter und wurden darum mit dem letzten Schultage entlassen. Die Eltern der drei letzten Schul- kinder waren, da ihre Kinder das gesetzliche Alter noch nicht erreicht hatten, mit einem Gesuch um vorzeitige Entlassung beim Herrn Kreis-Schulinspek- tor vorstellig geworden, worauf auch deren Entlassung erfolgte. Allen sechs Schulkindern wurde bald darauf vom Lehrer das Entlassungs-Zeugnis eingehändigt.
Der Lehrer, Beißel.
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II. Die Lehrerkonferenz in Frohngau. Am 5. September hielt der Konferenzbezirk Nettersheim in unserer Schu- le eine Spezialkonferenz. Mit den Kindern der oberen Abteilungen wurde das Gleichnis vom verlorenen Sohn durchgenommen. Das Aufsatz-Thema lautete: „Die Behandlung der Gleichnisse des Herrn in der Ober- stufe der Volksschule.“ Im Anschluß an die Lehrprobe wurde rühmend hervorgehoben, daß die Aufgabe bei den Kindern in keiner Weise vorbereitet gewesen sei; so sollte es bei allen Lehrproben sein; denn dann gelange eben zur vollen Geltung das Geschick und die Kunst des Lehrers zu unterrichten. Das gemeinschaftliche Essen fand in der Behausung des Lehrers statt, wobei die ungezwungenste und gemütlichste Unter- haltung herrschte. Reisefertig sangen die Gäste beim Ab- schied in der gehobensten Stimmung: „So scheiden wir mit Sang und Klang, leb wohl du schönes Haus!“ Der Lehrer, Beißel.
III. Die Einführung unseres neuen Seelsorgers. Es war am zweiten Tag unserer Herbstferien, am 20. September als sich der Lehrer im Auftrag des Kirchenvorstandes nochmals auf den Weg nach Köln machte, um vom hochwürdigsten General-Vikariate für unsere verwaiste Pfarrgemeinde einen Seelsorger zu erbitten. Der Generalvikar Dr. Kleinheidt hörte den Lehrer ruhig an und sagte dann lä- chelnd: „Es ist bereits ein neuer Herr für Frohngau ernannt, der Rektor von Godorf, Fey geheißen, ein sehr kunstlieben- der Herr, gebürtig in der Stadt Aachen, aus einer sehr noblen Familie. Der Herr wird sich schon bald auf die Lappen machen, um Einsicht von der neuen Stelle zu nehmen.“ So war es wirklich. Schon am folgenden Tage, am 21. Septem- ber bald nach Mittag, kam der Herr Pfarrer von Nettersheim mit unserem neuen Herrn nach Frohngau. Der Herr ver- sprach, schon bald zu kommen. Um ihm bei seiner Ankunft
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einen feierlichen Empfang zu bereiten, baten wir schriftlich den Herrn, Er möge uns Tag und Stunde seiner Ankunft hierselbst freundlichst an- zeigen. Darauf teilte uns der Herr mit, er wünsche, daß man von einem offiziellen Empfange Abstand nehme, jedoch am Sonntag, d. 9. Oktober, vor dem Hochamt eine feierliche Begrüßung stattfinden; dann wäre auch die ganze Pfarrgemeinde zusammen. Nun wurde tapfer drauf los gearbeitet, um den neuen Herrn, der schon am Donnerstag-Nachmittag angekommen war, am Sonntag feierlich zu begrüßen und zur Kirche zu geleiten. Die Mädchen von Buir hatten fünfzehn wunderschöne, mit roten und weißen Rosen verzierte Kränze für die Kirche angefer- tigt. Die jungen Leute von Frohngau aber erbauten drei pracht- volle Triumphbogen. Am Sonntag versammelte sich nun die ganze Pfarrgemeinde, um den neuen Seelsorger von Neu‑Blum zur Kirche abzuholen. Nachdem sich der Kirchenvor- stand dem neuen Herrn vorgestellt, trat dieser vor der ver- sammelten Pfarrgemeinde auf die Treppe, um von der auf- gestellten Schuljugend im Namen der ganzen Pfarrgemein- de in einem herzlichen Gedicht die Begrüßung entgegen zu nehmen. Das recht passende Gedicht fing an und endete mit dem Spruch: „Heil unserm Pfarrer Heil!“ Auf die Begrüßung durch die Schuljugend richtete der neue Herr gar schöne Worte an die versammelte Pfarrgemeinde. Er sagte: Durch die Feier und Zier, welche sie veranstaltet hätten, ehrten sie zunächst seine Person und daran thäten sie Recht; denn die Priester des Herrn müsse man ehren; er nähme auch diese Ehrenbezeugung dankbar an, aber nicht so sehr für seine Person, als vielmehr zum Ruhm des Priesterstandes; und so ehre die Pfarrgemeinde durch die veranstaltete Feierlichkeit auch sich selbst, indem sie sich das Zeugnis ausstellt: wir wissen was sich schickt, wir wissen wie man die Gesandten des Herrn ehrt. Unter dem Gesang: „Großer Gott wir loben dich!" und un- ter Böllerschüssen bewegte sich die Prozession in Begleitung
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unseres neuen Herrn zur Kirche, wo derselbe ein fei- erliches Hochamt hielt. Dabei trug er zum ersten Mal die neue weiße Casel, und es klingelte auch beim hl. Op- fer zum ersten Mal die neue vierstimmige Harmo- nieschelle. Die ganze Kirche prangte im Festkleide. In der Einleitung zur Predigt sagte der neue Herr: „Am 16. September, am Feste des hl. Cornelius, bin ich vom Hochwürdigsten Herrn Erzbischof zu eurem Seelsorger er- nannt worden. Es ist das geschehen ohne mein Wissen und ohne mein Bemühen; und darin eben erkenne ich Gottes Fügung und Gottes Willen, daß ich euer Pfarrer sein soll.“ Möge der Hirt, der so der göttlichen Vorsehung vertraut, seiner Herde viele viele Jahre ein guter u. treuer Hirt sein! Das walte Gott durch die Königin des hl. Rosenkranzes und durch die Fürbitte des hl. Joseph, des Schutzpatrons der katholischen Kirche Der Lehrer, Beißel.
