Chronik der Schule zu Frohngau
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Lehrer Jakob von den Busch 16. Juni 1925 bis 30. September 1936
1925
Am 15. Juni verließ Lehrer Jouhsen Frohngau und trat eine Stelle in Düren an. Zum 16. Juni wurde dem Schulamtsbewerber Jak. von den Busch auftragsweise die Verwaltung der hiesigen Schulstelle übertragen.
Die diesjährigen Heuferien begannen am 6. Juli und dauerten bis zum 26. Juli einschließlich.
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Im Sommer dieses Jahres begingen die rheinischen Lande eine überaus bedeutungsvolle Feier. Die Veranlassung hierzu war die 1000‑jährige Zugehörigkeit der Rheinlande zum Deutschen Reich. Mit der Zeit des Kaisers Heinrich 1. waren die Rheinlande mit kurzen Zwischenräumen eng mit dem Deut- schen Reiche verbunden. Deutsches Wort, deutscher Sang, deutsche Kunst fanden seitdem in den rheinischen Gauen eifrige Pflege. Sie waren deutsch, sie sind deutsch und wollen deutsch bleiben, das ist der Sinn der Feier, die überall in den rheinischen Landen veranstaltet wurden. Auch in hiesiger Schule fand am 28. Juli eine entsprechende Schulfeier statt. Der Lehrer gab eine kurze Übersicht über die Geschichte der Rheinlande, ihre Schicksale, ihr treues Festhalten am Reiche, die Arbeitsamkeit, die Heimatliebe und den frohen Sinn der Bewohner. Frohe rheinische Lieder schlossen die Feier. Der Unterricht fiel an diesem Tage aus.
Im September brachen hier die Masern aus. 7 Kinder erkrankten. Die Schule wurde deswegen vom 22.9. bis 30.9 geschlossen aufgrund ärztlicher Anordnung.
Die Herbstferien dauerten vom 1.10. bis 21.10. einschließ- lich.
1926
Am 1. April ds. Jahres wurde der Lehrer von den Busch an der hiesigen Schule einstweilig angestellt.
Am 20. April fand die Aufnahme von 5 Schul- neulingen statt (4 Mädchen, 1 Knabe). Die Schüler- zahl beträgt jetzt 24. Das bedeutet einen Rückgang in der Schülerzahl gegenüber dem Jahre 1908 von 67 Schülern und dem Jahre 1913 von 46 Schülern.
Die diesjährigen Heuferien begannen mit 5. Juli und dauerten bis zum 25. Juli einschließlich.
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Am 8. Januar erschien Herr Schulrat Caro Gier zur Revision. Es wurde geprüft in Biblischer Geschichte, Lesen, Rechtschreiben, Rechnen, Heimatkunde und Singen.
Im September herrschte unter den Schulkindern der hiesigen Schule Mumps. 13 Schüler fehlen wegen dieser Krankheit. Mit dem Rest von 13 Kindern wurde der Unterricht weiter aufrechterhalten.
Die Herbstferien dauerten vom 1. Oktober bis 23. Oktober.
1927
Am 27. Februar 1927 jährt sich zum 100ten Male der Jahres- tag des großen Schulmannes Johann Heinrich Pestalozzi. Dieser tag war schulfrei. Wie überall im deutschen Lande fand auch in unserer Dorfschule aus obigem Anlaß eine bescheidene Feier statt. Der Lehrer ging in seinem kurzen Vortrag auf das Leben Pestalozzis ein und beleuchtete insbesondere dessen große, selbstlose Liebe zum minderen Volke und seine rastlose Tätigkeit als Erzieher der Jugend. Einige Gedicht- und Volksliedervorträge verschönerten die Feier.
Am 26. April 1927 begann das neue Schuljahr. Es fand keine Aufnahme von Schulneulingen statt. Die Schülerzahl stieg durch Zukommen eines Kindes von auswärts auf 25.
