Chronik der Schule zu Frohngau
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1908
Lehrer Wilhelm Küppers 1. April 1908 bis 1. April 1912
Am 1. April trat der Lehrer Wilh. Küppers die kommissarische Verwaltung der hiesigen Schule an. Am selben Tage wurden 16 Kinder, (10 Mädchen und 6 Knaben) in die Schule aufgenommen. Die Schule zählt 91 Kinder. Die diesjährigen Osterferien dauerten vom 15. - 27. April, die Pfingstferien vom 5. – 15. Juni, die Heuferien vom 1. – 21. Juli. Am 25. August fand eine Revision der Schule durch den Kreisschulinspektor Herrn Dr. Schaffrath statt. Die Herbstferien waren vom 1. – 21. September 1908. Am 22. September 08 hielten wir unseren Einzug in die neue Schule. Mit dem 23. Oktober wurde in hiesiger Schule eine ländliche Fortbildungsschule eingerichtet, zu der sich 26 Schüler meldeten. An zwei Abenden der Woche wird vom Lehrer Unterricht erteilt. Im November 1908 wurde unser Schulhaus durch den Herrn Pfarrer Hau eingeweiht. Am 17. Dezember erschienen Herr Regierungs- und Schulrat Dr. Wümmers, Herr Kreisschulinspektor Dr. Schaffrath und Herr Pfarrer Hau in der Winterschule in Buir zur Revision. Hoffentlich wird Buir mit dem nächsten Jahre ein neues Schulhaus erhalten. Für den Gang nach Buir wurden dem Lehrer 2 M zuerkannt. Die Zahl der Schulkinder ist nahezu 30. Wilh. Küppers, Lehrer
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1909
Am 27. Januar wurde das Wiegenfest seiner Majestät, unseres Kaisers und Königs in üblicher Weise begangen. Außer dem Ortsschulinspektor beteiligten sich auch einige Mitglieder des Schul- vorstandes an der Feier.
Die Halbtagsschule, zugleich die Winterschule in Buir hörte mit dem 19. April auf, mit welchem Tage Buir einen eigenen Lehrer, mit Namen Leuwer, erhielt.
Nach den Osterferien wurden 5 Kinder aufge- nommen, 2 entlassen. Der Herr Ortsschulinspektor war zur Entlassungsprüfung nicht erschienen.
Am 11. Mai 1909 erschien der Herr Kreisschulinspek- tor zur Revision in hiesiger Schule. Die Kinder wurden geprüft in Gesang, Lesen, Rechnen, Erdbeschrei- bung und Naturgeschichte.
Die diesjährigen Heuferien wurden auf die Zeit vom 10. - 31. Juli festgesetzt.
Das alte Schulhaus wurde am 3. August öffent- ich versteigert. Der hiesige Bürger Anton Notarius erstand es für den Preis von 1250 M.
Für die Erteilung des Unterrichts an der ländlichen Fortbildungsschule wurde dem Lehrer vom Aachener Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit eine Komuneration von 3 M für den Abend bewilligt.
Die Lehrerwohnung in der neuen Schule benutzt seit Ostern ds. J. der Gemeindeförster Warmer. Im Laufe des Sommers wurde der Zeichen- unterricht nach der neuen Methode hier ein- geführt.
Die Schule zählt 73 Kinder.
Die Kartoffelferien waren vom 1. – 21. Oktober.
Am 8. November 1909 starb ein Mitglied des Schulvorstandes, der Gemeindevorsteher Christian Schnichels; die Schulkinder beteiligten sich an seinem Begräbnis.
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Am 17. Dezember machte unsere Schule einen Ausflug nach Walchrath, woselbst die Ruinen des ehemaligen Bauerngutes „Walchrather Hof“ noch zu finden sind. Im Volksmunde weiß man von dem Verschwinden dieses Hofes viel Sagenhaftes zu berich- ten. Vor einigen Jahren wurde dort noch eine Keller- wölbung abgebrochen, deren Steine zum Bau eines Stalles an dem kirch`schen Hause in Buir gebraucht wurden.
Die diesjährigen Weihnachtsferien beginnen am 22. Dezember und dauern bis nach Neujahr.
Frohngau, den 20. 12. 1909
Küppers, Lehrer
1910
Am 27. Januar fand wie alljährlich, de Feier des Geburtstages unseres Kaisers statt. Der Ortsschulinspektor Herr Pfarrer Hau beehrte das Fest mit seiner Gegenwart.
Im Monat Juli 1909 wurde in hiesiger Schule eine Schulsparkasse eingerichtet nach dem System des Lehrers Reinirkens in Essen-Ruhr. Bis zum 1. Februar 1910 belief sich die Summe der Spareinlage auf nahezu 80 M.