Frohngau, d. 9. April 1893
Wie am Schluß der Herbstferien von 1892, so harren auch am Schluß der Osterferien von 1893 noch drei wichtige Ereignisse der Eintragung in diese Schulchronik.
I. Die Einführung unseres neuen Seelsorgers als Pfarrer von Frohngau
„Am 24. Januar cr. feierten wird die Einführung unseres Herrn Pfarrers. Dieselbe fand in feierliche Weise statt. Zuerst wurde der Herr Pfarrer in Prozession am Pfarr- hause abgeholt. Die Schuljugend begrüßte den Herrn mit dem Gedicht. „Wir sind vereint, dich zu empfangen, hoch- würdigster Pfarrer, in unserm Kreis.“ Auf dem Wege zur Kirche sang der Kirchenchor ein vierstimmiges Mag- nificat. Zum Aufschließen der geschlossenen Kirchthür überreichte ein kleines Mädchen dem Herrn Pfarrer den Schlüssel mit dem Spruch: „ Nimm den Kirchenschlüs-
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sel hier und öffne uns die Himmelsthür!“ Nachdem der Herr Dechant auf der Kanzel die Ernennungs-Urkunde verlesen u. darauf eine lange feierliche Predigt gehalten, fanden die bei der Einführung eines Pfarrers gebräuchlichen kirchlichen Ce- remonien statt. Am Schluß derselben bestieg auch unser Herr Pfarrer die Kanzel, verlas das Evangelium vom guten Hirten und hielt im Anschluß daran eine schöne Predigt. Darauf begann das feierliche Hochamt. In der feierlichen Messe wurden mehrstimmig vorgetragen: „Tantum ergo, Sanctus und der Weihnachtsgesang „Adeste.“ Trotz des schlechten Wetters hatten sich außer dem Herrn Dechanten zur Einführungsfeier eingefunden die Herrn Pfarrer von Bouderath, Nettersheim, Zingsheim und Weyer.“ Wir werden uns dieser Feier noch recht oft mit Freuden erinnern. Möge der neue Herr Pfarrer uns lange, recht lange ein würdiger Seelsorger sein!
Der Lehrer, Beißel.
II. Der Geburtstag Sr. Majestät, unseres allergnädigsten Kaisers Wilhelm.
Der Geburtstag des Landesvaters, unseres Kaisers und Königs Wilhelm II., wurde auch in diesem Jahre am 27. Januar in feierlicher Weise begangen. Mit patrio- tischen Gedichten und Vaterlandsliedern hatten wir uns aufs beste ausgerüstet und unter hoher Begeiste- rung kamen die Deklamationen wie die Gesänge zum Vortrag. Zum Schluß der Feier hielt der Lehrer einen kurzen Vortrag folgenden Inhalts: Wie der Vater das Haupt der Familie ist, so ist der Herrscher der Landesvater aller seiner Unterthanen. Wie der Vater denkt und sorgt für die Familie, so ist der Landesva- ter bestrebt, durch gute Gesetze das Wohl aller seiner Landeskinder zu fördern. Wenn nun schon der Hausvater in seinem kleinen Regiment, in seiner kleinen Verwaltung
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Seite 80 mit Umsicht und Vorsicht handeln muß, welches Maß voll Erkenntnis und Weisheit müssen wir dann nicht unserem Landesvater wünschen, damit er ein gutes Regiment führe zum Heile des ganzen Vaterlandes. Wie darum i. a. T. 1) der junge König Salomon sich vom Herrn Weisheit und Ver- stand erbat, damit er sein Volk gut zu regieren und Recht und Unrecht zu unterscheiden vermöge – so wollen auch wir unser Schlußgebet in der Intention und Absicht verrichten: Gott, der weiseste Hausvater, der Lenker und Regierer des ganzen Weltalls, wolle gnädigst unserm jungen Herrscher die Gabe der Weisheit in reichlichem Maße schen- ken, damit er ein gutes Regiment führe zum Heile un- seres deutschen Vaterlandes.“ Nach dem Schlußgebet gingen die Kinder mit Brezeln beschenkt, nach Hause, und so fand die Feier einen freudigen Abschluß.
Der Lehrer, Beißel.