Am 08. Juli 1927 bot unser Dorf einen feierlich, festlichen Anblick. Zum Empfang des hochwürdigsten Herrn Weihbischof Dr. Sträter von Aachen hatte sich die Pfarrgemeinde Frohngau‑Buir gerüstet. Am frühen Morgen versammelten sie sich an einem vor der Wirtschaft Crump errichteten Triumphbogen. Weiß gekleidete Mädchen bildeten hier Spalier. Bald verkündete feierliches Glockengeläute die Ankunft des hochwürdigsten Herrn. Herr Pfarrer Linnartz begrüßte ihn mit kurzen, einfach‑herzlichen Worten. Erhebend wirkten
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darauf die kirchlichen Willkommensgrüße und Bitten einiger Schülerinnen. Zwischen aufgestellten Tannenbäumchen bewegte sich dann der Zug unter Singen und stetigem Glockengeläute zur Kirche. Tiefen Eindruck machten beim Amte und der nach- folgenden Firmung die feierlichen Zeremonien. Der hochwürdigste Herr erteilte den Kindern aus Frohngau und Buir im Alter von 9 bis 15 Jahren das hl. Sakra- ment der Firmung. Firmpaten waren Einwohner aus Frohngau und Buir. In seiner Ansprache dankte der hochwürdigste Herr Weihbischof für den feierlichen Empfang, ermahnte Kinder und Erwachsene zur weiteren sittlich‑religiösen Pflichterfüllung und erteilte der Gemeinde den bischöflichen und sakramentalen Segen.
1928
In diesem Jahre kam hier zum ersten Male eine Schul‑Martinsfeier zustande. Lehrer und Schüler trafen eifrig Vorbereitungen, die Feier schön zu gestalten. Nur bescheidene Geldmittel standen zur Verfügung, die durch eine Haussammlung aufgebracht wurden. Die Feier wurde durch einen Lanzion-Reigen eröffnet, der von den Schülern bei Leuchtfeuerbeleuchtung gut aufgeführt wurde. Dann bildete sich ein Fackelzug. Unter frohem Absingen eines Liedes setzte sich der Zug in Bewegung. Sankt Martin zu Roß in blanker Rüstung führte ihn durch die Straßen des Dorfes zum Himberg. Bald loderten hier die Flammen des Martinsfeuers. Das Dorf war wie ausgestorben. Viel Volk war dem Zug gefolgt. Frohe, junge Burschen schwenkten sprühende Holzscheite durch das Dunkel des Abends. Alte Volkssitte fand den Weg zum Herzen des Volkes. Eine kleine Bescherung, Gaben, die der St. Martin selbst
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austeilte, bildete den Schluß der Feier, nachdem der Lehrer in kurzen Worten das Leben des hl. Martinus beleuchtet hatte. War es dieses Jahr eine Schulfeier, so hoffen wir, daß in kommenden Jahren der Martinsfestzug sich größer gestaltet, und die Mehrzahl der Dorfbewohner mit brennender Fackel seine Reihen verschönert.
1929
Ostern 1929 wurden fünf Kinder (2 Mädchen - 3 Knaben) in die Schule aufgenommen. Die Zahl der Schüler beträgt nun 21.
Das Luftschiff "Graf Zeppelin", das kürzlich erst seine Reise um die Welt glücklich beendet hatte, stieg am 17. September, morgens 4.11 Uhr in Friedrichshafen zu einem Westdeutschlandflug auf. Durch das „Radio“ wurde am Abend vorher dem Lehrer bekannt, daß das Luftschiff Euskirchen überfliegen werde. So hatten wir berechtigte Hoffnung, den Luftriesen, dessen Weltreise wir mit Spannung verfolgt hatten, einmal zu sehen. Gegen 08.05 Uhr morgens sahen wir ihn plötzlich am östlichen Himmel von Süden kommend auftauchen. Begeistert jubelten wir ihm zu. Vom Himberg aus ver- folgten wir seine Bahn über Euskirchen auf Düren zu.
1930
Es wurden zu Ostern 1930 zwei Kinder (1 Knabe - 1 Mädchen) entlassen. Neu aufgenommen wurden 4 Kinder (3 Kn. - 1 M.). Die Zahl der Schüler beträgt jetzt 22.
Sonntag, den 09. November abends gegen 10.1/2 Uhr, rief die Brandglocke zur Gastwirtschaft Radermacher in der Heltergasse. Das Feuer wurde spät bemerkt und so standen in kurzer Zeit Scheune, Tanzsaal und Stall in Flammen.
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Der tatkräftigen Arbeit vieler Dorfbewohner und der Löschmannschaften von Buir und Tondorf gelang es den Brand vom Wohnhaus fernzuhalten. Gegen 1 1/2 Uhr nachts war das Feuer gelöscht. In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts brannte an derselben Stelle das ganze, Radermacher gehörende Anwesen nieder.
