Chronik der Schule zu Frohngau



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Lehrerin Emma Winkens 26.4.1946 bis 1.10.1947

 

1. 5. 1946

 

Am 26.04.1946 trat die Lehrerin Frau Emma Winkens

den Dienst hier an.

 

Betr.: Frohngau in den Kriegsjahren

 

Über die Kriegsjahre 1939 bis 45 gab

der damalige Vorsteher H. Johann Rößler folgende Erklärungen:

Ab 1938 war unser Ort dauernd mit Militär belegt. Die Formationen

wechselten oft. Als der Frankreichfeldzug begann, (Mai 40) rückte das

Militär nach Westen ab u. unser Ort blieb frei, bis der Rückzug im

Westen einsetzte. Von der Zeit ab war unser Ort mit Militär überfüllt,

besonders die Schule war stark belegt u. kam sehr in Unstand. -  Die

ersten Bomben fielen hier im September 44 u. zwar zwischen Kirche u.

Pastorat, im untersten Haag, 9 weitere Bomben im untersten Büchels-

pesch u. vor der Hardt. Die ersteren Bomben richteten größeren Schaden

an, nicht nur an Kirche u. Pastorat, sondern auch die umliegenden

Häuser, bes. die Schule wurden in Mitleidenschaft gezogen. – Weih-

nachtstag 44. fielen eine erhebliche Anzahl Brandbomben, wodurch

die Stallungen u. Scheune der Geschw. Crump u. Geschw. Schnichels

vollständig niederbrannten. Auch andere Gehöfte (Rößler, Notarius,

Heinen, Grons, Kirch u. a.) hatten kleinere Schäden. Glücklicherweise konn-

ten die entstehenden Brände rechtzeitig gelöscht werden. Das Militär

war hilfsbereit zur Hand. Unser Ort war in der Zeit mit ca. 1300

Mann belegt, Truppen aller Gattungen. (Einwohnerzahl 265).

 

Am 23. Januar 1945 traf unseren Ort das schwerste Unglück.

Es war ein klarer Wintertag; der Schnee lag hoch. Militär u. Zivil

waren eingesetzt, um den Weg nach Buir frei zu schaufeln.

Dauernd kreisten feindliche Aufklärer hier herum. Hinzu kamen

später etliche „Jabos“. Diese entdeckten wohl den Menscheneinsatz

u. die in der Hardt untergestellten Panzer u. Fahrzeuge u. schon

rasselten die Bordwaffen u. vereinzelte Bomben fielen. In der

Zeit von vormittags 10 - nachmittags 4 1/2 Uhr fielen insges.

32 Bomben, die besonders das untere Dorf beschädigen. Das Haus

Nr. 60 Peter Kurth bekam 3 Volltreffer u. blieben dabei Frau Kurth

mit ihren beiden Kindern Marlene u. Sibilla u. die Nachbarsfrau,

Frau Jansen mit ihren Kindern Gisela u. Hans tot. So hatte das

Dorf 6 Tote zu beklagen. Seit dieser Zeit blieb der Ort in ständiger

Unsicherheit wegen der starken Fliegergefahr. In der Umgebung des Dorfes

fielen noch viele Bomben, glücklicherweise fast alle ins Feld oder

in den Wald. Die Straße vom Weißen Stein - Blankenheim war mit

ca. 96 Geschützen zur Fliegerabwehr bestückt. Im Fliegerkampf stürz-

ten 1 amerikanisches u. 2 deutsche Flugzeuge hier in der Nähe

ab. Der Ort blieb in ständiger Unruhe bis zum 7.März 1945,

dem Eintreffen der Amerikaner. Sie kamen aus Richtung Roderath Engelgau.

Eine halbe Stunde vor deren Eintreffen warf noch ein Soldat

eine Handgranate in einen Munitionswagen, der in der

Feldscheune des Jak. Grons untergestellt war. Die Dorfbewohner

 

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waren eifrig beim Löschen der hellauf in Flammen stehenden

Scheune, als der Amerikaner mit Panzern hier im Ort erschien.

Der letzte deutsche Panzer war etwa 1/2 Stunde vorher abgefahren.

Die Amerikaner untersuchten das Dorf nach Soldaten. Sie mach-

ten noch ca. 40 Gefangene, die letzte Bunkerbesatzung.

Zwischenfälle sind nicht vorgekommen. Nach 3 stündi-

gem Aufenthalt etwa gegen 13 Uhr, zogen die Amerikaner

weiter (Buir). Andere Besatzung war nicht mehr hier. Wohl haben

vor dem Dorf nochmals Amerikaner gelagert, gezeltet.

 

Betr.: Schule in der Zeit von 1938-1946

 

Im Jahre 1938 war der Lehrer Houtermanns hier tätig.

Am Westwall wurde dazumal eifrig gearbeitet; dies brachte

dem Dorf viel Geld ein. Als im April 1939 der Krieg mit Polen

ausbrach, wurde der Lehrer Houtermanns sofort eingezogen. Die

Vertretung übernahm H. Wamper aus Engelgau in Halbtags-

unterricht. Frau Houtermanns zog im Herbst 1940 in ihre

Heimat. Die Dienstwohnung wurde frei. Bis zum Jahre 1943

fand Halbtagsunterricht statt. Dann kam Frl. Müller

als Lehrerin nach hier. Sie war etwa ein Jahr sehr fleißig

tätig. Danach fand kein Unterricht mehr statt. Ab 1944

war die Schule dauernd mit Militär belegt. Die Dienstwoh-

nung war durch Evakuierte belegt. 3 Haushaltungen

wohnten hier. Der erste Stock war von einer Familie Eppnick aus

Köln bewohnt, parterre hatten Frau Meyer (Köln) und Frau Houby

(Rollesbroich) je ein Zimmer. Im Jahre 1944 löste H. Georg Schmitz

als Ortsbürgermeister H. Joh. Rößler ab, der dieses Amt seit 1933

inne hatte. Im Winter 1945 übernahm der Lehrer Blum

aus Tondorf die hiesige Schule in Halbtagsunterricht.