Am 22. März fand in Gegenwart des Herrn Ortsschulinspektors Hau die Entlassungsprüfung statt, zu der auch die Mitglieder des Schulvorstandes öffentlich eingeladen waren. Den Schluß der schön verlaufenen Prüfung bildete das mehrstimmig vorgetragene Lied: An die Glocke.
Mit dem 5. April 1910 begann das neue Schuljahr; die Zahl der Schüler beträgt 78. ein Kind wurde entlassen, zehn aufgenommen. Es mußten 2 neue Schulbänke angeschafft werden.
Am 18. April 1910 besuchte der Kreisschulinspektor Herr Schulrat Dr. Schaffrath die hiesige Schule. Die Kinder wurden geprüft in Deutsch, Rechnen und Geschichte.
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Während in den ersten Tagen des Maimonates der Schnee in dichten Flocken fiel, gingen im letzten Drittel recht viele und heftige Gewitter nieder. Die Arbeiten an der neuen Schule sind noch immer nicht beendet. Die Umfassungsmauer muß noch ab- gedeckt werden, da die obere Schicht der Steine durch die Einflüsse der Witterung anfängt, abzubröckeln. Der Keller ist sehr feucht; bei nassem Wetter steht das Wasser oft fußhoch. Hier und da sind Türen und Fenster, besonders die eisernen Vor‑ oder Doppelfenster mangelhaft gearbeitet. So macht der Schulneubau dem Baumeister Herrn Weiler aus Winnerath noch viel zu schaffen.
Die Fenster des Schulsaales sind mit Zugvorhängen versehen worden. Dieselben lieferte die Firma Laur. Bollenrath aus Münstereifel im Preise von 22,80 Mark.
Anfangs Mai nahm Herr Dr. Westerhoff aus M-eifel das Impfgeschäft in unserer Schule vor. Nach der Aussage des Arztes sind die Kinder durchweg gesund und kräftig.
Im verflossenen Jahr wurde die Straße vor der Schule gebaut in der Richtung nach Buir – Tondorf bis hinter den sogenannten Kühbach. Während man früher auf einem Wege den Bach überschritt, erhebt sich dortselbst ein 4 M hoher Auftrag. Den Weg bau- te der hiesige Hubert Radermacher, der im vorigen Jahre die „Alte Gasse“ neu herrichtete. Im Jahre 1908 wurde die Straße in der Richtung nach Birkenheck ausgebaut. So hat die Gemeinde unserem ziemlich entlegenen Dorfe bessere Verbindungen geschaffen.
Zu einer kleinen Münzsammlung, welche der Lehrer angelegt hat, brachten die Schüler nicht selten alte Münzen mit der Umschrift: Gülich und Bergische Scheidemünze, die auf dem Acker gefunden waren. Dies hat wohl seinen Grund darin, daß das nahe Städtchen Münstereifel ehemals zum Herzogtum Jülich gehörte und die Einwohner unseres Dorfes früher, wie
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auch heute noch, viel mit M. geschäftlich verkehrten.
Bei Ausschachtungsarbeiten für das neue Schulgebäude fanden die Arbeiter ein großes, versteinertes Horn, das höchstwahr- scheinlich von einer in vorgeschichtlicher Zeit hier gehausten Rinderart herstammte. Es ist in Münstereifel im Museum.
Die diesjährigen Osterferien waren vom (13.- 23) 25. März bis 5. April; die Pfingstferien vom 14. bis 22. Mai.
Am Samstag, den 5. August 1910, bemerkten Buirer Leute, die nach hier zur Kirche kamen, in unmittelbarer Nähe un- seres Dorfes eine ausgewachsene wilde Sau, was besonders auffallend erscheint, weil seit Jahren in der Frohngauer Feldjagd keine mehr in die „ewigen Jagdgründe“ befördert worden ist.
Über Schulverhältnisse zu Anfang des 19. Jahrhunderts berichtete dem Lehrer ein 86jähriger Mann aus dem Dorfe folgendes: Zu meiner Kinderzeit stand das Schulhaus ungefähr an der Stelle des alten Schulhauses etwas mehr zur Straße hin. Es war ein kleines Gebäude, welches nur zwei Zimmer enthielt. Der Lehrer unterrichtete und besorgte gleichzeitig seine häuslichen Arbeiten. Der Schul- zwang bestand zu dieser Zeit hier noch nicht. Infolgedessen behielten die Leute ihre Kinder im Sommer zu Hause bei der Arbeit. Jahrelang haben im Sommer nur 2 Kinder die Schule besucht. Wenn dagegen im Winter die Rangen zu Hause nicht mehr von der Mutter zu bändigen waren, wurden sie zum Unterricht gejagt. Da war natürlich nach solch langen Sommerferien alles ver- schwitzt. - Die Lehrer wurden von den Gemeindevätern gewählt und angestellt. Das Gehalt betrug 1 Taler und 6 Groschen für jedes Kind. Da der Lehrer aber davon nicht leben konnte, so setzte er im Sommer eine Zeit lang den Unterricht aus und verdiente als Tagelöhner bei den Bauern des Dorfes etwa 2 ½ Groschen pro Tag. Die Schule eines gewissen jungen Lehrers Schmitz (§ 2) wurde alle 14 Tage durch seinen Vater, der Lehrer in Nöthen war, revidiert.