1931
Ostern 1931 wurden 3 Kinder (1 Knabe - 2 Mädchen) aus der Schule entlassen. Die Zahl der Schulneulinge beträgt 7, davon 5 Knaben und 2 Mädchen. Die Gesamtzahl der Schüler stellt sich nun auf 26.
1932
Zum 1. April wurden 2 Kinder (1 Knabe – 1 Mädchen) aus der Schule entlassen und 7 Kinder (2 Mädchen – 5 Knaben) neu aufgenommen. Davon wurde 1 Kind wegen Krankheit durch Herrn Schulrat Caro für 1 Jahr beurlaubt. Die Schülerzahl steigt damit von 23 auf 29 bzw. 30.
Vom 01. April ab wurde der Pfarrer Linnartz von seiner Pfarrstelle Frohngau entbunden und zur Über- nahme einer Seelsorgerstelle in Brasilien beurlaubt.
Am 5. Mai wurde nun Pfarrer Herr Heinrich Lösgen, der bisher in Kaldenkirchen / Rhld., in sein Amt eingeführt. Die Einführung gestaltete sich zu einem Volksfeste.
Am 23. April wurde hier der hochwürdigste Herr Weihbischof Dr. Sträter von Aachen in feier- licher Weise zur Spendung der hl. Firmung empfangen. Es wurden von Frohngau 12 und von Buir 9 Kinder gefirmt.
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137 Im Wege des freiwilligen Arbeitsdienstes wird hier im Lauf des Winters ein Wirtschaftsweg zwischen Frohngau und Holzmülheim gebaut. Eine direkte Straßenverbindung zwischen den genannten Orten bestand bisher noch nicht. Schon vor langen Jahren erkannte man die Notwendigkeit dieses Wegebaus, die Ausführung des Planes scheiterte jedoch an der schlechten Finanzlage der Gde. Frohngau, die durch die Inflation bedingt wurde. Träger der Arbeit und des Dienstes ist die Gde. Frohngau. Ein Teil der Arbeitsdienstwilligen kommt aus Frohngau und den umliegenden Dörfern, der größere übrige Teil wird von der „Vereinigung für Jugendwerk e.V.“Köln‑Sülz gestellt. Diese Arbeitswilligen sind im Saale der Wirtschaft in einem geschlossenen Lager untergebracht. Die Stärke der Mannschaften im geschlossenen Lager beträgt z. Zt. 40 Mann. Sie soll jedoch auf 100 Mann gesteigert werden. In wirtschaftlicher Beziehung ist der Bau des Weges von doppelter Bedeutung. Durch den Weg wird die Flur aufgeschlossen und den Einwohnern des Ortes eine gute Absatzmöglichkeit für ihre Erzeugnisse geboten. Andererseits wirkt sich der Arbeitsdienst erzieherisch dahin aus und das besonders für die hiesigen Jugendlichen, daß Gemeinschaftswille und treue fruchtbringende Gemeinschafts- arbeit gefördert und durch die Freizeitgestaltung die Jugend körperlich und geistig ‑ sittlich aufwärts geführt wird.
Nach mehrjähriger Ruhepause (siehe 1928) wurde seitens der Schule in diesem Jahre wieder eine Martinsfeier veran- staltet. Sie gestaltete sich zu einem echten Volksfeste. Dieses Mal gelang es, auch die Jugendlichen des Ortes zur Teilnahme an dem Martinszuge zu gewinnen. Es ist dies vielleicht darauf zurückzuführen, daß die im geschlossenen Lager des Arbeitsdienstes untergebrachten, auswärtigen Jungmannschaften mit selbst verfertigter Fackel den Zug verschönerten. Auch die Schuljugend trat zum Teil mit selbst gebastelter Fackel an, sodaß ein Zug von weit über 100 Fackeln sich zum Buirberg bewegte, wo das Martinsfeuer
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abgebrannt wurde. Trotz des sehr starken Nebels hatten die Dorfbewohner es sich nicht nehmen lassen, dem Zuge zu folgen. St. Martin erfreute die Kinder- herzen durch eine kleine Gabe. Die Jugend wurde zur Ausübung der Martinstugend, der Freigiebigkeit, besonders in der jetzigen Notzeit angehalten.
1933
Vom 27. Januar bis 3. Februar war die Schule wegen Grippe- erkrankung des Lehrers und mehrerer Kinder geschlossen.