III. Die Schul- und Entlassungsprüfung
Am 29. März fand in unserer Schule die Entlassungsprü- fung statt. Schulvorstandsmitglied Christian Evertz war bei der Prüfung anwesend, Gemeindevorsteher Hubert Kurth war verhindert derselben beizuwohnen. Zur Entlassung wurden besonders geprüft: Esch Anton, Behrend Hermann Jos., Evertz Joseph, Heinen Gertrud u. Radermacher Maria. Die beiden zuerst genannten Prüflinge hatten das zur Entlassung gesetzliche Alter, für die anderen traf die Genehmigung zur Entlassung vom Herrn Kreisschulinspektor ein auf Gesuche und Anträge seitens der Eltern der Kinder. Nachdem die vom Lehrer angefertigten Entlassungs- Zeugnisse, unterzeichnet vom Bürgermeister zurück waren, wurden dieselben den entlassenen Kindern eingehändigt. Der Lehrer, Beißel. Zeichenerklärung: i. a. T. 1) = im alten Testament
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Frohngau, d. 20. Juni 1893
Gestern, am 19. Juni, wurde in unserem Konferenzbezirk ein gar seltenes Fest gefeiert. Dasselbe verdient aufgezeichnet und doku- mentiert zu werden und deshalb soll es hiermit auch in unse- rer Schulchronik eine Stelle finden. Gestern feierte unser Konferenzvorsteher Herr Andreas Giesen, erster Lehrer in Nettersheim, sein fünfzigjähriges Lehrerjubi- läum. Einen würdigen Anfang nahm das Jubelfest durch ein feierliches Hochamt, welchem nicht nur die Verwandten des Jubilars, nicht nur die Nettersheimer, sondern auch zahlreiche Kollegen und freunde des Herrn Jubilars beiwohnten. Der Herr Pfarrer hielt eine wahre Festpredigt, in welcher er die schwere Bürde, aber auch die hohe Würde des Lehrerstandes meisterhaft hervorhob. Die Feier nach der hl. Messe gestaltete sich großartig. Alles hatte sich vereint, den Jubeltag zu einem großen Festtage zu machen. Unter Voraufmarsch der Musik bewegte sich von der Kirche aus ein stattlicher Zug zum Schul- lokal. Hinter der Jugend schritt zuerst der Jubilar, den Hut mit einem goldenen Kranze geziert, rüstig wie im besten Mannesalter daher. Im Schulsaale brachte die Schuljugend unter Anleitung und Führung des Herrn Lehrers Gronen dem Herrn Jubilar Deklamationen und Festlieder dar. Der Herr Bürgermeister von Schmidtheim überbrachte in schwungvoller Rede den Glückwunsch der Gemeinde Netters- heim, welche als äußeres Zeichen der Dankbarkeit dem Herrn Jubilar einen gepolsterten Sessel schenkte. Daran schloß sich die Ovation der nächsten Kollegen des Herrn Jubilars, des Konferenzbezirkes Nettersheim. Als Zeichen der Anerkennung und Verehrung schenkten die Lehrer des Kon- ferenzbezirkes Nettersheim, dem Herrn Jubilar, ihrem Kon- ferenzwortführer, ein prachtvolles Sofa. Eine Ansprache des Herrn Lehrers Peetz von Marmagen leitete diese Feier ein, und unsere passende Gesänge schlossen dieselbe. Bald darauf waren auch die höchsten Gäste des Festes,
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besonders der Herr Kreis-Schulinspektor per Bahn angekommen , und nun leitete die Musik die Festgenossen zum Festessen. Während des Festessens spielte die Musikkapelle gar herrliche Musikstücke und es kamen zur Hebung der Feier und zur Verherrlichung des Tages viele Toaste, ernsten und heitern, ja oft drolligen Inhaltes, zum Vortrag. Den ersten Toast hielt der Kreis-Schulinspektor Herr Dr. Schaffrath auf Sr. Majestät den Kaiser und überreichte dabei dem Herrn Ju- bilar den Hohenzollernschen Hausorden. Nach dem auf Sr. Majestät den Kaiser ausgebrachten Hoch intonierten Mu- sik und Festversammlung die preuß. Volkshymne: „Heil dir im Siegerkranz!“ Herr Pfarrer und Dechant Dietz hob in seiner Ansprache die Notwendigkeit des Zusammen- gehens der weltlichen mit der geistlichen Gewalt hervor und forderte im Anschluß daran auf zu einem Hoch auf den höchsten geistlichen Würdenträger, auf den hl Vater: Papst Leo XIII. Hierauf wurde mit hoher Begeisterung gesungen: „Wir sind im wahren Christentum.“ Herr Lehrer Beißel aus Frohngau feierte in schwungvol- lem und mit großem Beifalle aufgenommenem Vortag den Herrn Jubilar als den Konferenzvorsteher ihres Konferenzbezirkes. Darauf fand das Lied: „Menschen- liebe“ oder: „Was ist es, das die ganze Welt der Lebenden zusammenhält?“ eine passende Stelle. Herr Lehrer Faymonville von Bouderath hielt einen Toast auf den Herrn Kreis-Schulinspektor, der nicht nur als Deputierter der Regierung zur Verherrlichung des Festes erschienen sei, sondern stets und immer ein treuer und wahrer Lehrerfreund sei. In das Hoch, das diesem Toaste folgte, stimmten darum besonders alle Lehrer mit Herz und Mund ein. Die launigsten Toaste aber hielt der gar hei-