(§ 2) = siehe § 2 auf Seite 2
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Grundriß des alten und des neuen Schulgebäudes
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Das erste Schulhaus wurde in Frohngau errichtet im Jahre 1689 vom Grafen Ernst Salentin von Blan- kenheim. Es unterrichtete ein Schulvikar. Im Jahre 1838 wurde das alte und im Jahre 1907 das neue Schulgebäude erbaut. An der Stelle des letzteren war bis dahin ein schlammiger Brandweiher. Der Stein mit dem schönen Vers „Der Schule gute Lehr: des Lebens Burg und Wehr“ wurde auf Veranlassung des Ortschulinspektors Herrn Pfarrers Hau angebracht.
Am 16. Juni 1910 machte unsere Schule einen Ausflug nach Blankenheim, an dem sich auch der Pfarrer freund- lichst beteiligte. An der Römerbrücke gesellten die Schulen von Engelgau und Zingsheim sich zu uns. In Blankenheim trafen wir auf der Burgruine mit den Schulen von Ripsdorf, Hüngersdorf und Alendorf zusammen. Diese große Schar, etwa 300 an der Zahl, besuchte zunächst die Ahrquelle, die deshalb schon für die Kinder von großem Interesse war, weil dies sonst so harmlose Flüßchen in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni 1910, also 3 Tage vorher, bei einer Über- schwemmung über hundert Menschenleben forderte. Nach einer gemütlichen Kaffeerast im Hotel Kölner Hof machten wir einen Rundgang durch die „Stadt“ und marschierten unter frohem Gesang der Kinder durch das Mürel wieder der Heimat zu.
Zu Anfang des Sommers brach unter Kindern Diphtherie aus, die aber glücklicherweise keinen größeren Umfang annahm.
Da der 19. Juli in die Zeit der Heuferien fällt, wurde am 30. Juni die hundertjährige Wiederkehr des Todestages der Königin Luise in unserer Schule festlich begangen. Der Unterricht wurde an dem Tage ausgesetzt. Die Heuferien sind vom 1. bis 21. Juli. Durch landrätliche Anordnung wurden dieselben bis zum 1. August ausgedehnt.
In der Zeit vom 4. bis 14. August wurde in unserer Pfarrkirche eine Mission abgehalten, an der sich die Schuljugend rege beteiligte. Die Missionare waren aus dem Lazaristenkloster Bochols bei Aachen.
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Im Laufe des Monates August wurde in hiesiger Schule die dritte Turnstunde eingeführt.
Am 2. September feierten wir die 40jährige Wieder- kehr der Schlacht von Sedan unter Ausfall des Unter- richts.
Am 4. September war die amtliche Lehrerversamm- lung des Kreises Schleiden in Call. Es wurde ein Vortrag über Denkmalpflege und Heimatschutz gehalten.
In den Monaten Juli und August waren 5 Knaben der Oberstufe wochenlang vom Unterricht befreit, weshalb in der betreffenden Abteilung ein erfolgreicher Unterricht unmöglich ist.
Im Interesse der Heimatkunde dürften wohl folgen- de Sagen Aufnahme in die Schulchronik finden:
1 . Als man in früheren Zeiten die Kirche auf dem Michelsberg erbaute, kam der Teufel zu den Bau- leuten und fragte sie: „Was baut ihr hier?" Sie ant- worteten: „Eine Wirtschaft." Nach einigen Wochen kam der Teufel wieder, um sich von dem Fortschritt der Arbeiten zu überzeugen. Da er aber sah, daß eine Kirche errichtet wurde, nahm er sieben schwere Bausteine und warf sie wohl eine Stunde weit. Man kann sie heute noch liegen sehen am „Weißenstein.“ Es sind weiße Felsblöcke von eigentümlicher Formation, wie sie in ganzen Gegend weit und breit nicht mehr zu finden ist. Ein Stein hat noch deutliche Spuren von der Hand des Teufels behalten.