Seit vielen Jahren besteht an unsrem Orte ein Fast- nachtsbrauch, der hier Beachtung finden möge. Die Mädchen der Schule wählen einige Zeit vor Fastnacht aus ihrer Reihe eine „Königin“, die Jungen einen “Ärzebär“. Jede Abteilung (Mädchen ‑ Knaben) für sich sucht ein Kosthaus für die Fastnachtstage. Diese Wahl sowie das Kosthaus werden streng geheim gehalten. Nun geht es an ein Raten und Tuscheln - die Mädchen möchten so gerne von den Jungen wissen, wer „Ärzebär“ werden soll und welches Kosthaus sie gesucht haben. Umgekehrt versuchen die Jungen zu erlauschen, wer „Königin“ sein soll und wo das Kosthaus der Mädchen sich befindet. Gewöhnlich wird eines der kleinen Kinder der „Verräter“. Am Fastnachtstage selbst, nach Beendigung des Unterrichtes, schmücken nun die Mädchen ihre „Königin“ mit Krone, Bändern, Schleifen u. s. w. Es werden ihr 2 „Führerinnen“, ebenfalls geschmückt, beigegeben. Die übrigen versorgen sich mit Schüsseln, Flaschen, Büchsen, Eimern und spitzen Hölzern. Die „Königin“ führt ein kleines Sparbüchschen mit sich. Nun geht es singend durchs Dorf von Haus zu Haus. Gaben wie Mehl, Zucker, Öl, Backpulver, Eier, Milch, Kaffee, Speck und Geldstücke werden gerne entgegengenommen. Der Speck wird auf die spitzen Hölzer gespießt. Ein Lied ist jedesmal der Dank.
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Die Jungen umwickeln ihren Erkorenen mit Erbsenstroh, legen ihm eine Kette um und nun ziehen auch sie singend und Gaben heischend mit dem „Ärzebär“ durchs Dorf. Als Dank muß der „Bär“ mit einem Tanz seine Referenz machen. Dann wird das Gesammelte ins Kosthaus gebracht und hier zu Puffeln verbacken. Fehlendes wird von dem erhaltenen Gelde gekauft. Gemeinsam, allerdings getrennt nach Mädchen und Knaben, werden dann im Laufe der Fastnachtstage die Puffeln verzehrt, wobei es an ausgezeichnetem Appetit nicht fehlt. Es sind dies wohl die Hauptmahlzeiten. Selbstverständlich wird die Menge der gesammelten Gaben und damit auch der Puffeln verglichen. Einmal sind die Mädchen, ein anderes Mal die Jungen die Glücklicheren. Ist ein größeres Kind der „Verräter“ gewesen, (wie oben erwähnt) dann folgt als Strafe wohl auch Ausschluß von einer Mahlzeit.
Ein Stück Eifelhumor
Wer hätte gedacht, daß der vorerwähnte Wegebau der Bevöl- kerung des hiesigen Ortes Gelegenheit geben würde, ihren Humor, der eines satirischen Einschlags nicht entbehrt, zu zeigen.