Ende April 1946 wurde die hiesige Schule wieder

voll in Betrieb genommen, nachdem jahrelang nur

wenig oder gar kein Unterricht war.

 

Schulbeginn 29.4.46.

 

Am 26. 4. 1946 kam Familie W. Winkens hier an. Frau

Winkens übernahm die hiesige Schule, u. am 29. 4. begann

der Unterricht. Fr. Winkens war davor Lehrerin in Wassenberg.

Leider war bei der Ankunft die Dienstwohnung noch nicht

geräumt, obwohl die Schulbehörde die Wohnung ab 26. 4.

als frei für die Lehrperson erklärt hatte. Die Räumung

wurde durchgeführt u. die Lehrerin bezog den ersten Stock.

Die Wohnung war in wenig angenehmen Zustand

bzg. der Sauberkeit. Das große zum Garten gelegene

Zimmer war durchs Militär arg mitgenom-

men worden. Infolge der Kiegs-

 

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einwirkung hat die Schule nicht besonders gelitten. Die Schäden

sind nicht bedenkend.

 

29. 4.46.

 

Zu Schulbeginn wurden 12 Schüler neu aufgenommen.

Klassenstärke: 56 Kinder; 28 Knaben, 28 Mädchen.

 

13. 6. 46.

 

Heute mittag wurden der Landwirt Joh. Beißel und Frau

beim Pflügen durch Blitzschlag erheblich verletzt. Die vorgespannten

Kühe wurden getötet. Das Gewitter kam unerwartet schnell

u. bestand nur aus dem einen Einschlag.

 

X. 46.

 

An Stelle des bisherigen Ortsbürgermeisters Schmitz wurde aus

dem Gemeinderat heraus H. Hubert Evertz, hier Nr. 11 (Post)

zum Ortsbürgermeister gewählt. H. Schmitz war vom Juni 43

bis Okt. 46, also vor u. nach dem Zusammenbruch als Ortsbür-

germeister tätig. Er hat sich sehr um die Neubesetzung der

Lehrerstelle bemüht.

 

21. VII. 46.

 

Am Margaretenfest gingen 9 Kinder zur ersten hl. Kommunion.

 

25. X. 46.

 

Heute verstarb im Alter von 78 Jahren Herr Peter Kirch, ein

Heimatforscher, der auch über Frohngau viele Aufzeichnungen

gemacht hat. An seiner Beerdigung am 28. X. beteiligte

sich das ganze Dorf u. die Schule.

 

11. XI. 46.

 

Martinsabend zog ein großer Fackelzug durch den Ort zur

Kraus, wo das Martinsfeuer abgebrannt wurde. Nach mehreren

Jahren lebte diese alte Sitte wieder auf. St. Martin hoch

zu Roß ritt dem Zug voran. Besonders erfreuten die

selbstgebastelten Fackeln. Als Abschluß der Feier gabs aus

der Schule einen erstklassigen Martinsweck. Diesen

hatten verschiedene Mädchen noch im Laufe des Tages

gebacken. Das Material hierzu war von den Schulkindern

im Dorfe gesammelt worden. Allgemein war das In-

teresse für die Veranstaltung groß.

 

Die Weihnachtsferien dauerten vom 20/12. 46 - 8/I. 47. Das

Wetter war recht winterlich u. hatte die Jugend reichlich

Gelegenheit zu rodeln.

 

1947

 

Die Monate Januar und Februar waren sehr kalt. Die

Schneelage nicht besonders hoch. Trotz der bitteren Kälte

wurde das Dorf noch täglich von Städtern besucht, die sich

Nahrungsmittel (Kart.) erbaten.

 

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Ostern 47

 

Am 22. März war Schulentlassungsfeier. 9 Kinder wurden ent-

lassen. 4 Jungen: Reinhard Kurth, Johann Katzola, Rudi Müller u.

Gerhard Schnichels; 5 Mädchen: Kath. Schell, Joseph. Hermeling, Ida

Müller, Margar. Schnichels und Helga Winkens. An der Schulfeier nahmen

der Ortspfarrer u. sämtliche Eltern teil. - Am 15. 4. 47. wurden

10 Kinder in die Schule aufgenommen, 7 Knaben, 3 Mädchen.

Schülerstand 57, 31 Kn. 26 Mädch.

 

Weißen Sonntag, den 13. 4. gingen 7 Kinder zur ersten hl. Kommunion.

 

Unter den Schulkindern brachen die Masern aus, so mußte

der Unterricht bis 9. 6. ausfallen. Die Pfingstferien waren

vom 23. 5. – 29. 5. und wurden verlängert auf Anordnung

des Herrn Kreisarztes.

 

2 Flüchtlingsfamilien aus dem Osten wurden hier untergebracht.

 

Am 24.7. weilte der hochwürdige Herr Weihbischof

Dr. Hünermann in unserer Pfarrgemeinde um die

hl. Firmung zu spenden. 50 Schulkinder aus Frohn-

gau und Buir wurden gefirmt.

 

Die Sommermonate waren überaus heiß und

trocken. Die Folge davon ist eine große Dürre,

die sich bei dem Einbringen von Heu und Feld-

früchten bemerkbar machte. Die Ernte war geringer

als sonst. Die Weiden tragen nicht genug Futter für das Vieh.

 

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