2. Ebenso bilden die schönen Felspartien in der sogenannten Eisengrube und Dachshecke Gegen- stand vieler Erzählungen. Nach dem Volksglauben waren sie von Zwergen bewohnt. Die elf Teller in der Höhle dienten ihnen als Tafelgeschirr. Den Bauern auf dem Felde machten sie manchen Schabernack, und nicht selten haben sie der über Kirschbaum fahrenden Mühlenkarre einen Sack Mehl gestohlen. Dagegen fanden arme Ackersleute öfters ein Weißbrot am Pflug hängen. Von der
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Höhe aus ging ein unterirdischer Gang zum Götzentempel nach Bouderath. Noch heute heißen die Felsen Zwergsley oder Quergsley.
Selbst den Turm unserer niedlichen Dorf- kirche umrankt die Sage. Sie stellt ihn dar als eine Burg oder einen Aussichtsturm, von Blan- kenheim aus gegründet. Wahrscheinlich stand er vor der Kirche da. Die Mauern sind schon bau- fällig geworden. Etwas Wahres ist doch an der Sage. Die ganze Anlage der Kirche erinnert an eine Burg. Der Burggraben ist in dem Pfarrgarten und hinter der alten Schule zu suchen. In späterer Zeit ist er an der nördlichen Seite ausgefüllt worden durch Wege‑ und Häuserbau. Die west- liche Kirchhofsmauer weist ein Gewölbe aus alter Zeit auf. Auch würde man beim Neubau einer Kirche wohl kaum an der jetzigen Stelle einen Turmeingang geschaffen haben. Dazu steht der Turm nicht mit dem Schiff der Kirche in Verbindung.
3. Den alten Einwohnern unseres Dorfes sind noch die Ruinen des Walchrather Hofes frisch im Ge- dächtnis. Das plötzliche Verschwinden dieses großen Bauerngutes hat ebenfalls die Sage ausgeschmückt. Die Leute des Hofes pflegten nach Tondorf zur hl. Messe zu gehen. Da nun der Weg dorthin nicht gut im Dunkeln zu gehen war, läutete man eine halbe Stunde lang. Einst, es war am hochheiligen Christfest, da wartete man vergebens auf die Kirchgänger von Walchrath. Boten, die man nach ihnen ausschickte, fanden Eltern, Kinder und Gesinde er- mordet auf. Während der hl. Wandlung fiel ein Blutstropfen auf den Altar.
Auch von einem Brande, der einen großen Teil des Dorfes zerstört haben soll, berichtet der Volksmund. Am Kühbach sind noch Mauerreste zu finden. Eine Parzelle führt noch den Namen: An der Schleif- mühle. Auf dem sogenannten Büchel sind die kleinen Wiesen und Gärten stellenweise noch mit Fundamenten und Mauerwerk umgrenzt. - Geschichtlich ist der Brand 1620. Die Abgebrannten hielten sich vorübergehend in Langscheid auf.
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4. Geht man über den Heinzenberg zum Mürel (Morr) so begegnet man an der Römerbrücke einer schönen Fichtenkultur. Dieser Wald gehört der Gemeinde Tondorf, soll aber früher Frohngauer Eigentum gewesen sein. Da hat es nach der Sage so gegangen:
Die beiden Gemeinden gerieten in Streit über den Besitz des Waldes. Ein Tondorfer Einwohner hatte sich daheim seine Schuhe mit Dreck gefüllt und be- hauptete nun feierlich: Ich stehe hier auf Tondorfer Erde. So kam der Wald in fremde Hände durch seine List. Aber nach seinem Tode wurde seine Seele zur Tierwanderung verdammt. Auf einem weißen Roß umritt er in den Sturmnächten den Wald und rief immerfort: "Wo soll ich ihn setzen, wo soll ich ihn setzen?' Er meinte den Grenzstein.
5. In den alten Erzählungen spielt vielfach Schinder- hannes oder, wie die Leute hier zu Lande sagen Schin- derjohannes F eine große Rolle. Dieser „berühmte“ Einbrecher soll aus Schönau gebürtig gewesen sein. Bei Reichen stahl er, und Arme beschenkte er. Bei der Gerichtsverhandlung in Coblenz soll einer seiner Gefährten und Diebesgenossen eingestanden haben: Ein Knäuel Garn war mein erster Diebstahl. Die Mutter sagte dazu: davon kannst du mir noch mehr bringen. Noch heute nennt man in unserer Gegend Häuser, in die zu dieser Zeit die berüch- tigte Bande eingebrochen ist.
6. Erwähnt sei auch an dieser Stelle die sage vom Kartstein oder der Kakushöhle bei Eiserfey, wo drei gewohnheitsmäßige Trinker und Kartenspieler am Ostertag durch eine Erscheinung des Höllenfürsten verscheucht wurden. Samstags frönten die drei während der hl Messe ihren Leidenschaften. (Müllermeister)
7. Oberhalb unseres Dorfes, am Wege nach Engelgau, erhebt sich ein Gebirgsrücken, die Krauß, im Volksmunde Krüß geheißen. Die Spitze dieses Hügels ist durch ein weitsichtbares hölzernes
F Der geschichtliche Schinderhannes ist es nicht.