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tere Herr Bürgermeister Nolden von Schmidtheim, welcher auch selbst erklärte, bei Festgelegenheiten laufe er Gefahr, daß die Epide- mie der Toaste bei im ausbreche. Nach dem Festessen war im Taktschritt, vorauf die Musikkapelle, Besichtigung der Anlagen des Herrn Meller und darauf manches Tänzchen in der Fest- halle daselbst. Inzwischen war im Wirtslokale der Kaffee ser- viert und darum Rückzug dorthin. Nach dem Kaffee mußten die meisten Festgenossen Abschied nehmen. Allen aber wird die Jubelfeier zu Nettersheim für immer eine gar frohe Erinnerung bleiben. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 2. September 1893
In herkömmlicher Weise wurde heute der 2. September, der Tag zur Erinnerung an die glorreichen Ereignisse bei Sedan in unserer Schule festlich begangen. Nach der Er- zählung der geschichtlichen Thatsachen seitens des Lehrers, wurden von der Schuljugend folgende Deklamationen und Gesänge vorgetragen. Deklamation u. Gesang: „Der 19. Juli 1870“ oder: „Zu Charlottenburg im Garten.“ Dekl. „Die Wacht am Rhein.“ Ges. „Es braust ein Ruf wie Donnerhall.“ Dekl. „Der freie deutsche Rhein.“ Dekl. „Husa- renart.“ Ges. „Ich bin Husar gewesen.“ Dekl. „Die Rosse von Gravelotte.“ Ges. „Morgenrot, Morgenrot.“ Dekl. „Zur Sieges- feier von Sedan.“ Ges. „Nun rings die Fahnen ausge- hängt.“ dekl. „Die deutsche Kaiserkrone.“ Ges. „Was kraucht dort in dem Busch herum?“ Dekl. „Gruß an das Vater- land.“: Ges. „Ich hab mich ergeben.“ Während der Deklama- tion und des Gesanges vom Vaterland trat der Lokal- Schulinspektor Herr Pfarrer Fey zur Schule ein. Er nahm vom irdischen Vaterlande Veranlassung auf das himm- lische Vaterland, den Ort unserer ewigen Bestimmung, hinzuweisen. Im Anschluß an diese Ausführungen
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des Herrn Pfarrers forderte der Lehrer die Schuljugend auf, heute das Schlußgebet in der Intention zu ver- richten: Gott wolle den Seelen der im Kampf Gefal- lenen Barmherzigkeit erzeigen, damit sie bald gelangen zum Orte der Ruhe und des Friedens. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 27. Januar 1894
Heute galt es, den Geburtstag unseres allergnädigsten Königs und Kaiser würdig und feierlich zu begehen. Morgens war im Gotteshause ein feierliches Hochamt zur Danksagung, welchem die sämtliche Schuljugend bei- wohnte; am Schlusse war feierliches Te Deum. In der Schule wurde darauf die Feier eröffnet durch folgende Ansprache des Lehrers: Heute feiern wir den höchsten vaterländischen Gedenktag. Es ist der Geburtstag Sr. Majestät, unseres allgergnädigsten Kaisers Wilhelm II. Das Kind freut sich auf den Namenstag seines guten Va- ters; wir wollen uns darum auch freuen am Geburts- tage unseres gemeinsamen Landesvaters. Das Kind trägt seinem Vater Glückwünsche und Sprüche zum frohen Festtage vor. Auch wir haben uns mit patrioti- schen Gedichten zum Deklamieren und mit Vaterlands- liedern zum Singen ausgerüstet, um mitzuwirken zur Feier des höchsten Geburtstages, welcher heute durchs ganze Vaterland gefeiert wird. Einstimmen wollen wir in ein dreimaliges Hoch auf unseren hohen Herr- scher und Landesvater. Sr. Majestät, Kaiser Wilhelm II., soll leben: Hoch, hoch, hoch!“ Daran schlossen sich folgende Gedichte und Gesänge: Ges. und Dekl. „Heil dir im Sieger- kranz.“ Dekl. „Auf des Ahnherrn hehrem Thron.“ Dekl. „Dem noch das Herz voll Liebe schlägt.“ Dekl. und Ges. „Dem Kaiser-
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haus mein schönstes Lied.“ Dekl. „Drei Worte: Gott, König, Vaterland.“ Dekl. „Der Lorbeerkranz.“ Dekl. und Ges. „Der Kaiser ist ein lieber Mann.“ Dekl. „Köni- gin Luise und das häßliche Kind.“ Dekl. „Der Harfner.“ Ges. „Unser Kaiser Wilhelm lebe lang! O Gott erhalt uns ihn.“ In der Inten- tion dieses Liedes wurde dann das Schlußgebet gehalten. Zur großen Freude der Kinder wurden beim Abtreten aus der Schule Brezeln ausgeteilt. Der Lehrer, Beißel.
Frohngau, d. 21. März 1894.
Heute, am letzten Tag des Schuljahres fand in unserer Schule die Entlassungsprüfung statt. Der Lokal-Schulinspektor unser Herr Pfarrer Fey sowie die Schulvorstands-Mitglieder Kurth und Evertz aus Frohngau wohnten der Prüfung bei. Drei Schulkinder, nämlich: Meyer Helena, Dahm Peter und Jackle Hubert hatten das zur Entlassung erforderliche Alter und wurden darum mit dem 21. März entlassen. Die Eltern von sechs weiteren Schulkindern hatten beim Kreis-Schulin- spektor Antrag gestellt auf vorzeitige Entlassung. Diese sechs Schulkinder waren: Kurth Maria, Esch Johann, Notarius Anton, Schmitz Maria, Schnichels Peter und Schell Joseph. Für die fünf ersten der genannten Kinder traf die Geneh- migung der vorzeitigen Entlassung ein und so wurden in diesem Jahre acht Kindern die Entlassungs-Zeugnisse eingehändigt. Der Schüler Schell Joseph konnte laut ministe- rieller Verfügung noch nicht entlassen werden, weil er noch allzu jung war; jedoch hat die Zuschrift des Kreis- Schulinspektors gestattet, dem Schell Joseph nachmittags frei zu geben, damit er als der älteste von einer großen Kin- derzahl, seinen Eltern schon hilfreiche Hand leiste.
Der Lehrer, Beißel.
Frohngau, d. 20. Oktober 1894.
