Chronik der Schule zu Frohngau



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Lehrer Jos. Jouhsen 1. April 1912 bis 15. Juni 1925

 

Am 1. April wurde der Lehrer Jos. Jouhsen an der hie-

sigen Schule einstweilig angestellt. Es wurden an gleichem

Tage 11 neue Schulkinder aufgenommen (4 Mädchen und

7 Knaben). Die Schülerzahl beträgt jetzt 75.

 

Die diesjährigen Osterferien währten vom 3. bis 14. April.

 

Ein denkwürdiger Tag für Frohngau war der

17. April 1912. An diesem Tag erschien zum ersten Male

das Luftschiff Z IX über unserem Orte. Auf Veranlassung

des Herrn Ortsschulinspektors fiel an diesem Tage der Un-

terricht aus. Alles, alt und jung, groß und klein eilte hinaus,

um das großartige Kunstwerk der modernen Technik zu

bewundern. Brausende Hurrarufe schallten dem greisen Er-

finder, dem Grafen Zeppelin zu. Beinahe eine Stunde kreuzte

das stolze Luftschiff über unserer Gegend. Es schien so, als

 

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ob es die Richtung verloren habe. Schließlich verschwand

der riesige Vogel in nordwestlicher Richtung den Augen der stau-

nenden Zuschauer. Anderen Tags war in den Zeitungen zu

lesen, daß der Luftkreuzer eine Orientierungsfahrt zum Trup-

penübungsplatz Elsenbom unternommen habe.

 

Die Heuferien waren vom 1. bis 21. Juli. Es waren

auch nach dieser Zeit noch 4 Mädchen und 1 Knabe nach-

mittags bis zu den Herbstferien beurlaubt. Außerdem

fanden besonders in der Erntezeit seitens des Herrn Orts-

schulinspektors viele ganz- und halbtägige Beurlaubungen

statt, was sich im Unterrichte unangenehm bemerkbar

machte.

 

Nach den Herbstferien, die vom 1. bis 21. Oktober dauer-

ten, konnte dann der Lehrer wieder alle Kinder, 31 Knaben

und 42 Mädchen begrüßen. Ein Mädchen war inzwischen

auf Gesuch vorzeitig entlassen worden.

 

Am 21. Oktober verließ der hochwürdige Herr Pfarrer Joh.

Peter Hau unser Dorf. Er trat an gleichem Tage seine neue

Stelle in Dovern Kr. Erkelenz an. Die Verwaltung der Pfarre

Frohngau wurde jetzt bis zum 12. Dezember dem hochw.

Herrn Pfr. Breuer von Bouderath übertragen. Den Katechis-

musunterricht erteilte während dieser Zeit der Lehrer. Die feier-

liche Einführung unseres neuen Pfarrers, des hochw. Herrn Heinrich

Dohmen war am 12. November. Der neue Seelsorger erschien

gegen 2 Uhr, aus Krefeld kommend, wo er zuletzt als Kaplan

tätig war, in seinem neuen Wirkungskreise. Am Eingange des

Dorfes hatten sich die Pfarrkinder in Prozession aufgestellt, um ihren

Seelsorger zu empfangen. Der bisherige Verwalter der Pfarre, hielt

 

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eine herzliche Begrüßungsansprache im Namen der ganzen

Pfarrgemeinde. Nun sang der Kirchenchor einen Willkommensgruß. Im

Namen der Schulkinder begrüßte ein Kind den Herrn Pfarrer durch

ein kleines Gedicht. In feierlichem Zuge wurde nun der neue Seel-

sorger zur Kirche geleitet. An der Kirche wurde unter Aufsagen

eines Gedichtes der Schlüssel überreicht. Der hochw. Herr Dechant aus

Keldenich wünschte in der Kirche dem neuen Herrn Pfarrer eine

reichgesegnete Tätigkeit auf seiner nunmehrigen Stelle. Nach

der Danksagungsandacht fand im Pfarrhause die übliche welt-

liche Empfangsfeier statt. Mit Eintritt der Dunkelheit bewegte

sich ein imposanter Fackelzug zum Pfarrhause. Hier brachten

die Schulkinder und eine Musikkapelle dem neuen Herrn Pastor

ein Ständchen. Zum Schlusse der schön verlaufenen Empfangsfeier

zogen die Kinder und auch viele Erwachsene mit ihren Fackeln

durch den Ort, voran die Musikkapelle, fröhliche Weisen spielend. 

 

Am 29. August war Herr Kreisschulinspektor Dr. Schaffrath

zur Revision hier. Es wurde in allen Unterrichtsfächern geprüft.

 

Die diesjährige Lehrerkonferenz war am 9. September

in Call.

 

Der Unterricht an der Fortbildungsschule begann am

12. November. Es beteiligten sich bis zum 1. Februar 14 fünf-

zehn – 17jährige Knaben. Mit Lichtmeß traten 3 in auswär-

tigen Dienst. Damit betrug die Schülerzahl nur noch elf.