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Kreuz gekrönt. Dieses wurde im Jahre 1903 an die Stelle eines alten, morschgewordenen Stand- bildes errichtet. Dortselbst hat nach der Sage im Mittelalter zur Zeit der Raubritter ein Galgen gestanden. Die Hingerichteten wurden auf einem Acker in der Nähe des Dorfes, der heute noch den Namen „Der Grof“ F, was so viel bedeutet wie Grabstätte, führt. In neuerer Zeit sind dortselbst öfters Knochen ausgegraben worden. Alte Schreibweise heißt Graus (Schrecken)
Als in diesem Jahre die Scheune des Ackerers Evertz erweitert wurde, fand man unterirdisch einen Stollen, indem früher einmal Eisenstein gegraben worden war. Dasselbe wird auch von der Eisengrube behauptet. Doch ist Schreiber dieser Zeilen der Ansicht, daß der Name von Einsenkgrube herzuleiten ist. Der Brombach geht nämlich am Hilbergarten in die Erde und kommt in der genannten Grube wieder als Quelle heraus. Nun ist es ja leicht denkbar, daß die Erdschicht, die den Lauf des Wassers bedeckt, hier und da von einem schweren Fuhrwerk zum Sinken gebracht wurde --------
Die Herbstferien waren vom 1. - 21. Oktober 10.
Mit dem 11.11.1910 wurde mit dem Unter- richt in der Abendschule begonnen. Es nahmen 16 Schüler teil, die meisten Jungen arbeiten in Mülheim.
Nach den Herbstferien wurden 5 Schüler entlassen, es bleiben demnach noch 73.
Es wurden in diesem Jahre folgende Anschaf- fungen für die Schule gemacht: Zerlegbarer Würfel, 10 geometrische Körper, eine Schultafel mit Gestell, eine Gertig-Lesemaschine, 30 Turnstäbe, 10 Lese- bücher für Fortbildungsschulen; Reck und Barren sind zur Anfertigung in Auftrag gegeben.
Am 1. Dezember 1910 hatte Frohngau 285 Einwohner. Es waren nur noch 46 bewohnte Häuser im Dorfe. Im Sommer des Jahres 1909 waren es noch 51 bewohnte Häuser; 3 starben aus, 1 brannte nieder und 1 Familie verzog.
F Der Grof ist ein ehemaliger Judenfriedhof, der neben dem „Stück des Halfen“ lag.
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Das Kruzifix in unserer Schule wurde von einem Herrn aus Köln, der die Kunstdenkmäler in hiesiger Gegend studiert, als ein Altertüm- chen von künstlerischem Wert bezeichnet. Sowohl Kirche als auch Kruzifix wurden photo- graphiert Frohngau, den 23. Dezember 1910 Küppers
1911
Nach dreijähriger Pause trat am Sonntag, den 8. Januar der Männergesang- verein Frohngau- Buir wieder zusammen. Zum Vorsitzenden wurde Hubert Grons, zum Schriftführer Wilhelm Schnichels und zum Kassierer Lorenz Meyer gewählt. Diri- gent ist der Lehrer. Der Verein zählt etwa 40 Mitgl.
Im hohen Alter von 90 Jahren starb am 21. Januar der hiesige Zimmermann Jakob Notarius. Geboren war er im Jahre 1821.
Am 27. Januar feierten wir den Geburts- tag Sr. Majestät. Wie üblich, wurden auch jetzt 100 sogenannte Kaiserwecken verteilt.
Vom Herrn Regierungspräsidenten wurde der ländl. Fortbildungsschule die Summe von 20 M zur Beschaffung neuer Bücher bewilligt. Es wurden dafür 10 Rechenbücher, Kraupelins Naturstudium, Franke`s Bürgerkunde, Handbuch von Sauge, und Vogelarten von Gemsius (2 Bd.) angeschafft. Die Fortbildungs-Bibliothek besteht also schon aus 25 Büchern. Am Freitag den 17. März fand die Schlußprüfung in der Fortb. Schule statt. Einem fleißigen Schüler wurde ein Buch mit einer Widmung über- reicht. Die Besoldung des Lehrers betrug 90 M.