Mit dem Bericht über die Schul- und Entlassungsprüfung hat in dieser Schulchronik kein Schultag und kein vater- ländischer Gedenktag besondere Berücksichtigung und Be- achtung gefunden. Nichts desto weniger sind letztere
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für die Schule nicht unberücksichtigt vorübergegangen. Davon geben Zeugnis die schriftlichen Arbeiten und Aufsatz- übungen der Kinder. Im Anschluß an den 15. Juni, dem Sterbe- tag Kaiser Friedrichs III: bearbeiteten die Kinder die beiden Themata: „Des Kaisers Testament an die deutsche Jugend, “ u. „des Kaisers Testament für die Erwachsenen, fürs deutsche Volk.“ Der glorreiche Tag von Sedan, der 2. September, fiel in diesem Jahre auf einen Sonntag; er ist aber darum nicht leer aus- gegangen. Im Aufsatzheft der ersten Abteilung findet sich die Aufsatzarbeit: „Der Tag von Sedan.“ Es sind darin auch die Deklamationen und Gesänge aufgezählt, die besonders zur Sedanfeier verwendet werden können. Selbstverständlich sind diese Gedichte auch vorgetragen, und die Lieder gesun- gen worden. Im Monat Oktober wurde an drei vaterlän- dische Gedenktage erinnert und von der Oberklasse wurden dieselben in passender Ausführung im Aufsatz dokumentiert. Diese Gedenktage waren: 1. der 18. Oktober 1813, als der Tag der glorreichen Völkerschlacht bei Leipzig, 2. der 18. Oktober 1831, als der Geburtstag unseres Hochseligen Kaisers Friedrich III., 3. der 22. Oktober 1858, als der Geburtstag unserer teuren Landesmutter, der Kaiserin Augusta Viktoria. So finden nach Vorschrift der Hohen Behörde die vaterlän- dischen Gedenktage in unserer Schule eine warme Beachtung, um Geist und Herz der Jugend für das angestammte Herscherhaus und den heimatlichen Boden zu entflammen und so dem Vaterlande ein Geschlecht zu erziehen, das gemäß dem Aufruf unseres Kaisers feststeht im Kampfe für die höchsten Güter: im Kampfe für „Religion, Sitte und Ordnung.“ Beißel, Lehrer.
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Frohngau, d. 26. Januar 1895
Die Feier des Geburtstages, Sr. Majestät Wilhelm II., Kaiser des deutschen Reiches und König von Preußen. Eröffnet wurde die Schulfeier vor versammelter Schulklasse durch folgende Ansprache des Lehrers: „Morgen, am 27. Januar feiert das ganze Vaterland den Geburtstag unseres allergnädig- sten Herrn und Kaisers. Sr. Majestät, Kaiser Wilhelm II., vollen- det morgen sein 36. Lebensjahr. Gemäß Anordnung höherer Behörde soll schon heute in allen Schulen des Vaterlandes der Geburtstag Sr. Majestät festlich begangen werden. Wir haben daher unseren Schulsaal sauber gereinigt und mit Kränzen und Topfpflanzen sinnig geschmückt; auch ha- ben wir uns mit patriotischen Gedichten und Gesängen ausgerüstet, um sie zur Verherrlichung des Kaisers-Geburts- tages auf den Altar des Vaterlandes zu legen. Heute schallt unserm teuren Landesvater aus allen Schulen und Lehran- stalten ein herzliches Hoch entgegen. Auch wir wollen in diesen tausendstimmigen Jubelruf einstimmen und rufen: Unser allergnädigster Kaiser Wilhelm II. soll leben: Hoch, hoch, hoch!“ Danach folgte die preußische Volks- hymne als Deklamation und als Gesang; ferner kamen zum Vortrag: „Dem Kaiser: “Der Kaiser ist ein lieber Mann“ als Gedicht und als Lied. Als Deklamation: „Auf des Ahnherrn hehrem Thron;“ „Wem noch das Herz voll Liebe schlägt;“ das Gedicht: „Dem Kaiserhaus als Deklamation u. als Gesang. Darauf kam zum Vortrag das schöne Gedicht: „drei Worte“, woran sich anschloß das schöne Vaterlandslied: „Ich hab mich ergeben!“ Das Schlußgebet wurde verrichtet in der Intention: Gott, der oberste Herrscher, der Lenker des Weltalls, wolle auch unsern Kaiser, seinen Diener u. Stellvertreter, so leiten und führen, daß er mit Gottes Gnade und Hilfe vollbringe, was gereicht zum Glück
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und Wohlergehen des gesamten Vaterlandes. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 29. März 1895.
Heute den 29. März wurde in unserer Schule die Schul- u. Entlassungsprüfung vorgenommen. Es wohnten derselben bei, der Lokal-Schulinspektor Herr Pfarrer Fey und der Gemein- devorsteher Hubert Kurth, als Mitglied des Schulvorstandes. Die Prüfung erstreckte sich über: Religion, Deutsch, Rechnen und Gesang. Es kamen in Gemäßheit des gesetzlichen Alters zur Entlassung: Joseph Schell aus Frohngau, und aus Buir: Anton Wolf, Wilhelm Schnichels und Heinrich Hansen. Die Entlassungszeugnisse werden nun angefertigt und den abgehenden Kindern eingehändigt werden. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 12. Juli 1895.
Wie die Weihnachts-Ferien alljährlich schon am 24. Dezember beginnen, so hat die Königliche Regierung zu Aachen unterm 6. Juli cr. entschieden, daß in den Pfingst-Ferien der Unterricht mit dem Pfingst-Samstag anzusetzen ist. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 19. Juli 1895.
Heute Nachmittag traf der Herr Kreis-Schulinspektor Dr. Schaffrath hier ein zur Visitation der Schule. Das war gerade ein geschichtlich passender Tag; denn mit heute wer- den es eigentlich 25 Jahre, daß die Ereignisse des deutsch-fran- zösischen Krieges begannen und sich darauf Schritt für Schritt vor unseren Augen abspielten. Darauf wies dann auch der Herr Kreis-Schulinspektor bei Gelegenheit des Ge- schichts-Unterrichts besonders hin und betonte dabei, daß in diesem 25jährigen Jubeljahre gerade der deutsch-französi- sche Krieg der Lehrstoff für den Geschichtsunterricht in den Volksschulen sein solle. Beißel, Lehrer.