 

Vom 24. Dezember 1912 bis 3. Januar 1913 waren die Weihnachtsferien.

 

1913

 

Am 27. Januar feierten wir den Geburtstag unseres Kaisers.

Als Gäste waren die Mitglieder des Schulvorstandes erschienen.

 

Zur Erinnerung an die glorreiche Erhebung des preußischen Volkes

fand am 10. März in unserer Schule eine entsprechende Feier statt.

 

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Die Entlassungsprüfung war in hiesiger Schule am 19. März.

Anwesend war Herr Pfarrer Dohmen. Es wurden 1 Knabe und

4 Mädchen entlassen.

 

Das neue Schuljahr begann am Montag, den 31. März. Es wurden

2 Knaben und 5 Mädchen neu aufgenommen. Jetzt beträgt die Schüler-

zahl 70 (31 Knaben und 39 Mädchen)

 

Am 1. April wurde Herr Pfarrer Dohmen zum Ortsschulinspektor der

Schulen Buir und Frohngau ernannt.

 

Die Pfingstferien waren vom 11. bis 17. Mai.

 

Am 18. Mai konnten zwei hiesige Bürger das Fest der goldenen

Hochzeit begehen.

Der Jubelbräutigam ist 76 und die Braut 84 Jahre

alt. Das ganze Dorf trug Fahnenschmuck. Die Schule beteiligte sich

an dieser Feier indem drei Kinder am Hause des Jubelpaares Gedichte vor-

trugen und Geschenke überreichten. Von den Mitbürgern erhielt das

Jubelpaar zwei Sessel zum Geschenke. Der Kaiser sandte als Gnaden-

gabe 50 Mark.

 

Der Tag der Hochzeit der Prinzessin Viktoria Louise und des Prin-

zen Ernst August von Cumberland (der Mai 1913.) wurde auch

in unserer Schule mit einer entsprechenden Feier verbunden.

 

Zu einer begeisterten Kundgebung des ganzen Ortes gestaltete

sich der 15. Juni, der Tag des silbernen Regierungsjubiläums

unseres allergnädigsten Landesherrn Sr. Majestät Wilhelm II.

Die Schulkinder von Buir und Frohngau hatten schon einige

Wochen vorher Vorbereitungen getroffen, um die erhabene Feier

gemeinsam in Frohngau im Saale der Wirtschaft Rader-

macher zu begehen. Auch der Gesangsverein „Frohngau“ beteiligte

sich unter Leitung des Lehrers an dem Feste. Die Kinder beider

Schulen sangen mehrstimmige Lieder und trugen der Feier

entsprechende Gedichte vor. Zwischen den einzelnen Vorträgen wurden

von den sehr zahlreich erschienenen Einwohnern Buirs und Frohngaus

 

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vaterländische Lieder gesungen. Die Festrede hielt der Ortsschulinspektor

Herr Pfarrer Dohmen. Alle stimmten begeistert in das von ihm ausge-

brachte Kaiserhoch ein. Zum Schlusse der wohlgelungenen Feier wurden

noch 6 Bücher, die der Kreis gestiftet hatte, unter den Kindern verlost

Vier erhielten Kinder aus Frohngau, und die übrigen bekamen Kinder

von Buir.

Am darauffolgenden Tage machten die beiden Schulen einen ge-

meinsamen Ausflug nach Nöthen. Unterwegs besichtigten wir die

römischen Ausgraben bei Pesch. Dort konnte man noch die ziemlich

gut erhaltenen Grundrisse dreier Heidentempel bewundern. Unser

Hauptbesuch galt der neu errichteten Kirche in Nöthen. Diese Kirche

ist in Kreuzform gebaut Der Turm ragt in der Mitte des statt-

lichen Baus empor, worüber die Kinder sich sehr wunderten. Etwas

neues für die Kinder waren auch die höchst praktisch und

einfach angelegten Heizungsvorrichtungen. Über die Schönhei

ten des herrlichen Gotteshauses, besonders des äußeren Baus,

an dem sämtliche Stilarten vertreten sind, konnten die Kinder

sich nicht genug wundern. Ein hübscher Waldweg führte

uns gegen Abend wieder nach Hause zurück. So gestalteten sich

beide Tage der Kaiserfeier zu wahren Freudentagen

für die Schule.

 

Die Heuernteferien wurden von Herrn Landrat auf

die Zeit vom 30. Juni bis 20. Juli festgesetzt. Weil das Wet-

ter in diesen Ferien sehr ungünstig war, mußten im Juli

und August viele Kinder beurlaubt werden.

 

Vom 6. - 8. September war in Frohngau Einquartie-

rung. Mit dem letzten Tage begannen hier die diesjährigen

Herbstmanöver. Deshalb fiel der eigentliche Schulunterricht

aus. Der Lehrer zog mit den Kindern der Mittel‑ und Ober-

klasse ins Manöverfeld. Von einem erhöhten Standpunkte

aus konnten wir den ganzen Verlauf des Geschehens beobach-

ten. Mit gespannter Aufmerksamkeit lauschten die Kinder

 

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den erklärenden Worten des Lehrers, der selbst Soldat war.