Am 22. März 1911, mittags gegen 12 Uhr wurden die Einwohner unseres Dorfes in großen Schrecken gesetzt, da in dem Hause des Ackerers Johann Notarius Feuer ausbrach. Obwohl sechs auswärtige
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Spritzen zur Stelle waren, brannte das Haus mit Stallungen und Scheune vollständig nieder. - Seit dem Jahre 1870 haben 6 Schaden- feuer in unserem Ort gewütet, nämlich bei Radermacher an der Helt 39, bei Ägidius Heinen am Ausgange nach Blankenheim, bei Schell (Nr. 9) (jetzt von Wilhelm Mahlberg bewohnt), bei Heß in der Horngasse 13 (durch Blitzschlag), bei Hansen an der Graus im Jahre 1909.
Zu Beginn des neuen Schuljahres wurden (am 1. April) 10 neue Schüler aufgenommen. Im verflossenen Schuljahr wurden 19 Kinder entlassen. Die Zahl der Schüler ist somit 69.
Am 3. April 1911 wurden auf dem Schul- hofe Barren und Reck aufgestellt. Beide Turngeräte sind vom Schreiner Wilhelm Schnichels hierselbst angefertigt worden.
Das Heizen und Reinigen des Schulsaales übernahm am 1. April Marg. Schneider von hier für eine jährliche Vergütung von 36 M. Bisher war dies Geschäft von Katharina Brenner besorgt worden.
Im April 1911 wurde Lehrer Küppers endgültig angestellt mit rückwirkender Kraft vom 1. Januar.
Die Osterferien waren vom 13. – 23. April.
Bei der Untersuchung der Schulkinder durch den Impf-Arzt Dr. Westerhoff wurde ein Fall von Knochentuberkulose festgestellt und zwar bei der 7 Jahre alten Anna Hehs.
In dem engen Kamin der Schulwohnung geriet am 13. Juni der Ruß in Brand. Die Glut erstreckte sich vom Keller bis zum Speicher, konnte aber leicht gelöscht werden. Durch mangel- haftes Reinigen wurde der Brand verursacht.
Am Sonntag nach Pfingsten feierte der Vorsitzende des Schulvorstandes, Herr Bürgermeister Schmitz in Zingsheim sein 25jähriges Dienstjubiläum
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in der neuen Halle. Das Fest nahm einen würdigen und schönen Verlauf. Die Zahl der Festteilnehmer betrug wohl 1000. Als Vertreter der Lehrerschaft hielt Herr Lehrer Krings von Weyer eine schwungvolle Rede, in der der Jubilar als Förderer der Schule und Freund der Lehrerschaft gefeiert wurde.
Vom Norddeutsche Lloyd und der Hamburg- Amerika-Linie erhielt der Lehrer auf seine Anfrage hin eine ganze Sammlung herrlicher Anschauungsbilder und Broschüren, die teil- weise beim Unterricht gute Verwendung finden.
Für die hiesige Schule wurden im Sommer 1911 angesch. 18 neue Schulbänke „Rhenus“ für den Preis von 572 M. Die Kreiskasse und die Regierung hatten hierzu je 250 M Beihilfe gewährt. Die Anregung ging vom Kgl. Baurat Herrn De Ball aus.
Aus alten Büchern und Handschriften hat der Lehrer manche Einzelheiten aus der Geschichte des Dorfes Frohngau gesammelt, die von Interesse sind, um in die Schulchronik einge- tragen zu werden.
Die Zeit der Gründung des Dorfes ist un- bekannt. Der Name wird vom Volke gewöhnlich vom Frondienst abgeleitet, welche Deutung aber unwahrscheinlich ist. In vorgeschichtlicher Zeit soll an der Stelle der Pfarrkirche eine Opferstätte der Göttin Frugata gewesen sein, nachdem der Ort später benannt worden wäre. Um das Jahr 1400 ist zuerst davon die Rede. Der Ort ist dazumal Fraungau. Daß auch die Römer hier gewesen sind, beweisen die Funde von Münzen und Grabstätten bei Engelgau. Im Jahre 1580 sind spanische Truppen im Dorfe ge- wesen. (?) Eine alte Handschrift sagt, daß die Kirche
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im Nordwesten des Dorfes liege, während sie jetzt im Süden steht. Da sie jedoch niemals auf einer anderen Stelle gestanden hat, ist diese Tatsache nicht anders zu erklären, als daß die Häuser vor dem Brande auf dem Hag und Büchel bis zur Schleifmühle (Parzelle am Kühbach) gestanden haben 1620 F. Um diese Zeit standen hier einige Lehnsgüter. Um das Jahr 1600 wird Frohngau genannt. Es heißt im Koblenzer Staats- archiv, daß Pfarrer „Bernhard selig“ damals wöchent- lich hier eine Messe halten mußte. Frohngau war Filiale von Tondorf. Unter dem Grafen Salentin Ernst von Blankenheim (1644‑1694) wurde in der Kirche zu „Frohngau“ ein Opferkasten aufgehängt für das Kloster St. Elisabeth von Blankenheim. Eine damals hier gebräuchliche Scheidemünze