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Frohngau, d. 11. August 1895.
Gestern, am 10. August, war für unsere Pfarrgemeinde ein gar unruhiger und bewegter Tag. Es galt, dem Empfange unseres Weihbischofs Herrn Dr. Fischer, der zur Visitation und unserer Pfarrei eintreffen sollte. Schon morgens um 7 Uhr mußten die Firmlinge aus den Pfarreien Frohngau, Bouderath und Zingsheim in Nettersheim sein, um mit den dortigen Firmlingen der Bischofsmesse beizuwohnen und darauf das hl. Sakrament der Firmung zu empfangen. Über die Firmlinge der Pfarrei Nettersheim wurde Herr Lehrer Gronen Pate; über die Firm- linge von Zingsheim wurde die Frau Lehrer Leuwer Pate; für Bouderath versah der Herr Lehrer Faymonville u. für Holzmülheim der Herr Lehrer Niehsen die Patenstelle; über die Knaben der Pfarrei Frohngau-Buir wurde der Herr Lehrer Beißel Pate und über die Mädchen wurde die Frau des früheren Regierungspräsidenten Jakob Grons Pate. Es ist dieses hier so genau eingetragen, um damit zu doku- mentieren, daß in diesen Pfarreien die Herrn Pfarrer mit ihren Lehrern in einem recht gutem Einverneh- men stehen. In allen Ortschaften war zum Empfange Sr. Bischöflichen Gnaden festlich geziert und geschmückt. Auch hier in Frohngau hatten wir drei Triumpfbogen errichtet und die Häuser bekränzt und beflaggt. Unter dem ersten Triumpfbogen wurde in den ersten Nachmittagsstunden der Hochwürdigste Herr empfangen. In seiner Ansprache sagte unser Herr Pastor sehr schön: „Er empfange S. Bischöfliche Gnaden als Pfarrer der klein- sten und jüngsten Pfarrei des Dekanates Steinfeld. Die Pfarrei Frohngau sei die jüngste Tochter der großen Mutterkirche in Köln. Bei dem Prozessionszuge zur Kirche sang der Kirchenchor vierstimmig den Psalm: „Confitebor tibi Domine“, der sich prachtvoll ausnahm. In der Kirche waren die üblichen Empfangs-Feierlichkei-
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ten und die Katechese mit den Schulkindern. Nach der lan- gen Ansprache Sr. Bischöflichen Gnaden an die Gläubigen gab der Hochwürdigste Herr den sakramentalischen Segen, wobei der Chor vierstimmig sang die Strophen: „Tantum ergo Sacramentum“ und „Genitori genitoque.“ Während der nun folgenden Visitation der Altäre u. dgl. wurde von der ganzen Kirche gesungen das Muttergotteslied: „Sei gegrüßt viel tausend Male.“ In unserem Pfarr- hause verweilte der Hochwürdigste lange, weil daselbst das Mittagsmahl gehalten wurde. Um den selben Nach- mittage fuhren Sr. Bischöflichen Gnaden unter Glockenge- läute von hier nach der Pfarrei Bouderath. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 28. August 1895.
Seit dem 16. August war es dem Lehrer Beißel wegen Krankheit unmöglich, den Schulunterricht zu halten. Am 22. August teilte er dieses dem Kreis-Schulinspektor mit. Davon erfolgte der Bescheid, bis zum 28. August über den Zustand der Krankheit wieder zu berichten. Da indes die Krankheit sich verzögerte, ja verschlimmerte, wurde am 25. August der Herr Dr. Jünger ans Krankenbett des Lehrers gerufen. Nach sorgfältiger Untersuchung verschrieb dieser dem Lehrer nicht nur notwendige Arznei, sondern stellte ihm auch das Attest aus, daß er zur Herstellung seiner Gesundheit einen Monat lang notwendig vom Schulunterricht befreit sein müsse. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 2. September 1895.
Statt der am 28. August zu erfolgenden Mitteilung über den Gesundheitszustand des Lehrers Beißel, ging nun schon am 26. August das von Dr. Jünger aufgestellte Kranken- Attest an den Kreis-Schulinspektor ab. Daraufhin kam heute, den 2. September, ein junger Lehrer, abgesandt
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von der Regierung mit der Weisung, während des Monats September an der Schule zu Frohngau den Schulunterricht zu führen. Der neue Lehrer heißt Arnold Cremer, ist gebürtig aus Montjoie, kam im Frühjahr aus dem Seminar zu Linnich und hatte, ehe er nach Frohngau kam, zehn Wochen Vertretung eines alten Lehrers in Höven b. Montjoie. Vom Kreis-Schulinspektor brachte der neue Lehrer an den Lehrer Beißel die Weisung mit, bis zum 22. September über seinen Gesundheitszustand zu berichten. Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 3. September 1895.
Vor 25 Jahren.
Auf verflossenen Sonntag, d. 1. September hatten die Bischöfe Preußens von Fulda aus, wo sie versammelt waren am Grabe des heiligen Bonifatius einen Dankgottes- dienst angeordnet für den Sieg, den der Himmel vor 25 J. unserm deutschen Vaterland verliehen hat. Auch überall im deutschen Vaterland wird die 25jähri- ge Jubelfeier der glorreichen Siege von 1870 u.1871 in festlicher Weise unter allgemeiner Beteiligung be- gangen. In den Schulen aber soll die heranwachsen- de Jugend an der Hand der Geschichte an die herrlichen Thaten der deutschen Kämpfer erinnert werden; da- rum wird im Geschichtsunterricht vom 19. Juli 1895 bis zum 15. Februar 1896 das Losungswort heißen: „Vor 25 Jahren.“ Beißel, Lehrer.