Das Gefecht endigte in einem Biwak. Mit großem Interesse

sahen die Kinder diesem Leben und Treiben der Soldaten zu.

Ein Aufsatz, der anderen Tages niedergeschrieben wurde, zeug-

te von dem Verständnis der Kinder an diesem militärischen

Schauspiel.

 

Am 19. August besuchten Herr Regierungs- und Schul-

rat Dr. Wimmers, Herr Schulrat Dr. Schaffrath, Herr Rektor

Carduk und Herr Pfarrer Dohmen die hiesige Schule.

 

Die diesjährige Kreiskonferenz war am 15. September in

Call. Der Hauptpunkt der Tagesordnung war der Vortrag des

Lehrers Krings aus Blankenheim: Schülerwanderungen in

der Volksschule und wie werden sie zweckmäßig ausgeführt?

Anwesend waren: Der Herr Regierungspräsiden Dr. von Sand,

der Herr Regierungs- und Schulrat Dr. Wimmers und der Herr

Kreisschulinspektor Schulrat Dr. Schaffrath.

 

1914

 

Im Februar war bei Radermacher ein Vortrag mit Licht-

bildern über die deutsche Flotte. Von den Schulkindern wurden

patriotische Lieder gesungen und Gedichte vorgetragen.

Mit Ausbruch des Weltkrieges wurde der Schulunterricht durch

Regierungsverfügung den Monat August hinweg eingestellt.

Als alleinstehender Lehrer wurde Schreiber ds. für unabkömmlich

erklärt und verblieb demgemäß zunächst im Dienste.

Die Schule blieb nicht müßig für die im Felde Kämpfenden auch etwas

zu tun. Es wurden Strümpfe, Kopfschützer und Pulswärmer an-

gefertigt und diese in Feldpostpaketen an unsere Feldgrauen ver-

sandt. Vor Weihnachten veranstaltete der Lehrer unter den Schulkindern

eine Geldsammlung, von deren Erlös jeder Frohngauer Soldat ein

Liebesgabenpaket als Weihnachtsgruß aus der Heimat erhielt.

 

1915

 

Mit dem 1. Februar 1915 wurde auf seinen Wunsch hin der Lehrer Jouhsen

 

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eingezogen, Lehrer Leuwer von Buir, der ihn vertrat, gegen Ostern.

Lehrer Hüls von Engelgau wird von der Regierung beauftragt, in

Frohngau 4 x Halbtagsunterricht zu erteilen.

 

Am 20. Oktober fiel als erster Frohngauer der Küster Johann Esch.

 

1916/17

 

Mit Ende des Jahres kam der Schulamtsbewerber Hermann Hahn

aus Hillesheim nach Frohngau, der hier und in Buir

wechselweise Unterricht hielt. Nach Buir kam Anfang 1916

Fräulein Maria Junggeburth aus Berrendorf. In der Zwischenzeit

hielt der Ortspfarrer Dohmen den Unterrichtsbetrieb aufrecht. Im

Dezember 1916 wurde er von der Regierung mit der Unterrichtserteilung

in allen Hauptfächern betraut. Im Juli 18 übernahm

der Lehrer Josef Knie aus Dahlem die Verwaltung der Schulen

von Frohngau und Buir.

 

1918

 

Während des Rückmarsches unserer Truppen und des Vormarsches

der feindl. Truppen war die Schule drei Wochen lang ziemlich

reichlich mit Einquartierung bedacht. In dieser Zeit ist die

Schulgeige gestohlen worden. Mit dem Globus spielten die Engländer

Fußball.

 

Am 1 . Dezember 1918 kehrte der Lehrer Jouhsen wieder in seinen frü-

heren Wirkungskreis zurück.

 

Durch Gesetz vom 18. Juli 19. wurde die Ortsschulinspektion aufgehoben

und den Pfarrern am 25. Okt. die Schulaufsicht entzogen.

 

Der Pfarrer Dohmen wurde am 2. Dezember 1921 nach Würm,

Dekanat Geilenkirchen versetzt. Im Januar 1922 erhielt Frohngau

einen neuen Pfarrer,  Herrn Paul Linnartz. Von April 1923 bis Ostern

1924 wurde die neue Pfarrkirche gebaut. In dieser Zeit war

der Gottesdienst im Schulsaal.

 

 

1925

 

Lehrer Jakob von den Busch 16. Juni 1925 bis 30. September 1936

 

Am 15. Juni verließ Lehrer Jouhsen Frohngau und

trat eine Stelle in Düren an.

Zum 16. Juni wurde dem Schulamtsbewerber Jak. von den Busch

auftragsweise die Verwaltung der hiesigen Schulstelle

übertragen.

 

Die diesjährigen Heuferien begannen am 6. Juli und

dauerten bis zum 26. Juli einschließlich.

 

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