hieß Blaffert. Sie hatte einen Wert von 30 Pf. (Köln-Trier). Unter diesem Grafen wurde 1689 an der Stelle des alten Schulhauses die erste Schule erbaut, ein kleines Gebäude, das nur 2 Zimmer enthielt. Jedes Haus von Frohngau mußte dem Pastor, der hier allwöchentlich die Messe las, ein halbes Malter Hafer und ein sechspfündiges Brot liefern. Der letzte, der diese Rente genoß, war Pastor Jetzig aus Esch im Jahre 1652. Frohngau suchte sich in der Folgezeit, besonders unter dem Pastor Liven, welcher 1705 starb, selbstständig zu machen. Frohngau bekam einen eigenen Geistlichen, der den Titel Primissar führte 1713. Dieser mußte auch Schul- unterricht erteilen. Für die drei Patrocinien erhielt der Pastor 12 Albus (Weißpfennig, Silber- scheidemünze 12 Pf) später 18 Petermännchen. Damals hatte Frohngau, Gau genannt, 28 Häuser. Im Jahre 1716 kam ein neuer Schullehrer Primissar Lyon, der auf Veranlassung des Blankenheimer Grafen geschickt worden war, nach hier. Den Jugendunterricht erteilte er nur im Winter. Er bezog ein Gehalt von 100 Reichstalern. Die Kirchenmeister von hier mußten dem Grafen den Treueid leisten. Jugend- unterricht erteilten 1743 Vikar H…. ; später Stephan
F Nachher sind die Schallöcher an der östlichen Seite zugemauert worden.
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Bongard; 1775 Nikolaus Josef Everartz, F dessen Name noch heute in dem „Herr Everartz Brunnen“ im Volksmunde weiterlebt. Mit der Vertreibung der Gräfin Augusta, die mit dem böhmischen Grafen Sternberg vermählt war, hörte das Abhängigkeits- verhältnis auf. Die Franzosen bemächtigten sich 1794 der Burg. Sie wurde 1810 zum Abbruch verkauft. Mauersteine, Hauwerk und besonders geschnitzte eichene Türen und Geräte wanderten in die umliegenden Ortschaften, blieben aber zum größten Teil in Blankenheim. Ähnlich ging es mit anderen Burgen. So rührt das Wappen am Hause von Crump (Neu Blum) von Dollen- dorf her. An die Herrschaft der Grafen erinnern noch die Ausdrücke: „Am Scheuerplatz“ (Auf der Hardt) und „An der Zehntscheune“ (der Schmiede gegenüber). Die wurde im Jahre 1810 an den Ackerer Grons für ………. verkauft. - Zu Anfang des 19. Jahr- hunderts erhielt die Schule von Frohngau die ersten weltlichen Lehrer von denen eingangs dieser Chronik zu lesen ist. – Der damalige Verkehr war äußerst gering. Kam doch nur alle zwei Wochen der Blankenheimer Karrich (Postwagen) der die Ver- bindung mit Köln bewerkstelligte. Die Verkehrs- straße war die Römerstraße, die von der Römer- brücke über den Heinzenberg auf der Grenze zwischen hier und Engelgau verlief. Außerdem ging jede Woche der Blankenheimer Both (Bote) nach Köln. Mit der Landstraße Köln ‑Trier bekam der Postwagen einen besseren Weg. Die Bewohner von Frohngau nahmen ihre Postsachen gewöhnlich in Tondorf gelegentlich in Empfang. Vor 100 Jahren gestalteten sich die Arbeiten des Landmannes
F Auf einer Gedenktafel in der Kirche ist außerdem von den Rektoren Dahm und Rauh die Rede.
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teilweise ganz anders als heute. Es war damals die Schiffelwirtschaft üblich. Als Halmfrucht galt fast ausschließlich der Spelz (Dinkelweizen; danach hat der Kalkboden heute noch seinen Namen). Auch wurde Flachs angebaut und die Weberei war Hausindustrie. Wegen Mangels an Dünger lagen große Strecken unbebaut. Auf diese trieb man Schaf‑, Schweine‑ und Rindviehherden, zu welchem Zwecke 3 Hirten von der Gemeinde angestellt waren. In manch anderen Dörfern kam dazu noch eine Ziegenherde. - Im Gemeindewalde waren nur Buchen‑ und Eichenbestände. Die Privatleute legten Lohschläge an. So blieben von den Buchenwäldern nur noch spärliche Überreste. In den Wäldern wurden Kohlen gebrannt, wie man dies an den Meilergruben in Hau und Gemeinde noch deutlich sehen kann. In den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts fing man an, Fichtenkulturen anzulegen, doch standen die Bewohner dem Unter- nehmen der Forstleute sehr mißtrauisch gegenüber. Allmählich bürgerten sich die Nadelhölzer ein, zumal die Preise der Lohe immer mehr sanken. –
Die Heuferien waren vom 1. – 21. Juli. Am 15. Juli war der ehrwürdige Herr Kardinal und Erzbischof Dr. Fischer zur Firmung in unserer Pfarrkirche.