Frohngau, d. 22. September 1895.
Wie an vielen anderen Orten, so wurde auch in unseren Nachbarorten Engelgau und Zingsheim heute, den 22. Sept. gemeinschaftlich die 25‑jährige Jubelfeier der glorreichen Siege von 1870/71 in festlicher Weise begangen. Auch aus unserer Pfarrei, den Gemeinden Frohngau
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und Buir war im Jahre 1870 eine stattliche Zahl Kämpfer ins Feld gezogen, das Vaterland zu schützen. Aus einem Hause in Frohngau waren vier Brüder einberufen, so daß der al- te Vater der 70jährige Christian Evertz wieder mit den zwei Pferden an den Pflug reiten mußte. Gottes Schutz war aber mit unseren treuen Kämpfern, denn alle kehrten gesund und wohlbehalten wieder zu uns in die Heimat zurück. Darum war es auch eine wahre und vollständi- ge Freuden‑ und Siegesfeier, die im Herbste 1871 in Frohngau gefeiert wurde, wobei sämtliche Krieger von Frohngau __ an der Zahl, auf dem Schulplatz in Parade standen, und darauf mit Schärpen und Sieges- kränzen geschmückt nach dem Takt der Musik marsch- mäßig den Umzug durchs Dorf hielten. Auch in unserem Filialorte Buir kehrten alle Wehrleute glücklich wieder aus dem Kriege nach Haus zurück; aber ein Park-Fuhrmann aus Buir mußte im fremden Lande sterben. Es war dies der Junggeselle Josef Barth, der mit dem Fuhrwerk seines Schwagers, des Joh. Jos. Hehs, als Park-Fuhrmann nach Frankreich gefahren war. Eine 25‑jährige Gedächtnisfeier an jene Ereignisse von 1870/71 wird in unserer Pfarrei nicht stattfinden, sind ja auch von den tapfern Kriegern viele von hier weggezogen, um in der Welt ihr Glück zu machen. Jedoch soll den tapferen Veteranen zur 25Jährigen Jubel- feier jener großen Zeit dadurch ein Denkmal gesetzt werden, daß in unserer Schulchronik eine Tabelle ange fertigt wird, welche die tapferen Krieger aufführt
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mit Angabe der Zeit, wann sie für uns und fürs ganze Vater- land gestritten haben.
NB. Eine 25j. Gedächtnisfeier hat Buir mit Holzmülheim gefeiert. Frohngau feierte seine 25j. Siegesfeier am 17. Februar 1896. Es war ein Freudenfest für das ganze Dorf, wie noch keins dagewesen.
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Frohngau, d. 18. Januar 1896.
Heute haben wir uns versammelt, um einen Hohen vater- ländischen Gedenktag zu begehen. Es ist heut` der 25jährige Gedächtnistag der Neu-Errichtung und Wiederherstellung des deutschen Kaiserreiches. Der heutige Tag, der 18. Januar, ist in unserer vaterländischen Geschichte ein gar bedeutsamer Tag: „Am 18. Januar 1701 wurde Preußen ein Königreich; am 18. Januar 1871 setzte sich unser siegreicher König will- helm I. in Versailles auf den Wunsch und im Beisein al- ler deutschen Fürsten die deutsche Kaiserkrone auf; und heute feiert nun das ganze deutsche Reich die 25jährige Jubelfeier dieses glorreichen Tages.“ Auf Allerhöchste Anordnung soll auch in allen deutschen Schulen dieser Tag zur Belehrung der Jugend festlich be- gangen werden. Schon seit dem 19. Juli vorigen Jahres erinnern wir uns in unseren Geschichtsstunden der damaligen großen Ereignisse, indem wir vor jeder neuen geschichtlichen Thatsache die besondere Überschrift setzen: „Vor 25 Jahren.“ Viele Kämpfe und Schlachten ha- ben wir auf diesem geschichtlichen Gange kennen ge- lernt, aber ebenso viele herrliche Siege der deutschen Waffen haben wir zu verzeichnen. Aber eben in Folge dieser Errungenschaften der deut- schen Waffen konnte sich das Ereignis vollziehen, dessen 25jährige Jubelfeier wir heute freudig begehen: „Die Wiederherstellung des deutschen Kaiserreiches.“ Zur Feier und Verherrlichung des Tages wurden darauf folgende patriotische Gedichte und Gesänge vorgetragen: Gedicht: „Die deutsche Kaiserkrone.“ Gesang: „Nun rings
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die Fahnen ausgehängt!“ Deklamation: „Gruß an das Vaterland.“ Dekl. „Dem Land wo meine Wiege stand.“ Ges. „Mein Vaterland, wie bist du schön! Dekl. „Unser Vaterland.“ Ges. “Kennt Ihr das Land so wunderschön in seiner Eichen grünem Kranz?“ Dekla- mation: „Lied der Deutschen.“ Ges. „Ich hab mich ergeben.“ Dekl. u. Gesang: „Dem Kaiser des deutschen Reiches.“ „Möge Gottes Schutz und Segen unserm teuren Vaterlande Glück, Heil und Frieden bringen. In dieser Intention wurde mit der Schuljugend das Schlußgebet verrichtet.
Der Lehrer, Beißel
Frohngau, d. 27. Januar 1896.