Die Geschichte ging so zu:
Ein Teil des geplanten Weges führt in seinem Endstück durch Holzmülheimer Gebiet. Die Gde. Frohngau trat nun an die Gde. Holzmülheim mit der Frage heran, ob sie bereit wäre, dieses Wegestück zu bauen. Holzmülheim wollte die Sache jedoch nicht so recht gefallen und es führte ins Feld, daß der Weg für Holzmülheim keine besondere Bedeutung habe. Schließlich wurden die Gden. sich dahin einig, daß Frohngau z. T. den Auftrag für das Wegestück stellen und außerdem an d. Gde. H. 300 Mark zahlen solle. Nun schien alles in bester Ordnung zu sein und man durfte auf den Ausbau des Weges
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bis zum Orte H. hoffen. Aber da plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, zerschlug sich die Abmachung. H. zog sich zurück. Die Gründe, die dazu führten sind dem Schreiber dieser Zeilen nicht genau bekannt. Jedenfalls verlangte H. neuerdings 600 M. Das brachte die Frohngauer wieder auf den Plan und es folgte eine bestimmte Ablehnung des Ansinnens. Nun kam Fastnacht. Wenn überall im rheinischen Land Prinz Karneval Triumphe feiert, so ist es nicht verwunderlich, wenn etwas von dieser Narrenfreude auch ein stilles Eifeldorf ergreift. Eine Idee tauchte in Frohngau auf: „Wir gehen den Holzmülheimern den Weg bauen“, so hieß es plötzlich. Gesagt, getan. Bald wanderten junge Leute von hier (es waren gewiß nicht nur die ganz jungen) in den Masken eines Landrats, Bürger- meisters, des zugehörenden Amtsschreibers und eines Vermessungsrates nach Holzmülheim. Plan, (ein altes Tapetenmuster), Folianten von gehörigem Umfang, Notizbücher, die vorwitzig zwischen dem ersten und zweiten Rockknopf hervorlugten, waren notwendige Utensilien. Eine Anzahl „Arbeiter“ (die jüngsten un- ter ihnen) folgten mit Messstangen, Abschätzungsrohr (ein altes, verrostetes Ofenrohr mit Gestell), Schub- karren, Pfählen u. s. w. Ich sprach vorhin von „wandern“. Selbstverständlich mußten Landrat, Bürgermeister und Schreiber im Auto vorfahren. Und so geschah es. Unser Herr Pfarrer stellte bereit- willigst sein Auto zur Verfügung. Dem Zuge voran bewegte sich eine kleine Tambourkapelle, die z. T. vom Arbeitsdienstlager gestellt wurde.
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Vor Holzmülheim angekommen, ging es an ein Abschätzen, Messen, Notieren u. s. w. Gewürzte Zurufe schallten hin und her. Die Holzmülheimer wußten zunächst keine Erklärung: „Wir messen und bauen euch den Weg!“ Da mußten natürlich einige Häuser abgebrochen, andere umgebaut werden, ja durch andere sollte der Weg mitten hindurch führen. So verfielen u. a. auch die beiden Mühlen diesem Schicksal. Man besuchte auch mit Absicht Häuser, von deren Bewohnern man wußte, daß sie dem Durchbau des Weges nicht gerade geneigt waren. Selbstverständlich wurden auch Geldstrafen verhängt und um entsprechende Aufwartung nicht lange gebeten, Unterschriften für den Wegebau gesammelt und in den Folianten aufge- nommen. Allerdings kostete das wiederum eine Abgabe. Ein „Hofnarr“ sorgte für die nötige Abwechslung bei dem mit Ernst und Wichtigkeit durchgeführten Geschäfte. Viel Volk aus Frohngau hatte es sich nicht nehmen lassen, dem Schauspiel zuzusehen. Es ist gewiß zu verstehen, daß die Bewohner Holzmülheims nur in sehr geringer Zahl aus der Nähe diesen „Wegebau“ verfolgten. Man spricht davon, die Geschichte habe ihnen nicht sehr gefallen. Jedenfalls erzählt man hier noch lange davon und des Lachens ist dann kein Ende.
Am 11. März, dem Vortage des Volkstrauertages, gedachte die hiesige Schule der im Weltkriege 1914 ‑ 1918 gefallenen deut- schen Soldaten in einer Trauerfeier. In geschlossenem Zuge, voran die alte preußische Fahne, bewegte sich die Schar der Schulkinder unter Absingen des Liedes vom guten Kameraden zum Kriegerdenkmale. In einer Gedenkrede wurden die Kinder auf den Opferwillen und die treue, eiserne Pflichterfüllung der toten Soldaten hingewiesen und
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zur Nachahmung angehalten, damit sie einst fähig und würdig seien, das Erbe, das die Krieger ihnen beschützt und erhalten, anzutreten und zu verwalten. Die Feier endete mit der Niederlegung eines von den Schulkindern selbst gefertigten Kranzes, über den sich als Ehrengruß die Fahne senkte. Nach der Rückkehr zur Schule wurde die Fahne unter Absingen des Deutschlandliedes auf Halbmast gezogen.
Am 21. März trat zum erstenmal der am 5. März gewählte Reichstag zusammen. Diesem Zusammentritt ging ein feierlicher Staatsakt in der Garnisonskirche in Potsdam voran, der durch Rundfunk auf die deutschen Sender übertragen wurde. Zu dieser Obertragung ver- sammelten sich die Schulkinder in der Schule, woselbst der Lehrer seinen Radioapparat zur Verfügung gestellt hatte. Der Unterricht fiel an diesem Tage aus.