Wegen der ungewöhnlich großen Hitze muß der Nachmittags-Unterricht größtenteils ausfallen. Das Thermometer zeigt manchmal morgens 9 Uhr 27 o; in Sonne erreicht die Hitze zuweilen am Nach- mittag 50 o. Von der kgl. Regierung wurde unterm 2.8.1911 angeordnet, auch am Vormittag den Unterricht völlig auszusetzen, über die geltenden Bestimmungen hinaus. Die Hitze und Dürre hat in diesem Jahre die Getreide- ernte begünstigt, richtet aber im Walde besonders bei jungen Fichtenpflanzen großen Schaden an. Viele Obstbäume sind verdorrt. In der Bürgermeisterei sind an vielen Stellen Waldbrände ausgebrochen. In Buir brannten vier, in Tondorf fünf Häuser ab.
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Am 4. September 1911 war die Lehrerversammlung in Kall. Es wurde über die schädlichen Folgen des übermäßigen Alkoholgenusses gesprochen.
Im September wurde ein neues Inventar- verzeichnis der Schule aufgestellt.
Am 28. Sept. 1911 war Herr Kreisschulinspektor Dr. Schaffrath zur Revision hier.
Vom 2. - 23. Oktober waren die diesjährigen Herbstferien.
Am Freitag, den 20. Okt. 1911 hatten die hiesigen Schulkinder das große Glück, Seine Majestät, unseren allergnädigsten Kaiser u. König Wilhelm II auf seiner Durchreise nach Lieser, bei Buirhaus zu sehen. In Münstereifel hatte der Kaiser die Kostbarkeiten der Pfarrkirche besichtigt.
Am 3. November 1911 wurde mit dem Unterrichte in der ländlichen Fortbildungs- Schule begonnen. Es meldeten sich 15 Schüler. Es nahmen so wenig junge Leute teil, weil eine große Zahl, ca. 25 Mann an der neuen Bahnstrecke Ahrdorf-Blankenheim beschäftigt sind.
1912
Die Weihnachtsferien waren vom 22. Dez. 1911 bis 3. Januar 1912.
Am 12. Januar war in der Schule zu Frohngau Reichs- tagswahl für den Wahlbezirk Frohngau, - Engelgau - Buir. Sämtliche Wahlzettel lauteten auf den Zentrumskandidaten.
In der Zeit vom 1. Mai 1911 bis 1. Februar 1912 fiel der Unterricht infolge großer Hitze oder durch Schulfeste, Versamm- lungen und dergl. an 43 halben Tagen aus. Es waren im ganzen 256 Schulbesuchshalbtage. Die Gesamtzahl der Versäumnisse betrug 1260 ist gleich 18 Halbtagen auf 70 Kinder gerechnet. Turn- Handarbeits- und Religionsunter- richt fielen im ganzen in 39 Stunden aus gleich 39 : 3 = 13 Halbtagen. Es blieben somit noch 256 - 18 - 13 = 225 Halbtage.
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Die Kinder der 8 oberen Jahrgänge hatten darauf 225 x 3 = 675 Unterrichtsstunden, die der beiden ersten 450. Das sind pro Tag etwa 2 Stunden 25 Minuten für 1. und 1 St. 36 M. für die 2. Abteilung, wenn Ferien und Feiertage mit berechnet werden. Auf jeden schulpflichtigen Wochentag ent- fielen für jedes Kind 3 St. 48 M. bz. 2 St. 32 M. Davon gehen jeden Tag durchschnittlich 25 Minuten für Pausen ab. Die oberen Jahrgänge hatten also nur 3 Stunden 23 Minuten Unterricht an jedem Schultag, während die Unterrichtszeit bei ganz normalen Verhältnissen 4 Stunden 35 Minuten dauern müßte. Jeder Schüler erhielt also in den verflossenen 9 Monaten täglich 1 Stunde 12 Minuten zu wenig Unterricht.
Der Schluß der diesjährigen Fortbildungsschule war am 19. März. Zwei vom Kreis geschenkte Bücher aus der Sammlung „Des Landmanns Feierabende“ wurden verteilt.
Nach vierjähriger Tätigkeit an der Schule zu Frohngau trat Lehrer Wilhelm Küppers am 1. April 1912 seine neue Stelle in Brand (Aachener Land) an.
Zu Seite 125 Lehrer Josef Jouhsen
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