Am Samstag vor 8 Tagen, nämlich am 18. Januar, haben wir mit Lust und Freude einen vaterländischen Gedenktag gefeiert; es galt, die 25jährige Feier der Errichtung des deutschen Kaiserreiches würdig zu begehen. Diesem herrlichen Gedächtnistage folgt diesmal schon bald ein zweiter patriotischer Festtag; denn heute ha- ben wir uns versammelt zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages, des Geburtstages Sr. Majestät, unseres aller- gnädigsten Kaisers Wilhelm II. Durchs ganze Preußenland wird dieser Tag in allen Schulen und Lehranstalten festlich begangen. Auch wir haben uns mit vaterländischen Gedichten und patrioti- schen Gesängen ausgerüstet, um sie zum Preis des Kaisers auf den Altar des Vaterlandes zu legen. Diese vaterlän- dischen Gedichte und Gesänge sollen unsere Liebe und Anhänglichkeit zu Fürst und Vaterland entflammen und stärken. So stimmen wir mit hoher Begeisterung ein in den Jubelruf: „Unser teurer Landesvater, Kaiser Wilhelm II. soll leben: „Hoch! Hoch! Hoch!“ Zur Feier des Tages wurden dann von der Schul-
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jugend nachgenannte Deklamationen und Gesänge vor- getragen; Dekl. und Gesang: „Heil dir im Siegerkranz.“ Dekl. „Der auf des Landes Thron als hoher Herrscher sitzt.“ Dekl. „Dem noch das Herz voll Liebe schlägt!“ Deklama- tion: „Auf des Ahnherrn hehrem Thron.“ Dekl. und Ges.: „Der Kaiser ist ein lieber Mann.“ Dekl. u. Ges. „Dem Kaiserhaus mein schönstes Lied.“ Dekl. „Drei Worte hal- ten wir hoch und hehr.“ Dekl. „Dem Land, wo meine Wie- ge stand.“ Ges. „Mein Vaterland, wie bist du schön!“ Dekl. und Ges. „Kennt ihr das Land so wunderschön!“ Dekl. „Deutschland, Deutschland über alles!“ Ges. „Ich hab` mich ergeben mit Herz und mit Hand!“ Zum Schluß der Feier sprach der Lehrer folgende Worte: Gott der Herr, der Herrscher des ganzen Weltalls, ist der Lenker und Leiter aller menschlichen Geschicke, so- wohl im Leben des einzelnen Menschen, wie im Leben der ganzen Menschheit. Er ist auch der Lenker der Fürsten, Völker und Länder; sagt ja die hl. Schrift: „ Der Herr lenkt die Herzen der Fürsten wie Wasser- bäche.“ Seiner gnädigen Führung und Fügung haben wir zu verdanken, daß unser deutsches Va- terland dasteht: groß und mächtig, eines der ersten Länder der Welt! Darum wollen wir auch in unserem heutigen Schlußgebet aufblicken zum Allmächtigen dort oben und seinen Segen erflehen für die gedeihliche Ent- wicklung der inneren Verhältnisse unseres teu- ren Vaterlandes. Ja, möchten durch Gottes Schutz und Segen alle Stände und Berufsklassen seiner Milli- onen Bewohner in Frieden und Einigkeit wetteifern, zu schaffen und zu wirken zum eigenen Besten u. so auch zum Blühen und Gedeihen des gemeinsamen Vaterlandes. Der Lehrer, Beißel.
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Frohngau, d. 1. April 1896
Heute, am letzten Tage des Schuljahres, fand in unserer Schule die Schul- und Entlassungsprüfung statt. Von den vier zu entlassenden Schulkindern war noch keines 14 J. alt, er- reichten aber dieses Alter vor dem 1. Oktober und hatten dar- um gesetzlichen Anspruch auf Entlassung. Weil sie aber nur mangelhaft mit Kenntnissen ausgerüstet waren, und zwar besonders wegen Mangel an Fleiß, so bestimm- te der der Lokal-Schulinspektor Herrn Pfarrer Fey, daß die vier zur Entlassung geprüften Schulkinder noch den Monat April aus zur Schule kommen mußten. Es war diese Maßnahme nicht nur eine heilsame Strafe für die zu entlassenden Kinder, sondern sie war besonders von wohlthätigem Einflusse auf die ganze Schule. Es wurden in diesem Jahre entlassen: Esch Joseph, Heinen Christian, Schell Christian aus Frohngau, und Gertrud Radermacher aus Buir.
Der Lehrer, Beißel,
Frohngau, d. 2. September 1896
Die Sedanfeier, welche in diesem Jahre auf einen Mittwoch fiel, wurde auch in diesem Jahre in her- kömmlicher Weise feierlich begangen. Nach einer patriotischen Ansprache des Lehrers, wechselten zur Feier des Tages vaterländische Gedichte und Gesänge, vorgetragen von den Kindern.
Der Lehrer, Beißel,
Frohngau, d. 13. März 1897
Die Feier des allerhöchsten Geburtstages, Sr. Majestät Kai- ser Wilhelms II. konnte in diesem Jahre in unserer Schule nicht gefeiert werden; denn der Lehrer lag seit dem 24. Januar schwer krank darnieder. Die beiden Wochen vom 1. bis 13. März, konnte der wie- der genesene Lehrer morgens wieder ein paar Stun-
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den Schulunterricht halten. Gestern, am 12. März, kam endlich, abgesandt von der Königlichen Regierung von Aachen, die Vertretung für hiesige Schulstelle. Der neue Lehrer heißt: Hubert Merzenich und ist gebürtig aus Callmuth im hiesigen Kreise. Der Lehrer, Beißel,
Zu Seite 98 Lehrer Hubert Merzenich
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