Am 9. April wurde hier eine Stahlhelmortsgruppe gegründet. Die Mitgliederzahl beträgt mit 8 Kameraden aus Engelgau 20. Am 23.09.1933 trat die Gruppe zur SA über.
Der 1. Mai, der Tag der nationalen Arbeit wurde auch hier in würdiger Weise gefeiert. Den Höhepunkt bildete ein Festzug, der sich durch alle Gassen des Dorfes bewegte und das Abbrennen eines Feuers. Besonders hervorzuheben ist, daß an diesem Festzug die Vereine, Handwerker‑ u. Bauerngruppen, Gemeinde‑ u. Kirchenvorstand, Schule, kurzum das ganze Dorf einig und geschlossen teilnahm, was bisher hier noch nicht zu erreichen war. Bleibt einig!
Am 16. Juli wurde hier in Verbindung mit dem Patronatsfest ein Wiesenfest veranstaltet. Es begann mit einer würdigen Gefallenen-Gedenkfeier, und dann führte ein Festzug die zahlreichen Teilnehmer
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zum Wiesenplatz außerhalb des Ortes, wo Musik, Reigen, Gesänge und Belustigungen aller Art geboten wurden. Daran schloß sich zum Schluß bei Crump noch eine schöne Saalfeier mit Tanz.
Am 1. Oktober, dem Tage des Erntedankfestes beteiligte sich Frohngau an dem Festzuge im nahen Blankenheim. Im Rahmen dieser Veranstaltung war es Aufgabe unsres Dorfes, die Arbeit und Art des Säens in vergangener und gegenwärtiger Zeit darzustellen. Voran zog ein Pflug. Ihm folgten Bauern mit Saetuch und -Korb. Dahinter be- wegte sich ein geschmückter Festwagen, als Garten hergerichtet, auf dem junge Mädchen in örtlich ländlicher Tracht die verschiedensten Gartenarbeiten verrichteten. Ein Trupp junger Burschen in Arbeitstracht, die verschiedensten Gartenwerkzeuge tragend, beschloß die Gruppe. Der Abend versammelte die Gde. im Saale Crump zu einer frohen Erntedankfeier mit Gedichten, Gesängen, Volksliedern, Reigen und deutschem Tanz. Eine solche Erntedankfeier hat man bisher hier noch nicht gekannt.
1934
Am Volkstrauertage, nunmehr Heldengedenktag, gedachte die hiesige Schule wie im vergangenen Jahre der gefallenen Helden des Dorfes und des ganzen Vaterlandes überhaupt. Diesmal stand die Feier im Geiste und der Bedeutung der Umbenennung dieses Tages.
Von den 19 Knaben unserer Schule gehören 14 dem der Hitler‑Jugend angeschlossenen Jungvolke an.
7.8.
Zum Ableben des Reichspräsidenten und Generalfeld- marschalls v. Hindenburg fand in der hiesigen Schule eine Trauer- feier statt. In seiner Ansprache hob der Lehrer die besonderen Ver- dienste des verewigten Reichspräsidenten für unser Land hervor und ermahnte die Schüler, nach dem Vorbild des Verstorbenen in soldatischer Treue Volk und Vaterland zu dienen. Die Anhörung der durch Rundfunk übertragenen Beisetzungsfeierlichkeiten am Tannenbergdenkmal erfolgt in Buir, da hier ein Schul-Radio- apparat nicht zur Verfügung steht.
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1935
Da der letzte Jahrgang fehlte, wurde zu Ostern kein Schüler (in) aus der Schule entlassen. So wurden 3 Kinder (2 Mädchen, 1 Knabe) neu auf- genommen, so daß die Jahrgänge nunmehr wieder vollzählig sind. Die Schülerzahl beträgt 38.
Am diesjährigen deutschen Jugendfest nahmen an den Wettkämpfen 10 Schüler bzw. Schülerinnen teil. Während im vorigen Jahre kein Kind siegreich war, errangen in diesem Jahre 9 einen Sieg u. zw. 4 Mädchen und 5 Knaben. Beste Sieger waren 3 Mädchen und 1 Knabe.
Ende November brach hier Scharlach aus. 8 Schulkinder sind bisher erkrankt.
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Anfang Januar erkrankten noch 2 Schulkinder an Scharlach.
In den Monaten Februar und März herrschten hier die Wind- pocken. Ende März brachen die Masern aus.
Zu Seite 144 Lehrer Heinrich Houtermans
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